Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Herr.«
Uhul resignierte.
4.
Der Raumhafen von St. Salusa war gigantisch. Roderick Sentenza war nicht das
erste Mal hier, aber wie auch bei seinen vorhergehenden Besuchen wurde er vom
Panorama, das er aus dem Leitstand der landenden Yacht betrachten konnte, förmlich
erschlagen. Diese Welt war nicht nur das Zentrum der Galaktischen Kirche, sie
war auch das Hauptquartier des Commonwealth, dem theoretisch alle Nachfolgestaaten
des Imperiums angehörten, das vor der Großen Stille existiert haben
musste. Der Commonwealth war nicht viel mehr als eine Fiktion, wie die Ereignisse
der letzten Monate eindringlich unter Beweis gestellt hatten, und doch gab diese
doppelte Funktion St. Salusa eine herausgehobene Stellung. Wenn es eine Hauptwelt
des bekannten besiedelten Weltraums gab, dann war es diese hier, und sie zeigte
es. Das endlos wirkende Areal des Hauptraumhafens war bedeckt mit großen
und kleinen Raumfahrzeugen aus allen Teilen der Galaxis. Die Yacht trieb im
Landeanflug auch über den abgesperrten Bezirk für die kirchliche Missionsflotte,
und Sentenza konnte einen Blick auf einen Schweren Kreuzer erhaschen, der gleiche
Typ, den auch Raumprior Siridan Dante befehligte. Größere Raumschiffe
waren im Orbit verankert, vor allem die großen Liner, die nicht auf einem
Planeten landen konnten. Das chaotisch wirkende Treiben auf dem Landefeld, mit
andauernd anfliegenden und startenden Raumschiffen und wagemutig durch das Wirrwarr
kreuzenden Gleitern und Lastenschleppern, wirkte wie eine schlecht choreographierte
Tanzaufführung. Tatsächlich war die Choreographie minutiös geplant
und exakt durchgespielt – seit siebzehn Jahren hatte es hier keinen ernsthaften
Unfall während des Flugbetriebes mehr gegeben, und man war auf dieses Ergebnis
zurecht sehr stolz. Ohne großes Erstaunen stellte Sentenza fest, dass
auch das Raumcorps eine eigene Sektion auf dem Landefeld angemietet hatte. Außer
der Yacht, die nun sanft wie eine Feder auf die Plaststahloberfläche niedersank,
erkannte er drei größere Frachtschiffe, ein Kurierboot und einen
Morgenstern-Erkunder von »Neue Welten«. Eine Reihe von Markierungen
war leer, ein normalerweise eher unübliches Bild. Obgleich das Gebiet des
Raumcorps weit von St. Salusa entfernt war, durchstachen die Handelslinien der
Corpsmitglieder das gesamte bekannte Gebiet des Commonwealth, und man unterhielt
hier naturgemäß ein großes Kontor mit weitläufigen Lagerhallen.
Die Yacht setzte butterweich auf. Sentenza warf der Kommandantin einen anerkennenden
Blick zu, dem diese mit professioneller Selbstverständlichkeit begegnete.
Sie hatten sich vorher, bei einem letzten Gespräch verabschiedet, so dass
Sentenza schlicht die Brücke verließ und sich zu Sally gesellte,
die an der Bodenschleuse bereits auf ihn wartete.
»Zum Kontor, vermute ich?«, sagte er zur Begrüßung und
schulterte seine schmale Reisetasche.
Sally, die ihr Gepäck von einem Roboter tragen ließ, schüttelte
den Kopf.
Thorpa, immer noch nicht der Gesprächigste unter den Reisenden, hatte sich
bereits schweigend zu ihnen gesellt. Trotz seiner Ruhe schien er seine Umgebung
mit großer Aufmerksamkeit wahrzunehmen.
»Nein. Wir kommen im Gästehaus des Tempels unter. Entsprechende Arrangements
wurden bereits getroffen. Ah ... ich glaube, wir werden abgeholt.«
Durch die sich langsam öffnende Schleusentür sah Sentenza eine beeindruckende,
schwarze Limousine herangleiten. Auf dem schwarzen Lack prangte nur ein Akronym:
ZHD. Sentenza wusste, wofür die Buchstaben standen: Zentrale Heilige Dienste,
das kirchliche Serviceunternehmen, dass für so ziemlich alles zuständig
war, was die Verwaltung benötigte, von der Organisation der Massengottesdienste
bis zum Fahrdienst für geladene Gäste. Die Einstiegstüren der
Limousine öffneten sich und gaben den Blick auf das gediegene Interieur
frei. Ein Heskathe löste sich vom Steuer, stellte sich neben die der Yacht
zugewandten Tür und deutete eine Verbeugung an. Die gedrungene Gestalt
des Fahrers mit seiner blaugrauen Haut und dem faltigen Gesicht wirkte unbeeindruckt,
als Sally, Thorpa und Sentenza vortraten und es sich im Fahrzeug gemütlich
machten. Heskathen waren für ihre außergewöhnlich gute Auge-Hand-Koordination
bekannt; Vertreter dieses Volkes fanden sich vorzugsweise als Fahrer –
oder als Kampfpiloten kleiner Jagdschiffe wieder. Nachdem der
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