Rettungskreuzer Ikarus Band 009 - Seer'Tak City-Blues
Transportauftrag, der bereits seit geraumer seiner Erledigung
harrte und nicht viel Platz an Bord der Celestine beansprucht hatte.
In der Tat trug Jason das Gewünschte mit sich herum, in braunes Packpapier
eingewickelt und in seiner weiten Pilotenjacke verborgen.
Zielsicher steuerte der Händler die Theke an, hinter der sich ein Barkeeper
und ein Bedienungsroboter die Arbeit teilten. Der Hocker, auf den sich Knight
mit leicht verzerrtem Lächeln quälte, würde nach einer erfolgreichen
Desinfektion in seine Atome aufgelöst sein, und der Schmuggler musste feststellen,
dass dies auf die Bar genauso zutraf: Generationen von Flüssigkeitsrändern,
Körperausscheidungen – Jason wollte mit seiner Analyse lieber nicht
ins Detail gehen – und anderen Resten waren vom Herrn über
diese Theke offenbar nur unlustig und nachlässig abgekratzt worden.
Als sich der Barkeeper an ihn wandte und mit einem Tentakel über die klebrige
Fläche vor Jason einen Lappen bewegte, der so verdreckt aussah, als würde
er jeden Augenblick den evolutionären Sprung zu intelligentem Leben bewältigen
können, wunderte den Händler gar nichts mehr.
»Trinken? Rauchen? Huren?«, knurrte eine Vokoderstimme aus dem massigen
Körper des Barkeepers, den Jason mühsam als einen Abkömmling
von Tha'Tha identifizierte, der aber offenbar bereits reichlich viel erlebt
hatte. Oder reichlich viel genommen, je nachdem.
»Getränke für Standardhumanoide?«, fragte Jason sicherheitshalber
zurück, obgleich er sich ziemlich im Klaren darüber war, dass man
hier fast jeden seiner Wünsche erfüllen konnte. Selbst im Hinblick
auf das Gesundheitsrisiko, das er damit einging, musste er etwas bestellen,
sonst hätte man ihn sofort wieder hinausbefördert.
Erwartungsgemäß gab der Tha ein zustimmendes Grunzen von sich.
»Malt Whisky, doppelt, ohne Eis!«, orderte Jason und schloss angewidert
die Augen, als der Ursuppenlappen beim Herumfahren des Barkeepers nur knapp
vor seinem Gesicht vorbeiwedelte und einen Geruch ausströmte, wie er ihn
eher in der Nähe des Verdauungstraktes seines Besitzers erwartet hätte.
Die Bedienung war erstaunlich schnell, das musste Jason dem Tha lassen, denn
keine zehn Sekunden später stand ein wenig Vertrauen erweckendes Glas vor
ihm, in dem eine leidlich wie Whisky aussehende Flüssigkeit schwappte.
»Fünf Creds!«, knarzte der Vokoder.
Jason runzelte die Stirn. Für ein synthetisches Malt-Whisky-Imitat verlangte
man hier viel. Er schob eine Credmarke über den Tisch und zwang sich, das
Glas zum Mund zu führen, nachdem er sich in Gedanken versichert hatte,
bei allen notwendigen Impfungen auf dem neuesten Stand zu sein. Auf eine Überprüfung
der goldbraunen Flüssigkeit und des schmierigen Trinkgefäßes
auf unerwünschte Fremdsubstanzen verzichtete er. Das Herausziehen des kleinen
Geräts aus der Beintasche hätte den Barkeeper womöglich beleidigt
und zudem unliebsame Aufmerksamkeit auf Jason und sein Equipment gelenkt
Als die Flüssigkeit seine Kehle herunterrann, japste Jason erstaunt auf:
Das war echter Stoff, und er war gut – gut für eine lausige Kaschemme
am Arsch der Galaxis, und besser als manches, das er in weniger miesen Gegenden
getrunken hatte. Dieser Whisky war sauber, schmackhaft und vermochte garantiert,
die am Glas wuchernden, hochinfektiösen Mikroben auf dem Weg in seine Eingeweide
rechtzeitig zu eliminieren ...
Er schnalzte anerkennend mit der Zunge und wollte dem Barkeeper ein paar lobende
Worte aussprechen, doch der belästigte mit seinem Lappen längst andere
Gäste.
Neben den Händler stellte sich ein zerlumpter Humanoide mit einem Teller
Syntho an die Theke. Jason verzog das Gesicht als der Mann mit dreckigen Händen
das graugrüne Nahrungsmittel in sich hineinschaufelte und dabei wenig erquickliche
Geräusche machte.
Syntho war überall in der Galaxis gleich. Die Automaten standen in jeder
zumeist schlechteren Gegend. Es war das Brot der Armen, geschmacklos bis widerlich,
aber es enthielt alle wichtigen Nährstoffe und war billig. Jason erinnerte
sich an Phasen seines Lebens, da war er über einen Syntho-Automaten in
seiner Nähe auch sehr glücklich gewesen – mit einem Viertelcred
in der Tasche konnte man sonst nirgends eine vollwertige Mahlzeit bekommen,
inklusive des essbaren Tellers, der aufgrund seiner Kekskonsistenz noch das
Leckerste an der ganzen Mahlzeit war. Jason versuchte, sich
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