Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
wissen. Zudem besorgte sie ihm einen Kredit zu günstigen
Konditionen, so dass er seine Schulden begleichen konnte und frei war –
zumindest von den bisherigen Gläubigern. Er war sehr glimpflich aus der
Sache herausgekommen. Den Kredit hatte er nun schon seit fünf Jahren abbezahlt
und die ganze unselige Geschichte, und auch Mrs. Eisberg, weitgehend verdrängt.
Aber sie hatte ihn offensichtlich nicht vergessen.
Seine Gesprächspartnerin hatte ihm alle Zeit gelassen, sich die Ereignisse
von damals durch den Kopf gehen zu lassen, und lächelte noch immer zuvorkommend,
als er den Blick wieder zum Bildschirm hob.
»Was genau kann ich für Sie tun, Mrs. Eisberg?«
»Meinen Informationen zu Folge wird in der nächsten Zeit ein Prozess
gegen einen Doktor Jovian Anande aus der Rettungsabteilung des Raumcorps beginnen.
Ich möchte alle Daten bekommen, derer Sie dazu habhaft werden können.
Wenn sich das machen lässt«, fügte sie verbindlich hinzu, aber
Tarano erkannte einen Befehl, ganz gleich, wie hübsch er verpackt war.
»Das ist alles?«, fragte er überrascht, denn selbst wenn es sich
um einen brisanten Fall handeln sollte, würde es nicht allzu schwer sein,
an die Informationen zu gelangen – Tarano kannte sich in den Datenbanken
gut aus, besser vielleicht, als er es offiziell sollte.
»Nein, noch nicht ganz. In letzter Zeit ist immer wieder davon zu hören,
dass Verhandlungen aufgrund von Verfahrensfehlern nicht stattfinden konnten
– fehlende Daten, falsche Einreichungen, unvollständige Formulare,
Sie wissen schon. Auf diese Weise kann sich ein Prozessbeginn sehr verzögern,
vielleicht sogar bis in alle Ewigkeit – so sagt man.«
»Ja. Das kommt durchaus manchmal vor, auch wenn es nicht so sein sollte.«
Das nagende Gefühl der Sorge kehrte zu Torin Tarano zurück. Worauf
lief das hinaus? »So ist das eben mit der Bürokratie. Aber bei uns
hier auf Regulus ist das sehr selten, meist betrifft es die kleineren Gerichtshöfe.
Wir sind besser organisiert.«
»Nun, diesmal bedauerlicherweise nicht. Es wird Verfahrensfehler geben.
Es wird Verzögerungen geben. Und – » das Lächeln von Mrs.
Eisberg blieb freundlich, doch die Stimme bekam einen kalten Unterton, »möglicherweise
wird der Prozess deswegen niemals stattfinden. Ich verlasse mich auf Sie und
erwarte Ihren ersten Bericht innerhalb der nächsten zwei Tage.«
Der Bildschirm wurde dunkel, und das Logo der LoveChatBar erschien darauf.
Tarano starrte es noch immer an, als die Bedienung kam und ihn fragte, ob er
noch etwas zu Trinken wollte.
Für einen menschlichen Betrachter wirkten erwachsene Kant'Takki sehr befremdlich.
Sie hatten sechs Gliedmaßen, waren jedoch keineswegs insektoid, sondern
erinnerten mehr an einen irdischen Ameisenbären, der noch einige Jahrmillionen
an Evolution hinter sich gebracht hatte. Auf ihrer ewig halbdunklen Welt waren
große Augen, die noch den kleinsten Schimmer wahrnehmen konnten, ein Muss,
ebenso die deutlich ausgeprägte flexible Nase mit dem gut entwickelten
Geruchssinn. Darüber hinaus hatten sie noch andere Wahrnehmungen, die sich
nicht an einem Organ zuordnen ließen – nach vielen Studien und fruchtlosen
Forschungen war man zu dem Ergebnis gekommen, es eine Art von »Vorahnung«
zu nennen, sozusagen einen parapsychologischen Sinn, den sich eine Rasse, die
ihn nicht besaß, auch kaum vorstellen konnte. Ein Kant'Takki brauchte
Dinge nicht zu sehen, zu hören oder zu riechen, um zu wissen, dass sie
da waren und ob sie Gefahr bedeuteten oder nicht.
Die Atmosphäre von Urus IV, dem Heimatplaneten der Kant'Takki, den sie
selber in ihrer Sprache »Nest« nannten, war sehr dicht und von einer
hohen Luftfeuchtigkeit geprägt – es herrschte beständiger Nebel.
Menschen konnten ohne Atemgeräte unmöglich dort existieren, obwohl
es durchaus genügend Sauerstoff gab. Der Rest der Luftzusammensetzung sah
dagegen nicht so gut aus – ein bunter Cocktail von verschiedenen giftigen
Elementen machte einen einzigen Atemzug zu einem Schierlingsbecher mit fast
sofortiger Wirkung. Auch für den Organismus der Kant'Takki waren diese
Stoffe toxisch, doch hatte er natürlich einen Weg gefunden, mit ihnen fertig
zu werden. Zum Teil wurden sie bereits in den Atmungsorganen herausgefiltert
und später über spezielle Drüsen ausgeschieden. Für die
restlichen Substanzen produzierte der Körper der Kant'Takki eigene Antidote,
so
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