Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier
informiert
zu sein, und diese habe ich bislang nicht gefunden. Wenn ich eine Vermutung
äußern darf, dann würde ich daraus schließen, dass ein
anderer Administrator das Sagen hat.«
»Vielleicht hat es den bisherigen Chef erwischt.«
»Möglich. Aber das ist jetzt irrelevant. Fakt ist, dass die Wissenschaftler
davon nichts ahnen und weiterhin überzeugt sind, dass man sie eliminieren
will. Sie werden niemandem vertrauen und sich auch nicht ergeben.«
»Weiter.« Jason verschränkte die Arme vor der Brust. »Du
hast doch noch etwas auf Lager.«
Shilla grinste. »Etwas, das dich noch weniger freuen wird.«
»Doch nicht etwa die besorgniserregende Nachricht, dass unsere Toilette
verstopft ist?«
»Viel schlimmer.«
»Der Lackaffe hat unseren Notruf empfangen und befindet sich im Anflug
auf Cerios.« Mit einer tragikomischen Geste ließ sich Jason auf den
Rücken fallen. »Du kannst mir das doch nicht antun, ihn hierher zu
rufen, nur damit ich mich für die Befreiung aus dem Loch bei ihm bedanken
muss ...«
»Einmal abgesehen davon, dass er für uns gar keine Zeit hat, das werden
wir auch ohne ihn schaffen«, versprach Shilla und blinzelte ihm zu. »Halte
dich bereit, Torwächter. Gleich kommt unser Schlüsselmeister.«
Noch ehe Jason richtig begriff, was ihre kryptischen Worte bedeuteten, hörte
er vom Flur Schritte, die stetig lauter wurden. Dann war es still, und das Sicherheitsschott
schnurrte zur Seite.
Jenseits der Schwelle stand Zh'tun in einem faltenfreien grauen Schutzanzug
und winkte ihnen, sich zu erheben. »Ich habe einige Unstimmigkeiten in
ihren Daten gefunden. Das muss überprüft werden.«
Die dunklen Augen des untersetzten Cerioten waren unnatürlich verschleiert,
und auch Shillas Blick wirkte seltsam abwesend. Jason schloss daraus, dass die
Vizianerin den Mann in ihre geistige Gewalt gebracht haben musste, etwas, von
dem er bislang keine Ahnung gehabt hatte, dass sie dazu überhaupt fähig
war. Zwar hatte er schon einige Male erlebt, dass sie einen bewaffneten Gegner
abgelenkt hatte – vor kurzem auf Elysium sogar eine kleine Gruppe –,
so dass dessen Schuss sein Ziel verfehlte, doch ihr telepathisches Potential
war offenbar erheblich größer, als er es sich auch nur im Entferntesten
vorgestellt hätte. Kein Wunder, dass man beim Corps so scharf auf Shilla
gewesen war!
Unwillkürlich dachte Jason daran, wie leicht sie jeden Menschen nach Belieben
beeinflussen konnte, ohne dass dieser etwas davon bemerkte. Sogar er selbst
könnte seit ihrer Begegnung eine Marionette sein, an deren unsichtbaren
Fäden die Vizianerin zog.
»Das also denkst du von mir?«
Der anklagende Ton traf ihn sengend wie ein Laserstrahl. Schöne Exkremente!
Er hatte ganz vergessen, dass er sich in einer telepathischen Diskussion befand
und sie auch diese flüchtige Vision als einen Teil des Dialogs ansehen
musste.
»Das mache ich wirklich nicht gern«, hörte er Shillas Beteuerung
in seinem Kopf. »Dieser Mann kann sich nicht gegen mich wehren. Damit verstoße
ich nicht nur gegen meine eigenen Prinzipien, sondern auch gegen die Gesetze
meines Volkes. Dich habe ich niemals manipuliert, und ich habe auch nie deine
Gedanken gelesen, wenn du es nicht wolltest. Keines deiner Geheimnisse habe
ich jemals angetastet.«
»Ich weiß«, gab Jason zerknirscht zurück, »und es
tut mir leid. Vielleicht ... vielleicht habe ich einfach zu viel Schlechtes
erlebt, um völlig frei von ... Misstrauen zu sein, selbst – so absurd
das klingen mag – dem Menschen gegenüber, dem ich als einzigen vertraue.«
»...«
»Wir haben eine Notsituation«, wechselte er hastig das unangenehme
Thema, als sie nichts erwiderte. Würde sein gemeiner Zweifel jetzt immer
zwischen ihnen stehen? »Das hier ist eine Ausnahme. Deine Gabe hilft, Leben
zu retten. Müssten wir uns den Weg frei schießen, wäre mit Verletzten
und Toten zu rechnen. Äh ... wie hast du das überhaupt gemacht?«
Shilla schien ebenfalls erleichtert, dass sie sich nicht weiter zu rechtfertigen
brauchte. »Die Begegnung mit Zh'tun erleichterte es mir, ihn zu finden
und vorsichtig zu beeinflussen. Er glaubt, in unseren Unterlagen einige Fehler
entdeckt zu haben. Der diensthabende Wachmann hat ihm auf mein Geheiß
die Genehmigung erteilt, uns zu befragen. Es wird daher keinen Alarm geben.
Wir sollten uns dennoch beeilen, das Gebäude zu verlassen, denn meine Manipulation
geht
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