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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Tat in Deutschland höher gewesen, wenn diese Länder damals nicht dabei gewesen wären.
    Nur, es kam nicht so. Gerade die südeuropäischen Länder unternahmen dramatische Anstrengungen, um zu verhindern, dass die Währungsunion ohne sie starten würde. Italien beispielsweise reduzierte das öffentliche Defizit von 10,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in 1993 auf 1,8 Prozent in 1999. Das sind mehr als acht Prozentpunkte. In Spanien gingen die Fehlbeträge in dieser Zeit von 7,3 auf 1,4 Prozent zurück, in Portugal von 7,7 auf 2,7 Prozent. Manche warfen diesen Ländern vor, dass bei den Konsolidierungsmaßnahmen zum Teil »kreative Buchhaltung« eine Rolle gespielt habe. Das ist einerseits nicht auszuschließen (obwohl es niemand nachgewiesen hat), andererseits waren die Konsolidierungsfortschritte so groß, dass sie kaum nur auf Umschichtungen zurückzuführen sein konnten. In Südeuropa wurde wirklich gespart, um in den Euro zu kommen. Die Preissteigerungsrate, die statistisch nicht so offensichtlich zu beeinflussen ist, reduzierte sich in Italien im Verlauf der 1990er Jahre von 4 auf 1,9 Prozent, in Spanien von 4,7 auf 2,3 Prozent.
    Bei diesen Zahlen gab es keinen Grund, die südeuropäischen Länder nicht in den Euro aufzunehmen. Die Idee eines »Nord-Euro« war gescheitert.
    Kann man das Rad der Geschichte zurückdrehen und jetzt eine Trennung des Nord-Euro von einem Süd-Euro vornehmen? So sehr sich das viele wünschen – ich halte das aus folgenden Gründen nicht für machbar:
    Erstens kann man die Länder der Europäischen Union nicht einfach mehr oder weniger willkürlich in stabilitätsorientierte und nicht stabilitätsorientierte einteilen, wie Henkel das tat. Eine solche Trennung hat politische Auswirkungen. Italien ist ein Gründungsmitglied der Gemeinschaft. Es würde nie akzeptieren, zu den Staaten zweiter Klasse, zu den »B-Ländern« in der Union gezählt zu werden. Wenn man eine Trennung der Länder entsprechend ihrem Stabilitätsverhalten vornimmt, muss man dies an objektiven Kriterien festmachen. Dazu waren die Maastricht-Kriterien gedacht. Wenn man eine neue Aufteilung plant, muss man erneut auf diese Kriterien zurückgreifen oder sich komplett neue einfallen lassen.
    Zweitens wird eine Trennung der Nord- und Südstaaten nach ökonomischen Kriterien schwerfallen. Spanien beispielsweise weist eine niedrigere Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf als Deutschland. Soll Spanien dann in den Süd-Euro abgeschoben werden, oder kann es dem Nord-Euro beitreten? Umgekehrt hat Belgien eine wesentlich höhere Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts als Frankreich. Es bewegt sich in ähnlichen Größenordnungen wie Italien. Kann es dann dem Nord-Euro angehören, oder sollte es nicht eher zum Süd-Euro gerechnet werden?
    Im Übrigen würde bei solchen Kriterien natürlich dasselbe passieren, was wir vor 15 Jahren erlebt haben. Alle Länder, die in die Gefahr geraten, aufgrund der Kriterien in den Süd-Euro abgeschoben zu werden, würden alles tun, um das zu verhindern. Nun kann man sagen: Es ist nicht schlecht, wenn die südlichen EU-Staaten neue Stabilisierungsanstrengungen unternehmen. Dann aber hätte man im Ergebnis wieder das, was wir jetzt haben: eine Währung für alle.
    Drittens ist es rein technisch schwierig, eine Trennung von Nord- und Süd-Euro in die Praxis umzusetzen. Stellen Sie sich vor, die Staats- und Regierungschefs würden heute beschließen, dass alle Länder, die die vorgegebenen Kriterien ab, sagen wir, 2013 erfüllen, ein Jahr später den Nord-Euro einführen könnten und dass alle anderen im Süd-Euro bleiben würden. Was würde am Markt passieren? Es würde eine massive Spekulation einsetzen. Anleger in den potenziellen Süd-Euro-Staaten würden ihr Geld in den künftigen Norden verlagern, denn es ist damit zu rechnen, dass sich der Nord-Euro deutlich aufwerten wird. Damit wird das Geld im Süden knapp, und der Norden kann sich vor Mittelzuflüssen kaum retten. Die Zinsen im Süden würden steigen, die im Norden fallen. Am Anfang würden sich diese Kapitalbewegungen vermutlich noch in Grenzen halten. Je näher aber die Entscheidung über die zukünftige Mitgliedschaft zum Norden beziehungsweise zum Süden rücken würde, umso stärker würden sie werden. Am Ende könnte es im Süden vielleicht sogar einen Bank-Run geben.
    Um das zu unterbinden, müssten Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden. Genau die aber wollte man in der

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