Rette mich vor dir
bewegt, warum wir nichts tun, warum die Zivilisten nicht zu fliehen versuchen. Und dann wird mir klar, dass ein Fluchtversuch vollkommen sinnlos wäre. Sie haben keinerlei Chance. Sie sind unbewaffnet.
Das gilt für mich nicht.
Ich habe eine Waffe.
2, genau genommen.
Das ist der Moment, in dem wir loslassen müssen, in dem wir alleine kämpfen müssen, nur wir 3, 3 alte Kinder, die kämpfen, um 26 Menschen zu retten oder aber um bei diesem Versuch zu sterben. Mein Blick ist auf ein kleines Mädchen gerichtet, das kaum älter sein kann als James. Ihre Augen sind weit aufgerissen vor Angst, und es zerreißt mir fast das Herz, und ich greife nach meiner Pistole und sage Kenji, dass ich bereit bin.
Derselbe Soldat richtet die Waffe auf das nächste Opfer, als Kenji uns loslässt.
3 Pistolen schussbereit, und ich höre die Schüsse, und ich sehe, wie eine Kugel sich in den Hals eines Soldaten bohrt, und ich weiß nicht, ob sie von mir kam.
Das spielt auch keine Rolle.
Es sind immer noch 5 Soldaten übrig, und sie können uns jetzt sehen.
Wir rennen los.
Weichen den Kugeln aus, die in unsere Richtung sausen, und ich sehe, wie Adam sich zu Boden wirft, weiter feuert, aber nicht trifft. Kenji ist wieder unsichtbar, wofür ich dankbar bin, und plötzlich sinken 3 Soldaten zu Boden. Adam nutzt die Verwirrung der anderen und erschießt einen von ihnen. Den fünften erledige ich mit einem Schuss in den Rücken.
Ich weiß nicht, ob ich ihn getötet habe.
Wir schreien den Leuten zu, dass sie uns folgen sollen, dass wir sie zu den Siedlungen führen werden, wo sie sich verstecken sollen. Dass Verstärkung im Anmarsch ist und dass wir alles versuchen werden, um sie zu schützen, und sie wollen uns danken, uns die Hand geben, doch dafür ist keine Zeit. Wir müssen versuchen, die Gruppe zumindest vorübergehend in Sicherheit zu bringen, und dann nach den Orten suchen, an denen andere Aktionen dieser Art stattfinden.
Ich kann den Mann nicht vergessen, den wir nicht retten konnten. Nummer 27.
Ich will dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.
Wir hasten den anderen voraus über das weite Gelände. Haben noch nicht gesprochen darüber, was wir getan haben, was wir jetzt tun wollen. Wissen nur, dass wir in Bewegung bleiben müssen.
Kenji läuft voraus.
Führt uns in die Überreste einer Siedlung, die offenbar angegriffen wurde. Nirgendwo ein Lebenszeichen. Die kleinen Metallhütten sind vollkommen zerstört, und wir wissen nicht, ob sich noch Menschen darin befanden, als das geschehen ist.
Kenji sagt, wir sollen weitersuchen.
Wir bewegen uns zwischen diesen zerstörten Baracken hindurch, als wir plötzlich Schritte und ein mechanisches Surren hören.
Panzer.
Sie werden mit Strom betrieben, damit sie leiser sind und sich unbemerkt annähern können, aber ich kenne dieses Geräusch. Adam und Kenji kennen es auch.
Wir gehen in Richtung des Surrens.
Kämpfen gegen den Wind an, der unser Vorwärtskommen offenbar verhindern will – als wolle er uns schützen vor etwas, das uns vielleicht auf der anderen Seite dieser Siedlung erwartet. Er will, dass wir das nicht sehen müssen. Er will nicht, dass wir heute sterben müssen.
Etwas detoniert.
Ein explodierender Feuerball zerreißt die Luft, keine 20 Meter von uns entfernt. Die Flammen züngeln am Boden entlang, verschlingen den Sauerstoff, und nicht einmal der Regen kann sie sofort löschen. Das Feuer rast im Wind, wehrt sich noch, bis es sich schließlich klein macht, duckt, vom Himmel zur Unterwerfung gezwungen.
Wir müssen dorthin. Etwas ist dort passiert.
Unsere Füße suchen nach Halt auf dem schlammigen Boden, und ich spüre Kälte und Nässe nicht, als wir losrennen, spüre nur das Adrenalin in meinen Gliedern, das mich vorwärtstreibt, die Pistole fest umklammert, bereit zum Zielen, zum Schießen.
Doch als wir zur Stelle der Explosion kommen, lasse ich die Pistole beinahe fallen.
Ich traue meinen Augen nicht.
66
Tote Tote Tote überall.
So viele Körper in der schlammigen Erde, dass ich nicht weiß, ob das unsere Leute oder die Feinde sind, und ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, zweifle an mir und der Waffe in meiner Hand, frage mich, ob diese Soldaten einfach nur wie Adam waren, wie Millionen andere gequälte verwaiste Seelen, die nur überleben wollten und den einzigen Job annahmen, den sie bekommen konnten.
Mein Gewissen hat den Krieg gegen sich selbst eröffnet.
Ich blinzle an gegen Tränen und Regen und Grauen, und ich weiß, dass ich
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