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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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nur nicht sicher, wie weit der Erinnerungsverlust geht. April«, flüsterte sie zu sich selbst, und ich konnte sehen, wie alle Hoffnung in ihren Augen erlosch.
    »Verloren? Wie verloren?«
    »Er denkt, es ist psychisch bedingt.«
    Ich fuhr mir mit den Händen durchs Haar, wobei ein öliger Rückstand auf meinen Fingern blieb. Plötzlich wurde mir klar, dass ich noch gar nicht darüber nachgedacht hatte, wo ich all diese Wochen gewesen war. Ich konnte in einem feuchten Keller angekettet gewesen sein. Oder gefesselt im Wald. Ich hatte mich ganz eindeutig seit Tagen nicht geduscht. Ein Blick auf meine Arme offenbarte Flecken von Erde, kleine Schnittwunden und überall blaue Flecken. Was hatte ich durchgemacht?
    »Psychisch?« Ich zwang mich, mit den Mutmaßungen aufzuhören, die die Hysterie nur noch befeuerten. Ich musste stark bleiben. Ich brauchte Antworten. Ich konnte jetzt nicht zusammenbrechen. Wenn ich mein Bewusstsein dazu bringen konnte, sich trotz der Punkte, die in meinem Gesichtsfeld herumsprangen, zu konzentrieren …
    »Er glaubt, dass du blockierst, um zu vermeiden, dass du dich an etwas Traumatisches erinnerst.«
    »Ich blockiere nichts .« Ich schloss die Augen, konnte aber die Tränen nicht zurückhalten, die mir aus den Augenwinkeln tropften. Ich tat einen bebenden Atemzug und ballte meine Hände, damit das schreckliche Zittern in meinen Fingern aufhörte. »Ich wüsste es, wenn ich versuchen würde, fünf Monate meines Lebens zu vergessen«, sagte ich, wobei ich langsam sprach, um etwas Ruhe in meine Stimme zu zwingen. »Ich will wissen, was mir passiert ist.«
    Wenn ich sie böse anfunkelte, dann übersah sie es. »Versuche, dich zu erinnern«, drängte sie mich sanft. »War es ein Mann? Warst du diese ganze Zeit bei einem Mann?«
    War ich das? Bis zu diesem Moment hatte ich meinem Entführer noch kein Gesicht gegeben. Das einzige Bild in meinem Kopf war das eines Monsters, das außerhalb der Reichweite des Lichts lauerte. Eine schreckliche Wolke aus Ungewissheit braute sich bedrohlich über mir zusammen.
    »Du weißt, dass du niemanden zu schützen brauchst, oder?«, fuhr sie in demselben sanften Ton fort. »Wenn du weißt, mit wem du zusammen warst, dann kannst du es mir sagen. Was auch immer sie dir gesagt haben, du bist jetzt sicher. Sie kommen nicht an dich heran. Die haben dir diese schreckliche Sache angetan, und es ist ihre Schuld. Ihre Schuld«, wiederholte sie.
    Ein frustriertes Schluchzen kam aus meiner Kehle. Der Ausdruck »Tabula rasa« passte ekelerregend genau. Ich wollte gerade meine Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringen, als ein Schatten sich dicht an der Türschwelle bewegte. Detective Basso stand direkt in der Tür. Seine Arme waren über der Brust verschränkt, seine Augen wachsam.
    Mein Körper spannte sich reflexartig an. Meine Mutter musste es gespürt haben; sie sah über das Bett hinweg, folgte meinem Blick. »Ich dachte, Nora würde sich an etwas erinnern, wenn wir beide allein wären«, sagte sie entschuldigend zu Detective Basso. »Ich weiß, Sie haben gesagt, Sie möchten sie verhören, aber ich dachte …«
    Er nickte, ließ erkennen, dass es in Ordnung war. Dann kam er herüber und starrte auf mich hinunter. »Du hast gesagt, dass du kein klares Bild hast, aber sogar unklare Details könnten helfen.«
    »Wie die Haarfarbe«, fiel Mom ein. »Vielleicht war sie – schwarz zum Beispiel?«
    Ich wollte zu ihr sagen, dass da nichts war, nicht einmal ein Nachhall von Farbe, aber ich wagte es nicht, mit Detective Basso im Zimmer. Ich traute ihm nicht. Mein Instinkt sagte mir, dass etwas an ihm … verkehrt war. Wenn er mir nahe kam, dann prickelten die Haare auf meiner Kopfhaut, und ich hatte das kurze, aber deutliche Gefühl eines Eiswürfels, der meinen Nacken hinunterrutschte.
    »Ich will nach Hause«, war alles, was ich sagte.
    Mom und Detective Basso sahen sich an.
    »Dr. Howlett muss noch ein paar Tests durchführen«, sagte Mom.
    »Was für Tests?«
    »Oh, Dinge, die mit deiner Amnesie zu tun haben. Es wird nicht lange dauern. Und dann fahren wir nach Hause.« Sie machte eine abwiegelnde Handbewegung, was mich nur noch argwöhnischer machte.
    Ich sah Detective Basso an, da er derjenige zu sein schien, der alle Antworten hatte. »Was ist es, was sie mir nicht sagen?«
    Sein Ausdruck war so unbeugsam wie Stahl. Ich nahm an, dass jahrelanges Polizistendasein diesen Look vervollkommnet hatte. »Wir müssen ein paar Tests machen. Sicherstellen, dass alles in Ordnung

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