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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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marodierenden Schwadronen, und die Beweglichkeit ihrer
Angriffe, getragen von den schnellen, wenngleich nicht sehr ausdauernden Shakris,
war die größte aller Gefahren. Uhul hatte selbst drei solcher Angriffe
miterlebt, und er wusste, warum er im Rahmen seines Noviziats auch zu lernen
hatte, wie man mit der Stechforke und dem Schlagmantel umzugehen hatte. Aus
dem Augenwinkel sah er, wie Tokal ihre Waffen aus den Umhüllungen nahm.
Der Novize hatte noch nie einen echten Kampf miterlebt, aber er war durch seinen
Vater geprägt. Uhul vermochte trotzdem nicht abzuschätzen, ob er sein
theoretisches Wissen richtig umsetzen konnte. Gegen eine Schwadron hatten sie
ohnehin keine Chance.
    Neben dem großen Gebäude des Schreins wurde der geduckte, aus mächtigen
Felsen errichtete Bau der Wachstation sichtbar. Die winzig erscheinenden, aufgeregt
umherlaufenden Gestalten mussten die Milizionäre sein, die dauerhaft beim
Schrein stationiert waren. Es handelte sich um nicht mehr als ein Dutzend, doch
das Wachgebäude war massiv, und die Männer waren mit den Feuersteinmusketen
ausgestattet, vor denen die Ketzer einen großen Respekt hatten –
vor allem deswegen, weil der laute Knall der abgefeuerten Musketen die Shakri
regelmäßig in den Irrsinn zu treiben schien. Wenn es den beiden Staubdienern
gelang, es rechtzeitig bis zum Wachhaus zu schaffen, dann hatten sie eine gute
Chance.
    Der Wagen rumpelte schwerfällig voran. Uhul erkannte, wie sich aus der
Staubwolke eine große Gruppe von Ketzern herausschälte, die ihre
Shakri mit hohen, spitzen Rufen antrieben. Es war schwer, die Entfernung zu
schätzen, doch es würde in jedem Falle knapp werden.
    Tokal hockte sich neben ihn, die Waffen bereit. Aus einer Lederhülle holte
er seinen größten Schatz: seine eigene Feuersteinmuskete, ein Geschenk
seines Vaters, der Hauptmann der Miliz war und die Prozession begleiten würde.
Einen Schuss würde der Novize abfeuern können, das Nachladen dauerte
lang und war beschwerlich. Im Wachhaus, das wusste Uhul, wurden pro Milizionär
drei Musketen schussbereit gehalten.
    »Warte, bis sie nahe genug heran sind«, rief Uhul. »Die Shakri
müssen den Knall hören.« Die Kugel selbst mochte jemanden treffen
oder auch nicht, der durch den Lärm beabsichtigte Effekt war jedoch ein
viel wichtigerer Aspekt.
    »Sie ... sie sind schnell!«, stammelte Tokal aufgeregt.
    »Ja, aber die Miliz ist es auch. Siehe da!«
    Die Soldaten hatten den heranrumpelnden Wagen endlich entdeckt. Sechs Milizionäre
sprangen auf ihre Reittiere – langsamere, aber weitaus weniger sensible
Kuhras, enge Verwandte der Bocktas, die Wagen zogen – und trieben diese
auf die heranrückenden Ketzer zu. Uhul hörte undeutlich, wie sie wüste
Schmähungen ausstießen und wild mit den Stechforken gestikulierten.
Der Köder wirkte: Ein Teil der Schwadron – der größere
dazu – drehte ab und jagte johlend auf die selbstmörderisch heranjagende
Miliz zu. Als der Staub des heftigen Kurswechsels sich legte, erkannte Uhul,
dass nur noch zwei Ketzer auf den Wagen zuhielten. Neue Zuversicht erfüllte
ihn.
    Ein heftiger Knall fuhr über die Ebene, als die heranpreschenden Milizionäre
ihre Musketen entluden. Der gewünschte Effekt trat sofort ein: Die Shakris
brachen aus und stießen spitze, von Panik erfüllte Schreie aus. Uhul
sah, wie Ketzer zu Boden fielen und die heranstürmende Schwadron sich in
ein chaotisches Wirrwarr aus herrenlosen Reittieren, fliehenden Reitern und
hektischen Ausweichversuchen jener Ketzer verwandelte, die noch auf ihren Tieren
saßen. Die Milizionäre rissen ihre Kuhras herum und galoppierten
zurück zum Wachhaus, aus dessen schmalen Fenstern sich bereits die Läufe
weiterer Musketen auf die Ketzer richteten.
    »Vorsicht!«, befahl Uhul scharf und brachte den Wagen zum Stehen.
Die beiden Ketzer hatten sich von dem Chaos, in das ihre Genossen geritten waren,
nicht weiter beeindrucken lassen. Es machte keinen Sinn mehr, die Flucht fortzusetzen.
Sie würden kämpfen müssen.
    Uhul ließ die Zügel aus den Händen gleiten und Tokal hob die
Muskete. Der Lauf richtete sich auf die heranpreschenden Ketzer.
    »Noch nicht!«, rief Uhul, doch es war zu spät. Mit lautem Knall
löste sich der Schuss aus der Flinte, die Kugel fuhr harmlos an den beiden
Gegnern vorbei. Die Shakris scheuten, doch Tokal hatte in der Tat etwas zu früh
abgedrückt, und den Reitern

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