Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
fälligen
Raten beglichen haben. Der Gläubiger ist die Bank des Raumcorps. Das Schiff
ist, wie bereits erwähnt, zerstört. Ich wurde zwangsverpflichtet,
bis zur Abzahlung meiner Schuld auf der Ikarus zu arbeiten. Bei geborgenen
Schiffen wird mir ein virtueller Prisenanteil zusätzlich zu meinem Gehalt
angerechnet und von den Schulden abgezogen. Sind diese beglichen, werde ich
meiner Wege gehen.«
Sentenza hatte schweigend und ohne zu unterbrechen zugehört. »Das
wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern«, mutmaßte er. Eine Ahnung,
dass er nur die halbe Geschichte zu hören bekam, wollte sich nicht verscheuchen
lassen. Ein Gespräch mit Sally nach Abschluss dieser Mission war unausweichlich.
»Der Betrag ist beträchtlich«, antwortete An'ta gestelzt.
»Nun gut. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein Rettungsschiff
wie das unsere eine eingespielte und kooperative Mannschaft benötigt«,
nahm Sentenza seinen Faden wieder auf.
»Ich habe mich keiner Pflichtverletzung schuldig gemacht«, erwiderte
die Grey steif.
»Nein, das haben Sie nicht. Sie erfüllen alle Anweisungen ohne Tadel.
Aber das ist nicht der Punkt. Ich erwarte von meiner Crew Eigeninitiative, ein
gewisses Maß an intuitivem Einlassen auf gemeinsames Handeln. Ich kann
das schwer beschreiben.«
»Ich verstehe. Doch ich will ehrlich zu Ihnen sein!«
An'ta beugte sich vor und Sentenza wurde sich unwillkürlich ihr massiven,
vor Kraft strotzenden Präsenz bewusst. An'ta war ein massiver Berg von
Muskeln. Sie hätte ihn jederzeit mit einem Arm an die Wand drücken
können, ohne in Schweiß zu geraten.
»Ich bin für diesen Job überqualifiziert. Ich habe eine Kapitänslizenz.
Ich müsste an Bord der Ikarus mindestens 1. Offizier sein!«,
stieß die Grey hervor.
Sentenza ging ein Licht auf, und gleichzeitig verschloss sich sein Gesicht.
»An'ta, ich habe ein Team mit einer funktionierenden Hierarchie, die ohnehin
schon durch Ihr Auftreten durcheinander gebracht wurde. Ich kann Sie als Neuzugang
nicht ohne weiteres zum 1. Offizier und damit Captain in meiner Abwesenheit
machen. Wenn dies tatsächlich eine Art Strafversetzung für Sie ist,
dann sollten Sie diese Degradierung als Teil der Strafe sehen. Ich kann
Ihnen nur eindringlich raten sich zu bewähren und mir zu beweisen, dass
Sie zu Höherem berufen sind. Mit Behauptungen, Eifersüchteleien und
Ansprüchen kann ich nichts anfangen!« Zum Schluss war Sentenzas Stimme
laut geworden.
An'ta wirkte nun ebenfalls etwas wütend und kniff die Lippen zusammen.
»Das sagen Sie nur, um Ihr Lieblingskind DiMersi zu protegieren!«,
blaffte sie.
Sentenza wollte seinen Ohren nicht trauen. »Wie bitte?«
»Es sieht doch jeder Blinde, dass Sie ein Auge auf den Chief geworfen haben!«,
hakte An'ta nach. »Es dürfte klar sein, dass Ihre Chancen bei DiMersi
rapide sinken, wenn Sie sie in der Crewhierarchie zu meinen Gunsten herabstufen!«
Sentenza schüttelte wie betäubt den Kopf. Was für Dinge kochten
eigentlich in dieser Grey? Er beherrschte sich mühsam, versuchte sogar,
eine Art Lächeln aufzusetzen.
»Ich will diese Äußerungen einmal Ihrer Verbitterung über
das erlittene Schicksal zuschreiben«, rang er sich ab. »Sie zeigt
aber auch, dass Sie die Mannschaft der Ikarus und ihr Funktionieren noch
nicht begriffen haben. Dennoch ...«
Bewusst verringerte er die Distanz zu An'ta und musste sich beherrschen nicht
auch seine Hand auf ihre Schulter zu legen. Sie zuckte mit keiner Wimper.
»... dennoch habe ich großes Interesse daran, Sie zu einem vollwertigen
Crewmitglied zu machen. Es kann sein, dass einmal unser aller Überleben
davon abhängt, dass wir alle – Sie eingeschlossen! – wie ein
gutes Team funktionieren. Es geht hier um mehr als um persönliche Probleme
oder Präferenzen. Es geht um Missionen, bei denen wir jedes Mal das Zeitliche
segnen könnten. Wir können es uns nicht leisten, einen Fehler zu begehen.«
Er trat einen Schritt zurück und fuhr fort.
»An'ta, ich habe Sie in der Crew, und Sie sind derart hoch qualifiziert,
dass ich Sie nicht verlieren möchte. Ich bin auch nicht Ihr Feind. Chief
DiMersi ist nicht Ihr Feind. Niemand aus der Crew bekämpft Sie, nicht einmal
der arme Thorpa, der vielleicht einen Grund hätte, nachdem Sie ihn so vermöbelt
haben.«
»Das –«, wollte die Grey einwerfen, doch Sentenza schnitt ihr
das Wort ab.
»Ich will Sie in der Crew. Arbeiten
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