Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
Auftritt
hatte er keinen Zweifel gelassen, auf welcher Seite er stand. Ob er ein Teil
des Programms war? Oder hatten die Ingenieure den Virus von außen geknackt,
und das hier war ihre Rettung? Die jähe Hoffnung machte Weenderveens Furcht
noch brennender. Dann hob der Fremde den Kopf und schob den Hut zurück.
    »Captain!« Die Stimme des Robotikers schnappte über. Einen Augenblick
lang wunderte er sich, dass Sentenza nicht das Gesicht des legendären Clint
Eastwood trug, sondern als einziger sein eigenes bewahrt hatte. Doch für
solche Überlegungen blieb jetzt keine Zeit ... »Wie kommen Sie ...«
    »Captain, diese Person hier ist vermutlich der Zentralcode des Virus'!«
Trooid wies auf Don Darkos. »Wenn er zerstört wird, bricht das System
zusammen und ...« Weenderveen unterbrach den Androiden rasch, ehe sich
ihre Bewacher ganz von ihrer Verwirrung erholten.
    »Es wird einen Angriff auf Vortex Outpost geben, genau um 12 Uhr. Die Angreifer
kommen von außerhalb und sind irgendwie getarnt – sie wollen die
Zentrale der Station einnehmen – es geht gegen Sally McLennane.« Weenderveen
holte tief Luft, und die nächsten Worte fielen ihm sichtlich schwer. »Beeilen
Sie sich Captain, verschwinden Sie von hier – wenn Sie können! Uns
holen Sie später!«
    Sentenza, der ganz ruhig zugehört hatte, strich sich über das stoppelige
Kinn und schüttelte dann leicht den Kopf.
    »Ich denke nicht«, sagte er dann schlicht und schob dabei eine Hand
unter den Poncho. »Halten Sie sich bereit.«
    Im nächsten Augenblick geschahen viele Dinge gleichzeitig. Die Bandenmitglieder
erwachten aus ihrer Regungslosigkeit, als das Virus die unerwarteten neuen Daten
verarbeitet und einen neuen Plan erstellt hatte. Die Hälfte der Männer
wandte sich von dem ›Doc‹ und der Bardame ab und eröffnete das
Feuer auf den Neuankömmling. Trooid nutzte die Ablenkung, um sich mit einer
fließenden Bewegung umzudrehen und den ersten der Bewacher zu rammen,
der vor dem Fetten stand. Weenderveen, der in dem ausbrechenden Chaos das Gefühl
hatte, eine Schnecke unter lauter wimmelnden Eidechsen zu sein, ließ sich
einfach zu Boden fallen und versuchte so, aus den Schussbahnen zu kommen –
um ihn herum wurde der Staub der Straße von zahlreichen Einschlägen
aufgepeitscht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine der Kugeln ihn treffen
und sein Icon zerstören würde. Weenderveen zwang sich zur Ruhe, während
er hinter den Mann hechtete, den Trooid aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Mit aller Konzentration stellte er sich einen wirksamen Schutz vor und hoffte,
sein Interface würde zumindest das beinhalten – voller Erleichterung
spürte er das schwere Gewicht zweier Griffe in seinen Händen, die
an einer massiven Metallplatte befestigt waren. Jetzt war er eine Schnecke mit
Schild, also noch langsamer, aber das nahm er in Kauf. Eine Kugel traf seine
Deckung und prallte mit einem hässlichen Geräusch von ihr ab. Dann
brach um ihn herum etwas wie die Miniaturform der Hölle los.
    Ein donnerndes Stakkato harter Explosionen erklang, und sofort war die Luft
voller Geschosse, die mit dumpfem Klang in die Körper der Bandenmitglieder
einschlugen. Weenderveen hörte sie schreien, und vor ihm fielen drei, vier
der Männer in den Straßenstaub, dann schwenkte der Kugelhagel ab
und strich über die Fenster rechts in den Häusern, deren Holzfassaden
unter der Wucht in Splitter zerbarsten. Ihre Gegner, die in den Fensteröffnungen
gelauert hatten, versuchten, sich noch zurückzuziehen, doch die Kugeln
durchschlugen die dünnen Bretterwände und erwischten sie auch in ihrer
Deckung – ihre Schmerzensschreie schienen seltsam leise unter dem Knattern
von ... ja, von was eigentlich?
    Vorsichtig spähte Weenderveen an seinem Schild vorbei und sah als erstes
Trooid, der flach auf dem Boden lag, halb unter einem Bandenmitglied begraben.
Der Android hob einen Daumen als Zeichen, dass alles okay war – dann starrten
sie beide zu Sentenza hinüber. Der hielt in beiden Händen eine Gatling,
ein antikes, vielläufiges Maschinengewehr, das er ebenso unmöglich
unter seinem Poncho versteckt hatte, wie Trooid den Revolver im Dekolleté.
Der Captain stützte das schwere Gerät auf seine Hüfte, bediente
mit einer Hand eine Kurbel und bestrich die Häuserfronten immer wieder
mit einem Geschosssturm, ohne dass seine Hände auch nur zitterten. Weenderveen

Weitere Kostenlose Bücher