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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
beobachtete die Szene fasziniert. Nach den Gesetzen dieses Szenarios hätte
Sentenza durch den Rückstoß der Waffe bereits über die halbe
Straße getrieben worden sein müssen, aber irgendwie schaffte er es,
stehen zu bleiben. Zum ersten Mal fragte Darius Weenderveen sich, wieso der
Captain überhaupt im Netzwerk war – und über welchen Zugang.
    Erst als sich hinter den Fenstern der arg mitgenommenen Häuser nichts mehr
regte, warf Sentenza das Maschinengewehr zur Seite und wandte sich zu Don Darkos
und dessen restlichen Männern um.
    »Jetzt sind die Zahlenverhältnisse ein wenig ausgeglichener. Lassen
Sie meine Leute gehen!«
    »Ich finde zwanzig zu eins noch immer gar nicht übel«, antwortete
Don Darkos, aber sein Gesicht war dabei vor Zorn verzerrt. »Zerlegt ihn!«
    Wie ein Mann hoben die verbliebenen Gegner ihre Waffen und feuerten über
die Köpfe von Weenderveen und Trooid hinweg auf Sentenza. Der ›Doc‹
schrie und wollte dem Captain zurufen, dass er in Deckung springen musste –
war er sich der Folgen gar nicht bewusst, die eine Zerstörung seines Icons
haben würde? –, doch Sentenza rührte sich nicht. Erst im allerletzten
Moment hob er eine Hand, und sein Gesicht wirkte dabei seltsam leer und fremd.
Mit Schaudern bemerkte Weenderveen ein silbriges Licht, das wie Quecksilber
kurz über die Augen des Captains glitt.
    Dann erreichten ihn die Kugeln, doch statt in sein Icon einzuschlagen, zersprangen
sie an einer fast unsichtbaren Wand in tausend winzige Metallfragmente, von
denen einige selbst noch Weenderveen und Trooid erreichten und ihnen kleine,
schmerzhafte Schnittwunden beibrachten. Die Männer des Fetten feuerten
blindlings und unaufhörlich, doch keine einzige Kugel konnte den dünnen
Silberschirm um Sentenza durchdringen. Im Gegenteil, der Captain begann mit
langsamen Schritten auf die Gruppe zuzugehen.
    »Wir müssen hier weg, Weenderveen!« Trooid zerrte an seinem Erschaffer
und half ihm gleichzeitig dabei, den Metallschild zu halten. »Der Schrapnellhagel
kann uns genauso gut umbringen!«
    »Zum Teufel, warum bemerkt der Captain das nicht?« Weenderveen sah
erste Risse in seinem Schutzschild und krabbelte umso eiliger.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ... ist er gerade nicht der Captain.«
    »Was?« Der ›Doc‹ fand die Zeit, Trooid einen entgeisterten
Blick zuzuwerfen. »Wie meinen Sie das?«
    »Sehen Sie ihn sich doch selbst an!«
    Weenderveen verstand sofort, was der Android meinte. Die Augen Sentenzas waren
leblos und silberschimmernd, er schien weder seine Crewmitglieder zu bemerken,
noch seine Angreifer. Was auch immer den Captain dazu befähigte, die Regeln
des Virus' zu brechen, es nahm ihn ganz in Besitz – irgendjemand würde
hoffentlich eine interessante Erklärung dafür haben, wenn sie hier
tatsächlich wieder raus kamen. Weenderveen war sich nur nicht ganz sicher,
ob er sie überhaupt hören wollte. Vorerst war er vollkommen damit
zufrieden, sich hinter die Pferdetränke zu hocken, die ihm schon einmal
als Deckung gedient hatte. Das war nicht mehr sein Kampf.
    In der Viruswelt wurden die Magazine der Schusswaffen niemals leer, und die
Männer von Don Darkos hätten für alle Zeiten auf Sentenza schießen
können, was sie vielleicht auch getan hätten. Doch der Splitterregen,
der Weenderveen und Trooid bedroht hatte, tat auch bei ihnen seine Wirkung.
Sobald der Captain nahe genug herangekommen war, schleuderte sein Silberfeld
die Schrapnelle auf die Angreifer, und die scharfkantigen Metallstückchen
rissen Haut und Fleisch in Fetzen. Die Icons der Bandenmitglieder verwandelten
sich innerhalb von Sekunden in blutüberströmte Horrorfiguren, aber
sie hörten nicht auf zu schießen – und je mehr sie auf Sentenza
feuerten, desto schneller führten sie ihre eigene Zerstörung herbei.
Weenderveen sah, wie sich in dem Geschossregen das Fleisch der Männer auflöste,
bis ihre Waffen von Skeletthänden gehalten wurden und sie blind, ohne Augen
und Gesichter, auf Sentenza feuerten – auch das Wissen, dass es sich nur
um Icons handelte, um Datenblöcke innerhalb des Virus', machte den Anblick
nicht erträglicher. Entsetzt wandte der Robotiker sich ab und hob den Kopf
erst wieder, als die Salven merklich weniger geworden waren. Er bekam noch mit,
wie der letzte Angreifer zu Boden stürzte, seine menschliche Form war kaum
mehr zu erkennen.
    Im gleichen Augenblick löste sich der

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