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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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schwarzen Haaren.
Sie war vielleicht um die vierzig und ziemlich attraktiv, geschmackvoll und
dezent geschminkt. Auf den zweiten Blick waren ihre Gesichtszüge ein wenig
zu ebenmäßig, ihre Bewegungen zu anmutig, und sie sah nicht anders
oder älter aus als damals. Kein Wunder, denn es handelte sich um eine gut
gemachte Computersimulation – die Maske, hinter der sich seine Gesprächspartnerin
versteckte. Das bestätigte Taranos Vermutung, dass Mrs. Eisberg nicht in
der LoveChatBar war.
    »Tarano, wie schön, Sie wieder zu sehen«, begann die Frau das
Gespräch. Ihre Stimme war sehr angenehm moduliert.
    »Ja, und das nach all der Zeit«, warf Torin Tarano ein. Mehr Aufsässigkeit
wagte er nicht in seine Antwort zu legen. Er war nicht in der stärkeren
Position.
    »Da haben Sie Recht, es ist jetzt fast zehn Jahre her. Ich habe Ihre Karriere
seitdem sehr aufmerksam verfolgt und freue mich, dass Sie so erfolgreich gewesen
sind.«
    Tarano glaubte Mrs. Eisberg jedes Wort. Seine Nervosität wuchs, und er
versteckte sich kurz hinter einem Schluck aus seinem Glas – noch nie war
ihm Bier so scheußlich erschienen, und für einen Moment glaubte er,
es wieder ausspucken zu müssen.
    »Was wollen Sie von mir, Mrs. Eisberg?«, fragte er dann unumwunden.
    »Einen Gefallen als Ausgleich für den Gefallen, den ich Ihnen damals
tun konnte.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Torin Tarano kam aus einem relativ wohlhabenden Elternhaus und hatte in Kindheit
und Jugend nie irgendetwas vermissen müssen – ein aufwändiger
Lebensstil gehörte einfach zu seiner Welt. Als er dann seine Ausbildung
zum Verwaltungsbeamten begann, überwarf er sich mit seinem Vater, der eine
weitaus mühsamere Karriere als selbständiger Unternehmensberater für
seinen Sohn vorgesehen hatte. Das von seinem Vater vorgelebte Beispiel eines
14-Stunden-Tages und einer 7-Tage-Arbeitswoche konnte Torin allerdings überhaupt
nicht locken. Seine Eltern stellten die Unterhaltszahlungen ein, und schon bald
bemerkte der junge Mann, dass er mit seiner Ausbildungsvergütung vorne
und hinten nicht auskam – er wollte nicht auf seinen sportlichen Gleiter
verzichten, auf die Feiern in den teuren Clubs, auf exklusive Kleidung. Genauso
gut hätte er seiner Ansicht nach versuchen können, das Atmen aufzugeben.
    Bald ergab sich die Möglichkeit, ein wenig Geld hinzu zu verdienen, um
die Schulden auszugleichen – er begann mit synthetischen Drogen zu dealen,
die gerade in den Nobeldiskos in rauen Mengen konsumiert wurden, allen Verboten
zum Trotz. Er wusste, dass er sich damit strafbar machte, aber er hatte kein
schlechtes Gewissen dabei – immerhin entschieden seine Kunden selbst, ob
sie das Zeug schlucken wollten oder nicht.
    Auf diese Weise kam Tarano gut durch die Ausbildungszeit und überraschte
alle – auch sich selber – mit hervorragenden Leistungen, die ihn sofort
für einen verantwortungsvollen Posten im Gerichtshof qualifizierten. Auch
das Gehalt passte sich den neuen Aufgaben an, und Tarano begann, sich Sorgen
zu machen wegen der Art seines Nebenverdienstes. Er beschloss, die verbliebenen
Schulden langsam und auf herkömmliche Art abzustottern und mit der Dealerei
aufzuhören. Seine Gläubiger, die ihn auch mit dem Stoff beliefert
hatten, sahen das anders. Tarano schien jetzt das perfekte Werkzeug zu sein,
um an Insiderinfos zu gelangen, Prozesse zu beeinflussen oder die Drogen in
der gestressten Riege der Staatsanwälte und Richter zu verteilen, ein sehr
lohnendes Feld. Taranos Weigerung entkräfteten sie schnell – wenn
er nicht kooperierte, würden sie seine Einnahmequelle der letzten vier
Jahre öffentlich machen und seine Karriere von Anfang an ruinieren.
    Tarano war ein guter Verwaltungsbeamter, aber ein schlechter Verbrecher. Bald
fielen die ersten Unregelmäßigkeiten auf, als er versuchte, Prozessdaten
zu verändern. Der ältere Kollege, der das zuerst bemerkte, meldete
es nicht den Vorgesetzten, sondern bot an, den Kontakt mit jemandem herzustellen,
der Tarano würde helfen können. Und so hörte er von Mrs. Eisberg.
    Von Anfang an war klar, dass er es hier nicht mit einer herzensguten Wohltäterin
zu tun hatte, sondern mit einer Geschäftsfrau mit freundlichem Lächeln
und stahlharten Bandagen. Sie sympathisierte mit dem jungen Mann und sorgte
für einen Gesinnungswandel bei seinen Erpressern – mit welchen Methoden,
wollte Tarano nie genau

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