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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Silberschirm um Sentenza mit einem
leichten Flackern auf. Der Captain hob den Kopf, und seine Augen waren wieder
dunkel. Er blinzelte einmal, dann wandte er sich dem letzten Gegner zu, der
noch stand. Don Darkos hatte sich wohlweislich so weit zurückgezogen, dass
ihn die Splitter nicht erreichen konnten. Sein Gesicht zeigte keinen Ausdruck,
als er Sentenza entgegen blickte.
    »Ist dies das Zahlenverhältnis, das Sie sich vorgestellt haben?«,
fragte der Fette kalt, doch Sentenza schüttelte nur leicht den Kopf.
    »Nein. 0:3, so wird es am Ende herauskommen.«
    »Das wird sich noch zeigen! Holen Sie Ihre Gatling, Ihre Schrotgewehre,
Ihre Revolver. Ich bin nicht wie meine Leute, Fremder. Damit werden Sie mir
nichts anhaben können.« Don Darkos war sich seiner Sache sicher –
er stand breitbeinig auf der Straße, ein Koloss der Überlegenheit.
Der entscheidende Programmcode des Virus war Herr in seiner eigenen Welt.
    Langsam griff der Captain erneut unter seinen Poncho. Als er die Hand wieder
herauszog, hielt er eine schlanke, stumpfschwarze Waffe in der Hand, die sich
nicht im Mindesten in das Szenario einfügte.
    »Eine Plasmawaffe!« Trooids Stimme verriet sein Erstaunen. »Das
ist nicht möglich – nicht hier!«
    »Dieser komische Silberschild war auch nicht möglich«, knurrte
Weenderveen und grinste dabei. »Der Captain hält sich nicht an die
Regeln. Das kann Don Darkos den Rest geben.«
    Der Fette war anscheinend zu dem gleichen Schluss gekommen. Das Programm erkannte
die Bedrohung durch etwas, das innerhalb des Virus nicht existieren sollte,
eine überlegene Software, die seine Zerstörung bedeuten konnte. Es
beschloss, sich selbst auf einen Minimalmodus herunterzufahren, seine Aktivitäten
auf die elementarsten Bereiche zu reduzieren – und das so schnell wie möglich.
    Weenderveen sah zur Seite, weil ihn eine sonderbare, kalte Windböe traf
und erstarrte im gleichen Augenblick. Die Straße der Westernstadt, die
eben noch in die Wüste hinausgeführt hatte, endete plötzlich
im Nichts, in einer absoluten, farb- und formlosen Leere. Und schlimmer noch,
dieses Nichts bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu! Die Straße,
Häuser, Ställe und Pflanzen wurden von ihm verschlungen, als wäre
es eine lautlose Feuersbrunst. Das Virusprogramm löste sich auf, und es
war ein entsetzlicher Anblick. Weenderveen war unfähig, einen Laut von
sich zu geben, aber Trooid stieß einen Warnschrei aus.
    »Captain! Schnell!«
    Sentenza sah sich nicht um, sondern hob gleich die Waffe. Für einen Moment
schien es so, als wollte Don Darkos fliehen, doch dann blieb er einfach ruhig
stehen. Das große Holzgebäude, in dem er sich mit seinen Männern
versteckt hatte, wurde in dem Augenblick von der Leere verschluckt, als Sentenza
schoss. Der gebündelte Energiestrahl schlug in das Icon des Hauptprogramms
ein und schmolz es sofort zusammen. Weenderveen schrie nun doch, der Pferdetrog
vor ihm zerfiel und löste sich in einem grellen Lichtschein auf. Dann wurde
es dunkel um ihn herum.
     

 
6.
     
    Jovian Anande sah sich zum dritten Mal die Aufzeichnungen durch, die er sich
aus dem medizinischen Logbuch geholt hatte. Aber trotz aller Sorgfalt und Aufmerksamkeit
fand er nicht anderes als bei der ersten und zweiten Durchsicht – und das
bedeutete, dass er noch immer sehr zornig war. Er fuhr sich mit seinen langen
Fingern über die Augen und griff nach seiner Tasse, die neben ihm auf einem
Rollwagen stand; sie war nach wie vor leer, so wie die letzten beiden Male,
als er sie in der Hand gehabt hatte. Stirnrunzelnd starrte er auf den vertrockneten
Kaffeerest und fragte sich, was er jetzt tun sollte. Wenn die medizinischen
Daten, die er die letzte halbe Stunde analysiert hatte, richtig waren –
und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln – dann erklärten sie den
stark unterschiedlichen Zustand der beiden Cyberingenieure zu dem von Darius
Weenderveen. Denn während ›Melodie‹ und ›Ohboy‹ noch
immer in einer Art Koma lagen und ihr Leben an einem seidenen Faden hing, war
der Robotiker in einer vergleichsweise stabilen Verfassung. Zwar hatte sich
das Muster der Zentralnervenfunktionen bei ihm auch innerhalb der letzten dreißig
Minuten, die seit Anandes Bericht an Captain Sentenza vergangen waren, verändert,
doch noch war das nicht bedrohlich.
    Wenn Jovian Anande sich selbst gegenüber ehrlich war, hatten ihn die

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