Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
auch Frankreich folgen. Dann dauert es unter Umständen nicht mehr lange, bis selbst Deutschland, Österreich oder die Niederlande in den Strudel gerissen werden. Die Folge wäre eine Währungsreform in Euro-Land. So etwas überlebt keine Währung. Währungsreformen waren in der Vergangenheit stets mit der Einführung neuer Scheine und Münzen verbunden, weil sich nur so das Vertrauen der Menschen in das Geld wiederherstellen lässt. Warum sollte es diesmal anders sein?
Außerdem besteht heute Inflationsgefahr. Nach wie vor gilt die alte Regel:
hohe Staatsschulden
+ hohe Liquidität
+ gute Konjunktur
= hohe Inflation
In der Geschichte sind große Inflationen immer dann entstanden, wenn die Staatsverschuldung hoch war (meist hervorgerufen durch Kriege), die Staatsschulden durch die Zentralbanken finanziert wurden und es genügend Nachfrage auf den Märkten gab, um die Preise nach oben zu treiben. Alle diese Bedingungen sind derzeit gegeben. Wenn jetzt nicht irgendeiner die Notbremse zieht (aus meiner Sicht müssen es die Notenbanken tun), dann geraten die Preise ins Laufen. Der hohe Goldpreis signalisiert die Angst der Menschen. Kann der Euro das aushalten?
Reformen, die den Euro zu einer wirklichen Währungsunion machen würden, sind nicht zu erkennen. Stattdessen feiert der Nationalismus fröhliche Urständ. Kein Mitglied von Euro-Land ist bereit, auf Souveränität zu verzichten. Ein gemeinsames europäisches Ziel, das alle zusammenhält, scheint es nicht mehr zu geben. Wenn man sich partout nicht einigen kann, dann muss – darauf verlassen sich die Staats- und Regierungschefs – eben die Europäische Zentralbank in die Bresche springen und Grundsätze einer soliden Geldpolitik über Bord werfen.
Unter solchen Bedingungen kann auch eine gute Währung nicht überleben.
Sieben Gründe, warum der Euro bleibt
Trotzdem halte ich dagegen. Ich bin davon überzeugt, dass es den Euro auch im jahr 2025 noch geben wird.
Erstens: Krisen verändern Länder und Menschen, das wird sich auch diesmal zeigen. Griechenland hat sein Budgetdefizit 2010 nach Aussagen der OECD so stark reduziert wie kein vergleichbares Industrieland in den letzten 25 Jahren. Es ist auf dem Weg zu ordentlichen Staatsfinanzen, selbst wenn sich das niemand vorstellen kann und er noch lang, sehr lang sein wird. Auch die Wirtschaft und die Unternehmen werden nach der Krise auf gesünderen Füßen stehen. Obwohl sich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen noch gar nicht verbessert hat, steigen die griechischen Exporte ein Jahr nach dem Ausbruch der Krise mit zweistelligen Raten. Die Firmen strengen sich ganz einfach mehr an. Wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht, bieten sie auch zu niedrigeren Margen an.
Ähnlich ist es bei Portugal und Irland, ebenfalls bei Spanien. Die Menschen dort wollen eine solche Rosskur nicht noch einmal erleben.
Am Ende steht der Euro nicht schlechter da, sondern besser. Dies vor allem auch im Vergleich mit den USA, wo eine solche Anpassung bisher nicht stattfand.
Zweitens: Wenn die Politiker eines beherrschen, dann ist es Krisenmanagement. Wie oft stand die Welt in den letzten 50 Jahren schon vor dem Abgrund und wurde in letzter Minute doch noch gerettet. Das war nach der Lehman-Pleite am 15. September 2008 der Fall, als eine Kernschmelze der Finanzwirtschaft drohte. Es war so 1998 beim Zusammenbruch des Long Term Capital Management Hedgefonds. In der Krise nach den schrecklichen Angriffen auf das World Trade Center am 11. September 2001 fanden sich die Staaten und Zentralbanken diesseits und jenseits des Atlantiks zu einer schnellen pragmatischen Zusammenarbeit zusammen, um die Finanzmärkte vor einem Kollaps zu bewahren. Ebenso in der Mexiko-Krise Anfang der 1980er Jahre, als die Finanzierung der Dritten Welt zusammenzubrechen drohte. Wenn es wirklich kracht, ist jeder bereit, über seinen Schatten zu springen. Den GAU will niemand.
Drittens: Wenn der Euro zerfällt und es wieder eine Rückkehr zu nationalen Währungen gäbe, dann wäre auch die europäische Integration als Ganze gefährdet. Der innergemeinschaftliche Handel würde sich zurückbilden, der Binnenmarkt würde an Bedeutung verlieren. Wenn es wieder Wechselkursschwankungen zwischen den Ländern gäbe, dann wäre die Neigung auch zu handelspolitischen Eingriffen groß, mit denen man Nachteile bei den Wechselkursen ausgleichen könnte. Mit Glück käme die Desintegration irgendwo auf dem Niveau einer Wirtschafts- oder Zollunion zum Ende. Es
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