Rette mich vor dir
Treiben und gewichtlos sein im Wasser. Es ist süß, so mühelos süß.
Und dann wird es anders.
»O Gott –«
Er küsst mich wieder, diesmal heftiger, so drängend, als wolle er mich verschlingen, als müsse er sich meine Lippen für immer einprägen. Sein Geschmack treibt mich in den Irrsinn; er schmeckt nach Hitze und Verlangen und Pfefferminz, und ich will mehr davon. Ich habe mich gerade entschlossen, mich zu ergeben, ihn an mich zu ziehen, als er sich löst.
Atmet, als sei er wahnsinnig, als sei etwas in ihm zerbrochen, als habe er gerade gemerkt, dass seine Alpträume doch nicht wahr sind, dass er wach und in Sicherheit ist, und alles gut sein wird und
ich falle.
Ich zerfalle und stürze in sein Herz, und ich bin eine Katastrophe.
Er wartet wohl, auf ja oder nein oder ein Zeichen, und ich will in ihm ertrinken. Ich will, dass er mich küsst, bis ich in seinen Armen zusammenbreche, bis ich meine Knochen abgeworfen habe und in eine neue Sphäre geschwebt bin, die nur für uns bestimmt ist.
Keine Worte.
Nur seine Lippen.
Wieder.
Tief und hastig, als könne er sich keine Zeit mehr lassen, als wolle er so viel erspüren und es gäbe nicht genügend Jahre dafür. Seine Hände gleiten über meinen Rücken, erkunden jede Rundung, und er küsst meinen Nacken, meinen Hals, meine Schultern, und sein Atem wird schneller und härter, seine Hände packen meine Haare, und alles dreht sich, mir ist schwindlig, ich bewege mich, greife nach oben, umfasse seinen Nacken, hänge mich an ihn, und da ist eiskalte Hitze, eine Gier, die jede Zelle meines Körpers attackiert. Ein Verlangen, das so hemmungslos ist, eine so exquisite Begierde, dass jeder glückliche Moment, den ich jemals zu kennen glaubte, dagegen reizlos erscheint.
Ich werde an die Wand gedrängt.
Er küsst mich, als rolle die Welt von einer Klippe und er müsse sich an mir festhalten, als sei er völlig ausgehungert nach Leben und Liebe und hätte nicht gewusst, dass es sich so gut anfühlt, jemandem so nahe zu sein. Als empfinde er zum ersten Mal diesen Hunger und wisse nicht, wie er sich mäßigen kann, wie er kleine Happen zu sich nehmen, wie er irgendetwas mit Ruhe und Muße tun kann.
Meine Hose sinkt zu Boden, und seine Hände haben das zu verantworten.
Ich liege in seinen Armen, nur bekleidet mit Höschen und dem Trägerhemd, und er murmelt »du bist schön«, »du bist so unglaublich schön«, sagt er und hebt mich hoch und trägt mich zu meinem Bett, und plötzlich liege ich auf meiner Decke, und er setzt sich auf mich, und sein Hemd ist nicht mehr an seinem Körper, es ist verschwunden, und ich weiß nicht, wohin. Ich weiß nur, dass es nichts gibt, was ich an diesem Augenblick ändern möchte.
Er hat hunderttausend Millionen Küsse, und er schenkt sie mir alle.
Er küsst meine Oberlippe.
Er küsst meine Unterlippe.
Er küsst mein Kinn, meine Nasenspitze, meine ganze Stirn, beide Schläfen, meine Wangen, meinen Kiefer. Meinen Hals, die Stelle hinter meinen Ohren, meinen Hals und
seine Hände
gleiten
an meinen Seiten
hinunter. Sein Körper fügt sich an meinen Körper, verschiebt sich, und plötzlich ist sein Brustkorb über meinen Hüften. Ich spüre seine Schultern, seinen Rücken, als er atmet. Seine Hände streicheln meine nackten Schenkel, wandern wieder nach oben zu meinen Rippen, nach hinten über meinen Rücken und wieder nach unten. Verhaken sich im Bund meines Höschens, und ich keuche.
Seine Lippen berühren meinen Bauch.
Es ist nur ein gehauchter Kuss, aber etwas in meinem Schädel hakt aus. Diese federleichte Berührung seiner Lippen an dieser Stelle. In meinem Kopf tausenderlei Sprachen, die ich nicht verstehe.
Und ich spüre, wie seine Lippen nach oben wandern.
Eine feurige Spur auf meiner Haut hinterlassen, ein Kuss nach dem anderen, und ich glaube, ich kann nicht mehr davon ertragen; ich glaube, ich kann das nicht überleben. In meiner Kehle entsteht ein Wimmern, das freigelassen werden will, und meine Finger krallen sich in sein Haar, und ich ziehe ihn hoch, zu mir, auf mich.
Ich muss ihn küssen.
Meine Hände gleiten über seinen Hals, seinen Brustkorb, seinen ganzen Oberkörper, und ich merke, dass ich mich noch nie zuvor so gefühlt habe; als könne jeder Moment explodieren, als könne jeder Atemzug unser letzter sein, als könne jede Berührung die Welt in Brand stecken. Ich vergesse alles, vergesse die Gefahr und das Grauen und die Angst vor morgen, und ich weiß nicht einmal mehr, warum ich vergesse, was
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