Rettungskreuzer Ikarus Band 015 - Die abwartende Dominanz
Lügen,
über gar keine Kampfflotte.
»Joran, und du bist dir wirklich sicher?«, hakte Edmund noch einmal
nach.
»Vater, ich werde die Aktion selbst leiten, um sicherzustellen, dass es
keine unnötigen Übergriffe gibt. Wenn wir die Völker der Hegemonie
von ihrem irrationalen und unberechenbaren Herrscher befreien, tun wir ein Werk
des Friedens, sichern unsere Grenze und schrecken unsere Feinde ab. Ich bin
mir zuversichtlich, dass eine Ära der Stabilität und des Respekts
vor dem Multimperium die Folge sein wird. Aber dafür müssen wir angesichts
dieser beunruhigenden Nachrichten entschieden handeln und uns diesen Respekt
verdienen. Das sehe ich als Mitglied der kaiserlichen Familie als meine persönliche
Ehrenpflicht an.«
Edmund, das wusste Joran, legte auf altertümliche Ehrenvorstellungen großen
Wert. Auch diesmal hatte Joran die richtigen Worte gewählt. Sein Vater
nickte bedeutungsvoll und schien zu einem Entschluss gekommen zu sein.
»Na gut, Joran – du scheinst dich ja umfassend informiert und vorbereitet
zu haben. Wahrscheinlich hast du Recht. Ich will dir alle Vollmachten geben,
die du benötigst!«
Der Prinz tat sein Bestes, um sich den wilden Triumph, der durch ihn brandete,
nicht anmerken zu lassen. Er verbeugte sich vor seinem Vater und versuchte,
eine Mischung aus Besorgnis und edelmütiger Entschlossenheit auszustrahlen.
Es schien zu funktionieren, denn Edmunds Lächeln und das Wohlgefallen in
seinem Blick waren auf jeden Fall echt.
Jorans Edelmut nicht.
Aber das musste der Kaiser ja nicht unbedingt erfahren ...
»Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht!«, verkündete
Thorpa, als die Ikarus in den Orbit um Pronth einschwenkte.
Schon kurz nach dem Gespräch in der Wohnung des Captains war der Rettungskreuzer
aufgebrochen, um dem Hilferuf der hegemonialen Regierung Folge zu leisten. Der
Flug war kurz und ereignislos gewesen. Sentenza hatte beschlossen, dass die Ikarus im Orbit um den Planeten verbleiben würde, sollte ein anderer
Notruf ihren raschen Abflug notwendig machen. Anande, er selbst, sowie An'ta
und Thorpa würden mit einem Beiboot auf der Oberfläche landen, während
Sonja auf dem Schiff das Kommando übernahm. Sentenza war das Stirnrunzeln
Sonjas nicht entgangen, als klar wurde, dass die höchst attraktive Grey
den Captain begleiten würde. Sie hatte gute Miene zum bösen Spiel
gemacht. Sentenzas Überlegungen, sie von seiner Treue zu überzeugen,
waren obsolet gewesen, als er dem Vorschlag Sonjas gefolgt war, Thorpa als Anstandswauwau
mitzunehmen. Da sie einige Minuten mit dem Pentakka allein verbracht hatte,
war sich der Captain sicher, dass der Praktikant eingehende Anweisungen bezüglich
seiner Überwachungsaufgabe bekommen hatte.
»Nun gut, Thorpa, was ist die schlechte Nachricht?«, fragte Sentenza.
Trooid hatte das Schiff mittlerweile fest im Orbit geparkt und den Autopiloten
eingeschaltet – dieser war angesichts der Fähigkeiten der KI mehr
als nur ein Ersatz für den Androiden.
»Die schlechte Nachricht ist, dass sich der Zustand des Hegemons nicht
gebessert hat. Dr. Attap hat die aktuellen medizinischen Bulletins übermittelt.
Ich habe sie schon auf Dr. Anandes Pad transferiert.«
Sentenza sah aus den Augenwinkeln, wie der Arzt sich umgehend in die eintreffenden
Daten vertiefte. Wie immer nahm er seine Arbeit sehr ernst. Seinem Gesichtsausdruck
nach zu urteilen, waren die Neuigkeiten in der Tat wenig erfreulich. Sentenza
sah ihm an, dass er so schnell wie möglich mit eigenen Untersuchungen beginnen
wollte.
»Sonja, das große Beiboot klarmachen. Wir gehen sofort runter!«,
wies er Sentenza an.
Die Chefingenieurin, die sich im Maschinenraum befand, vernahm die Anweisung
durch die bordinterne Kommunikation und bestätigte knapp. Sentenza wusste,
dass das Boot bereit sein würde, sobald er und die anderen den Hangar erreicht
hatten.
»Die gute Nachricht?«, hakte er noch mal nach.
»Die Gnade der Dominanz ist vor einer Stunde auf dem Raumhafen gelandet!
Mit etwas Glück werden wir erstmals auf die Crew unseres Schwesterschiffes
treffen.«
Wäre der Zweck ihres Besuches kein so trauriger, dann hätte Sentenza
dies in der Tat als sehr gute Nachricht empfunden. Ein Erfahrungsaustausch war
schon lange angebracht gewesen, vielleicht ergab sich die Möglichkeit,
etwas Zeit abzuzweigen.
»Gut, Thorpa. Wir gehen jetzt zum Beiboot. Sie sind soweit,
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