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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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überrascht
werden. Alle Außenteams tragen Schutzanzüge, so lange keine genaueren
Ergebnisse vorliegen. Weenderveen übernimmt die Brückenwache bis 1800.
Ich werde bis 1800 ins Bett gehen und über das Handbuch zum Erstkontakt
nachdenken. Fragen?«
    »Welcher Anlass ist angemessen, Sie in Ihrem Schlaf zu stören, Captain?«
    Sentenza blickte Anande mit müden Augen an. »Wenn die Ikarus kurz davor steht, von einem vieläugigen Monster verschlungen zu werden,
dürfen Sie eine Störung in Erwägung ziehen. Ich erwarte alle
zu einer Einsatzbesprechung um 1830 in der Zentrale, und dann sehen wir weiter.
Noch Fragen?«
    Es gab keine. Thorpa wollte offenbar etwas sagen, aber Dr. Anande stolperte
beim Aufstehen wie zufällig über eine seiner Laufwurzeln. Während
der Pentakka Flüche in seiner Muttersprache ausstieß und der Arzt
sich wortreich, aber scheinheilig entschuldigte, nutzte Sentenza die Gelegenheit,
die Zentrale fast fluchtartig zu verlassen. Er war wirklich hundemüde und
benötigte dringend die fünf Stunden Ruhe, die er sich soeben zugesprochen
hatte.
    Kaum in seiner Kabine eingetroffen, zog er die Uniformjacke aus und legte sich
ächzend in die Koje.
    Für einen kurzen Augenblick ging ihm die vergangene Konversation mit Thorpa
noch einmal durch den Kopf. So ganz unberechtigt waren die Einwände des
Pentakka nicht gewesen, sagte er sich, bereits halb vom einsetzenden Schlaf
betäubt. Vielleicht hatte ihn seine allgemeine Erschöpfung davon abgehalten,
wirklich die notwendige Vorsicht an den Tag zu legen, die eigentlich in dieser
Situation erforderlich war.
    Oder der Pentakka war bloß ein Schwarzseher und Paragraphenreiter.
    Im Grunde war Letzteres wahrscheinlicher.
    Sentenza seufzte, drehte sich um und löschte das Licht. Er würde sich
in fünf Stunden darum kümmern, gelobte er sich.
    Und das war auch schon das Letzte, woran er dachte, ehe er sanft entschlummerte.

    »Ich finde das ausgesprochen faszinierend.«
    Thorpa hatte diesen Ausspruch mittlerweile zum dritten Mal innerhalb der letzten
zehn Minuten geäußert, und obgleich er Dr. Jovian Anande normalerweise
damit mächtig auf die Nerven ging, hatte der Mediziner nur mit einem halben
Ohr zugehört. Außerdem hatte der Pentakka auf seine aufdringliche
Art und Weise Recht, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bioroboter mit
seinen zahlreichen Kleinlabors und Analyseeinheiten schwebte neben den beiden
Besatzungsmitgliedern der Ikarus am Rande des Dschungels und präsentierte
ein erstaunliches Ergebnis nach dem anderen.
    »Ich möchte einen Kreuzvergleich machen«, erklärte Anande.
Er hatte eine Reihe von Blättern, kleine Holzsplitter und zwei Käferarten
auf die Objektträger gelegt. »Ich will vor allem eine Theorie überprüfen.«
    »Indem Sie Fauna mit Flora vergleichen?«, fragte Thorpa skeptisch.
    Anande ignorierte den Einwand. Er verspürte ein Gefühl, das man am
ehesten mit ›Jagdfieber‹ bezeichnen konnte. Obgleich in seinem Kopf
immer noch eine ziemlich große Leere herrschte über das, was ihm
in seiner Vergangenheit zugestoßen war, hatte er einen untrüglichen
Instinkt dafür entwickelt, was er zu tun vermochte. Dieser Instinkt war
vielleicht eine Reaktion seines Geistes auf die fehlenden Informationen in seinem
Erinnerungsvermögen, in jedem Falle aber war er sicher und verlässlich.
Und so wusste Anande auf eine nicht näher zu bestimmende Art und Weise,
dass er hier einer sehr speziellen Sache auf der Spur war – und dass er
in der Lage war herauszufinden, worum es ging. Ihm war längst klar, dass
er mehr war als nur ein einfacher Arzt, dass er Kenntnisse hatte über Molekularbiologie,
Genetik und organische Chemie, die weit über das notwendige Standardwissen
hinausgingen. Manchmal, wenn er mit einem Problem beschäftigt war, flossen
ihm die Erkenntnisse nur so zu, als würde jemand eine Tür öffnen
und Daten in seinen amputierten Geist hineinschütten, und er wunderte sich
selbst immer wieder darüber, wie zielsicher er diese plötzlich auftauchenden
Brocken an Fachkenntnissen einsetzte. Auch jetzt hatte er das Gefühl, er
verfüge über größere Kenntnisse, als er ahnte, und so ignorierte
er die bohrenden Nachfragen des Pentakka.
    Er schob die Blätter und Holzsplitter auf ihren Plexiglasscheiben in den
Analysator des Bioroboters und tröpfelte ein leicht lösliches Adhäsiv
auf die Rücken der verzweifelt strampelnden

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