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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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medizinischen
Logfiles ursprünglich interessiert, um mehr über die Nutzung der Interface-Technologie
herauszufinden, doch dann hatte etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt. Bis
zu einem bestimmten Punkt unterschieden sich die Veränderungen im Nervensystem
der gefangenen Ingenieure nicht von denen Weenderveens. Die drastische Verschlechterung
setzte erst elf Minuten nach dem Verlust des Kontaktes ein, kurz nach dem Versuch
der beiden Computerspezialisten, sich durch einen Notfall-Auscheck dem Virus
zu entziehen. Anande hatte seinem Misstrauen nachgegeben und Zusatzinformationen
abgerufen – das medizinische Team mit Dr. Schumann war sieben Minuten nach
dem Kontaktverlust hier eingetroffen und hatte im großen und ganzen die
gleichen Maßnahmen ergriffen, die sie auch für Darius Weenderveen
vorbereitet hatten. Mit einer Ausnahme. Das Logfile verzeichnete eine Injektion
von kreislaufstärkenden Mitteln durch Dr. Schumann, kurz nach dem erfolglosen
Auschecken der Ingenieure.
    Langsam stellte Dr. Anande seinen Kaffeebecher ab und nahm ein Blutanalysegerät
aus der Tasche. Er ging zu der ersten Liege hinüber, auf der ›Ohboy‹
noch immer völlig erschlafft lag, und nahm fast beiläufig eine Blutprobe
aus dessen Arm. Die Analyse dauerte keine drei Sekunden und das Ergebnis war
eindeutig. Jovian Anande starrte eine Weile auf das kleine Display, während
er sich die Konsequenzen dieser Entdeckung klar machte, dann löschte er
die Analysewerte. Als er wieder aufblickte, bemerkte er Dr. Schumann, der keinen
Schritt neben ihm stand und ihn interessiert beobachtete.
    »Nun? Irgendwelche neuen Erkenntnisse?« Die Stimme des Arztes klang
sehr gelassen.
    »Keine. Es sei denn, Sie wollen die stetige Verschlechterung seines Zustands
neu nennen.«
    »Nein, das wohl nicht.« Der ältere Arzt lächelte ein wenig
schief und trat dann dichter an die Liege heran, seinen sorgenvollen Blick auf
den bewusstlosen Cyberingenieur gerichtet.
    »Was meinen Sie, wie lange wir noch ...« begann Dr. Schumann, aber
er beendete den Satz nie. Anande sah ein schwaches Aufblitzen in der Hand des
anderen Arztes und schlug im Reflex zu, traf mit seinen Knöcheln genau
dessen Handrücken. Dr. Schumann sog vor Schmerz und Überraschung scharf
die Luft ein, und der Injektor, den er gegen Anandes Seite gedrückt hatte,
fiel klirrend auf dem Boden. Mit einer raschen Bewegung ging der Arzt der Ikarus in die Knie, griff nach dem Instrument und rammte es dem verblüfften Dr.
Schumann gegen den Oberschenkel. Die Injektionsflüssigkeit entlud sich
mit einem Zischen. Für einen Moment fragte sich Anande, was er dem anderen
wohl gespritzt haben mochte, doch dieses Rätsel wurde schnell gelöst.
Mit einem Gesichtsausdruck, in dem sich Schrecken und Wut vermischten, sackte
Dr. Schumann zusammen und schlug hart auf dem Boden auf.
    Jovian Anande starrte den anderen Arzt kurz an, dann erhob er sich mit einem
Seufzen. Ein anderes Mitglied der medizinischen Abteilung kam zu ihnen herüber
und beugte sich über den reglosen Dr. Schumann.
    »Er braucht keinen Arzt, sondern jemanden vom Sicherheitsdienst«,
fuhr Anande die Frau an, als sein Ärger endlich an die Oberfläche
quoll.
    Die Ärztin starrte ihn verständnislos an. »Warum? Was hat er
denn gemacht?«
    »Zum Beispiel den Ingenieuren einen Drogencocktail gespritzt, bei dem es
ein Wunder wäre, wenn sie innerhalb der nächsten 30 Stunden überhaupt
ihr Bewusstsein wieder finden – von ihrem Verstand ganz zu schweigen. Und
den hätten sie gebraucht, um das Virus irgendwie bekämpfen zu können.«
Mit einem grimmigen Lächeln warf Anande der Frau das Blutanalysegerät
zu. »Sie brauchen mir nicht blind zu glauben, dass Ihr Chef ein Verräter
ist. Sie können es selbst nachprüfen. Vergessen Sie nicht, einen Blick
in die medizinischen Logfiles zu werfen. Und jetzt rufen Sie umgehend den Sicherheitsdienst,
sonst tue ich es.«
    Ehe die Ärztin reagieren konnte, ließ ein elektronischer Signalton
sie beide mit einem Ruck herumfahren. Jahrelange Konditionierung drängte
alle Unstimmigkeiten und Gefühle im gleichen Moment auf Platz zwei der
Prioritäten, als sie Seite an Seite zu der Liege eilten, auf der Darius
Weenderveen lag. Drei grüne Kontrollen blinkten hell, die Überwachungsmonitore
zeigten ein neues Bild.
    »Alle Werte stabil«, meldete die Ärztin, und Verwunderung schwang
in ihrer Stimme mit.
    »Das

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