Rette mich vor dir
Königin. Man behandelt dich gut.«
»Warner.« Ich bin nervös. Ängstlich. Beunruhigt. Zittere ein bisschen, aber nicht nur wegen der Kälte. »Was ist los? Weshalb bist du hier?«
Nichts.
Schweigen.
Dann plötzlich.
Ein tiefer Atemzug.
»Ich möchte, dass du mitkommst.«
Die Welt hört auf, sich zu drehen.
»Wenn ich morgen verschwinde«, sagt er. »Ich möchte, dass du mitkommst. Vorhin kam ich nicht dazu, dich zu fragen, und morgen früh hielt ich für einen schlechten Zeitpunkt.«
»Du willst, dass ich mitkomme.« Ich weiß nicht genau, ob ich noch atme.
»Ja.«
»Du willst, dass ich mit dir durchbrenne.« Das kann nicht wahr sein.
Kurzes Schweigen. »Ja.«
»Das kann ich einfach nicht glauben.« Ich schüttle den Kopf, scheine gar nicht mehr damit aufhören zu können. »Jetzt bist du ernsthaft verrückt geworden, oder?«
»Wo ist dein Gesicht?«, sagt er, und es hört sich an, als lächle er. »Kommt mir vor, als rede ich mit einem Geist.«
»Ich bin hier.«
»Wo?«
Ich stehe auf. »Hier.«
»Ich kann dich immer noch nicht sehen«, sagt er, aber seine Stimme ist näher als zuvor. »Kannst du mich sehen?«
»Nein«, lüge ich. Versuche die Spannung, das Zittern in der Luft zwischen uns nicht zu spüren.
Ich trete einen Schritt zurück.
Dann spüre ich seine Hände auf meinen Armen, seine Haut an meiner Haut, und halte die Luft an. Rühre mich nicht. Gebe keinen Ton von mir, als seine Hände zu meiner Taille wandern, zu dem dünnen Stoff, der meinen Körper kaum verhüllt. Seine Finger streichen über die weiche Haut an meinem Rücken, und ich weiß nicht mehr, wie oft mein Herz aussetzt.
Ich habe Mühe, Sauerstoff in meine Lunge zu befördern.
Ich habe Mühe, meine Hände bei mir zu behalten .
»Ist es möglich«, flüstert er, »dass du dieses Feuer zwischen uns nicht spürst?« Seine Hände gleiten wieder über meine Arme, ganz leicht, tasten sich unter die Träger des Shirts, und etwas zerreißt mich fast, schmerzt im tiefsten Inneren, pulsiert in jeder Zelle meines Körpers, und ich versuche verzweifelt, nicht den Kopf zu verlieren, als ich spüre, wie die Träger herunterrutschen, und alles kommt zum Stillstand.
Die Luft bewegt sich nicht.
Meine Haut hat Angst.
Sogar meine Gedanken flüstern nur noch.
2
4
6 Sekunden vergesse ich zu atmen.
Dann spüre ich seine Lippen an meiner Schulter, weich und brennend und zart, so sanft, dass ich glauben könnte, ein leichter Windhauch küsse mich und nicht ein Junge.
Wieder.
Diesmal auf meinem Schlüsselbein, und es ist wie im Traum, die Liebkosung einer vergessenen Erinnerung, ein Schmerz, der gelindert werden will, ein dampfender Topf, der in Eiswasser landet, eine erhitzte Wange an einem kühlen Kissen in einer heißen heißen heißen Nacht, und ich denke, ja , ich denke das , ich denke danke danke danke
bevor mir einfällt, dass sein Mund über meinen Körper wandert und ich nichts tue, um ihn davon abzuhalten.
Er weicht ein wenig zurück.
Meine Augen wollen nicht aufgehen.
Sein Finger berührt meine Unterlippe.
Zeichnet die Form meines Mundes nach, die Linien, die Täler, die Hügel, und meine Lippen teilen sich, obwohl ich sie gebeten hatte, das nicht zu tun, und er kommt mir noch näher. Erfüllt die Luft um mich her, als gäbe es nichts außer ihm und der Hitze seines Körpers, dem Duft von frischer Seife und etwas Rätselhaftem, süß und doch nicht süß, echt und hitzig, etwas, das nach ihm riecht, das ihm zu gehören scheint, als sei er eine Flüssigkeit, in der ich nun ertrinke, und ich merke nicht einmal, dass ich mich an ihn lehne, den Duft an seinem Hals einatme, bis ich spüre, dass seine Finger nicht mehr auf meinen Lippen verweilen, sondern auf meiner Taille liegen, und er sagt
»Du«, und er flüstert das Wort, prägt es in meine Haut. Zögert.
Dann.
Noch sanfter.
Seine Brust bebt. Er keucht die Worte. »Du zerstörst mich.«
Ich zerfalle in seinen Armen.
Meine Fäuste umklammern Unglückspfennige, und mein Herz ist eine Jukebox, die nach ein paar Nickels verlangt, und mein Hirn wirft Münzen Kopf oder Zahl Kopf oder Zahl Kopf oder Zahl
»Juliette«, sagt er, und er haucht meinen Namen nur, gießt flüssige Lava in meine Glieder, und ich wusste gar nicht, dass man auch durch Schmelzen zu Tode kommen kann.
»Ich will dich«, sagt er. »Ganz und gar«, sagt er. »Ich will dich innen und außen, und ich will deinen Atem einsaugen, und ich will, dass du dich so nach mir verzehrst wie ich nach dir.« Seine
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