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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gelang es, ihre Tiere wieder unter Kontrolle
zu bekommen. Uhul kritisierte den Novizen nicht, dafür war jetzt keine
Zeit. Er griff zur Stechforke und sah, dass auch der Novize keinen Gedanke an
sein Versagen verschwendete, sondern gleichfalls in einer fließenden Bewegung
die Muskete ablegte und nach der bereit liegenden Forke griff.
    Instinktiv ließ er sich fallen, als ein rasch geschwungener Schlagmantel
über ihn hinwegrauschte. Der Ketzer stieß einen unterdrückten
Schrei aus, als sich ihm das sicher geglaubte Opfer wieder entzog, und schwang
den röhrenförmigen Mantel mit den schweren Eisenkugeln am Ende seines
einzigen »Ärmels« mit neuer Wucht. Doch Uhul blieb nicht tatenlos.
Mit einem Ruck erhob er seine Stechforke und ließ sie aus dem Handgelenk
nach vorne schnellen, eine fließende, elegante Bewegung, die von jahrelanger
Übung zeugte. Der Ketzer wich instinktiv zurück, verlor die Balance
seines schwingenden Schlagmantels und musste sich krampfhaft am Sattelknauf
festhalten, um nicht durch seinen eigenen Schwung vom Shakri gerissen zu werden.
Er stieß nicht mehr als ein unwilliges Grunzen aus, sah Uhul erneut mit
der Stechforke zustoßen und ließ den Mantel endgültig fallen.
Uhuls Stoß ging ins Leere, aber das Überraschungsmoment war verloren,
und der Ketzer griff in die Zügel, um sein nervöses Reittier wieder
näher an den Wagen heranzuführen. Uhul verlagerte sein Gewicht, senkte
die Stechforke und suchte nach der schwachen Stelle im Panzer des Ketzers. Außer
am Hals und an den Gelenken war der Mann gut geschützt. Uhul selbst trug
keine Rüstung. Er war sich seines Nachteils wohl bewusst.
    Das Shakri sprang vorwärts, die Vorderklauen krachten auf den Wagen, der
sich bedenklich zur Seite neigte. Uhul verlor fast augenblicklich das Gleichgewicht,
verlor seine Waffe und schlitterte auf den Ketzer zu, der seine Forke nach vorne
schnellen ließ. Uhul warf sich zur Seite, doch hätte der Angriff
sein Schicksal besiegelt, wenn nicht Tokals Forke wie aus dem Nichts in die
Parade des Ketzers gefahren wäre und den Stoß abgewehrt hätte.
Durch die Wucht seines Angriffes glitt auch Tokal die Waffe aus den Händen.
Uhul stieß sich machtvoll ab, ergriff die ihm entfallene Forke und trieb
sie mit wilder Kraft in die ungeschützte Brust des Shakri. Das Tier schrie
gepeinigt auf, aus der Wunde schoss das hellrote Blut in kräftigen Schüben.
Uhul hatte die Brustarterie getroffen. Das Shakri brach auf den Vorderläufen
zusammen, blutiger Schaum trat aus seinen Nüstern.
    Uhul blickte sich rasch um und sah zu seinem Erstaunen den leblosen Leib des
anderen Ketzers, drapiert über sein durchaus lebendiges Reittier. In der
Brust steckte eine mit Gewalt herein getriebene, zersplitterte Muskete. Tokal
hatte die Waffe einer letzten Bestimmung zugeführt. Er schien in der Eile
keine andere Waffe gefunden zu haben. Nun griff er die ihm entfallene Waffe
und suchte nach dem überlebenden Angreifer. Der noch verbliebene Ketzer
sah sich zwei entschlossenen Kämpfern mit erhobenen Forken gegenüber
und traf die einzig richtige Entscheidung: Er wandte sich um und floh. Uhul
hatte nicht die Absicht, ihn zu verfolgen. Vielmehr richtete er sich an den
schwer atmenden Tokal, in dessen Echtauge Triumph und Bedauern funkelte.
    »Du hast mein Leben gerettet«, stellte der Staubdiener fest. »Und
dein Vater wird nicht sehr glücklich über die Art und Weise sein,
wie du die wertvolle Muskete eingesetzt hast.«
    Tokal suchte in Uhuls Gesicht nach einem emotionalen Ausdruck, doch er fand
keinen.
    »Ja, Herr. Ich war wütend, weil ich zu früh abgedrückt hatte.«
    »Wütend auf die gute Muskete oder auf den schlechten Schützen?«
    »Auf den schlechten Schützen. Ich hatte jedoch keine Gelegenheit,
mich selbst zu kasteien und habe meine Wut anders ausgedrückt. Mein Vater
wird mich zu bestrafen wissen.«
    Nun musste Uhul trotz aller Selbstbeherrschung lachen.
    »Bestrafen? Dafür, dass du Ketzer getötet und den Ersten Staubdiener
des Priors gerettet hast? Was für eine Strafe mag das sein?«
    Tokal grinste verschmitzt.
    »Eine neue Muskete, vermute ich mal, Herr.«
    Uhul sah kopfschüttelnd, wie eine Gruppe von Milizionären heran ritt.
Er setzte sich schwer und wog seine Stechforke in der Hand.
    »Tokal?«
    »Ja, Herr?«
    »Wenn du mich noch einmal Herr nennst, werde ich dich mit deiner neuen
Muskete erschlagen.«
    »Ja,

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