Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
nicht tief. Wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht oder Zweifel aufkommen,
werden die beiden schnell aus der Illusion erwachen.«
»Folgen Sie mir!«, forderte Zh'tun Jason und Shilla auf und führte
sie zu einem Lift, der sie nach oben transportierte.
»Bringt er uns zur Celestine ?«, erkundigte sich Jason. »Damit
hätten wir nichts gewonnen, denn wir säßen dort nach wie vor
fest, wenngleich das Gefängnis ungemein komfortabler wäre.«
»Zh'tun soll uns in die Nähe der Absperrung geleiten, die rund um
das Raumhafengelände errichtet wurde«, erläuterte Shilla ihren
Plan. »Wenn es uns gelingt, uns an den Wachen vorbeizumogeln, können
wir in der City untertauchen.«
Sie verließen den Aufzug und strebten dem Ausgang entgegen.
»Du willst zu diesen Wissenschaftlern«, erriet Jason ihr weiteres
Vorhaben und stichelte: »Sehnsucht nach dem Lackaffen?«
»Bist du etwa eifersüchtig?«
Kaum merklich atmete er auf. Es war wieder alles in Ordnung zwischen ihnen ...
– zumindest schien es so. Ihnen beiden war nicht an einem Zerwürfnis
gelegen, schon gar nicht in ihrer gegenwärtigen Lage.
»Ich? Pah! Ich verstehe nur nicht, was du an so einem wie dem finden
kannst. Als ob ich Grund hätte, auf einen kleinen Ex-Offizier der
kaiserlichen Marine eifersüchtig zu sein. Ausgerechnet ich. Niemals!«
»Sentenza und seine Leute wollen die Bemühungen der Administrationsbeamten
unterstützen, aber sie kommen nicht an die Forscher heran. Der Sprechfunk
wurde von den Soldaten als erstes zerstört. Wir können helfen. Wenn
ich es schaffe, die Wissenschaftler zu erreichen und zu überzeugen, kann
hoffentlich mit ihrer Kooperation das Antiserum rechtzeitig entwickelt werden.«
»Warum hast du nicht längst Verbindung zu ihnen aufgenommen?«
»Sie haben zu große Angst. Möglicherweise würde ich mehr
Schaden als Nutzen anrichten, wenn ich über diese Distanz Kontakt aufzunehmen
versuche zu Personen, deren Gedankenmuster mir praktisch fremd sind. Es ist
nicht einer, sondern es sind gleich drei, die es zu beruhigen gilt. Es ist leichter
für mich, wenn ich in ihrer Nähe bin und mich auf sie einstellen konnte.«
»Na gut. Es ist zwar nicht unser Job, einen ganzen Planeten zu retten,
aber ich wollte mir schon immer mal ein buntes Stück Blech ans Revers stecken.«
Lässig rückte er seine zerknautschte Mütze zurecht, wobei ihm
Shillas wissendes Lächeln entging.
Jason wunderte sich, dass nirgends Posten standen. Wahrscheinlich wurden sie
an anderer Stelle dringender benötigt, so dass hier lediglich eine Notbesetzung
darüber wachte, dass auf dem halben Dutzend Frachter niemand in Panik geriet.
Wenn sie Glück hatten, würden sie niemandem begegnen, der sie aufhielt,
und das Hafengelände unbehelligt verlassen können.
Sie hatten jedoch keines.
Sentenza wünschte, er hätte auf seinen Verstand gehört
und nicht auf seine Instinkte. Trotz aller Vorbehalte der Grey gegenüber,
die Kenntnisse von An'ta und natürlich von Trooid wären auf Cerios
von größerem Nutzen gewesen als Thorpas psychologisches Geschwätz,
das der Student selber hochtrabend als Einfühlungsvermögen bezeichnete und mit dem er die nervösen Soldaten noch mehr verunsicherte.
Weenderveens Versuche, aus dem Fachgespräch zwischen Anande und dem hinzugezogenen
Arzt, der sich als Dr. Vernor Fischbaum vorgestellt hatte, schlau zu werden,
brachte sie alle auch nicht weiter.
Müde blickte Sentenza auf die Ruine des ehemaligen Laborkomplexes, in der,
laut Bericht des ihm zugeteilten Beamten Rand Patterson, sich jene drei Personen
aufhielten, die H-Alpha erschaffen hatten und am ehesten in der Lage waren,
ein Gegenmittel herzustellen. Dass sie noch am Leben waren, hatten die Scanner
bestätigt. Bedauerlicherweise gab es keine Möglichkeit, mit den Verschütteten
Kontakt aufzunehmen. Es würde noch Stunden dauern, bis sich die Truppen
zu dem Labor hindurchgegraben hatten, und welcher Empfang dort auf sie wartete,
war nicht schwer zu erraten. Die Forscher hatten keinen Grund, einem Beamten
der Administration oder einem Captain des Freien Raumcorps, die sie um Hilfe
bitten wollten, nach dem Bombardement auch nur ein Wort zu glauben. Es grenzte
ohnehin an ein Wunder, dass sie dieses überstanden hatten.
»Wie kommen Ihre Leute voran?«, erkundigte sich Sonja ungeduldig bei
Patterson. Ihr Gesicht war durch die leicht beschlagene Scheibe des Helms bloß
undeutlich zu
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