Rettet unsere Soehne
Männerhass steht jeder Frau . Auch hier könnte man mit zahlreichen weiteren Titeln fortfahren. Es ist dieses kulturelle Klima der neunziger Jahre, aus dem viele Probleme der Gegenwart erwuchsen.
Damals versuchte ich anhand meines eigenen Hintergrunds zu ergründen, woher diese Rache- und Hassfantasien nur kommen mochten. So betrachtete ich beispielsweise die Rollenverteilung bei uns zu Hause: Meine Eltern waren beide berufstätig. Meine Mutter fuhr morgens gegen acht zur Arbeit, kam mittags kurz nach zwölf nach Hause, kochte das Essen, legte sich eine Stunde hin und sah sich danach beim Kaffeetrinken diverse Talkshows an, woraufhin sie sich um den Haushalt kümmerte. Mein Vater stand morgens um halb sechs auf, weil sein Arbeitsweg eine Stunde länger dauerte als der meiner Mutter. Er kam gegen fünf nach Hause und zog sich um, um wieder wegzugehen und den Rest des Tages verschiedene Dächer des Ortes und umliegender Gemeinden zu decken. Wir brauchten das Geld. Spätabends, wenn es schon ziemlich dunkel war und ich keine Ahnung hatte, wie er überhaupt noch die Nägel erkennen konnte, hörte ich ihn oft immer noch hämmern. Irgendwann kam er heim, schaltete den Fernseher an und ließ sich auf die Couch fallen. Nach ein paar Minuten war er fest eingeschlafen. Kurz: Nach feministischer Definition wäre er als typischer Pascha durchgegangen. (Meine Eltern waren zwar beide berufstätig, aber er rührte im Haushalt kaum einen Finger.) Und heutzutage würde man ernsthaft darüber diskutieren, ob er meiner Mutter nicht ein Hausfrauengehalt von fünf Prozent seines Einkommens geschuldet hätte. Es ist überflüssig zu sagen, dass meine Mutter – eine liebevolle und kluge Frau, die mit meinem Vater eine sehr glückliche Ehe führte – die Idiotie dieser Vorstellung sofort erkannt hätte.
Tatsache ist aber auch, dass ich, wie die meisten Kinder, eine engere Verbindung zu meiner Mutter hatte als zu meinem Vater. Sie sorgte sich schließlich um mich, während er selten zu Hause und immer ziemlich angespannt war. Dass er uns mit seiner Abschinderei diese häusliche Idylle überhaupt erst ermöglichte und der Druck der finanziellen Verantwortung schwer auf ihm lastete, habe ich als Kind noch nicht wahrgenommen. Genauso wenig wie vieles andere in unserer Gesellschaft, das eher zulasten der Männer ging.
Aber gerade weil ich so viele feministische Bücher und Artikel las, wurde mir nach und nach dann doch bewusst, welcher geradezu vulkanischer Hass in diesen Texten loderte, sobald es um Männer ging. Zugleich wurden deren Autorinnen in Fernsehsendungen hofiert, als seien sie die Erlöserinnen der Menschheitsgeschichte. Auch in nicht-feministischen Magazinen wurden Männer inzwischen fast durchgehend als Volldepp oder als Monster präsentiert. Wer Frauen zu kritisieren wagte oder auf Probleme von Männern hinwies, hatte damit zu rechnen, als chauvinistisch angegriffen zu werden.
Aus meinen Erkenntnissen wurde schließlich ein Projekt, das mithilfe des Internets zum Entstehen einer Männerbewegung in Deutschland beitrug. Extreme Anfeindungen von feministischer Seite blieben nicht aus. Ich war nicht überrascht, als ich etwas sehr Ähnliches Jahre später – nur mit größerer medialer Aufmerksamkeit – bei der ehemaligen tagesschau -Sprecherin Eva Herman wiedererlebte.
Seit mehreren Jahren führe ich einen Internet-Blog – unter dem Titel „Genderama“ – zur Geschlechterdebatte und erhalte immer wieder ein außerordentlich offenes Feedback von den unterschiedlichsten Männern, darunter auch denen, um die es in diesem Buch besonders gehen soll: unserem Nachwuchs. [10] In diesen Kommentaren wird mehr über die Seelenlage der jüngeren Generation deutlich als in vielen Zeitungsartikeln. Ein paar Beispiele:
An unserer Hochschule herrscht eine Stimmung zwischen den Geschlechtern, die man nur als Tanz auf dem Vulkan oder Sitz auf einem Pulverfass bezeichnen kann …
So mancher von uns wünscht sich, bei einem der vielen Förderkurse für Damen mitmachen zu können, dürfen wir aber nicht. Wir haben uns deshalb selbst organisiert und treffen uns viel privat. Unsere männlichen Lehrer unterstützen uns dabei. Ebenfalls hat sich eine Lehrerin angeschlossen und sich bereiterklärt, uns zu unterstützen, Sie hat zwei Söhne. Zwischenzeitlich haben wir auch schulübergreifende Treffen organisiert. Im Rektorat (weiblich) wird unser Vorgehen sehr kritisch gesehen und als Untergrundarbeit abgetan.
Wir sind nicht traurig darüber,
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