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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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vielleicht zu finden. Nicht wenige nahmen eine Woche hier zum
Anlass, einem der Orden beizutreten oder um Aufnahme in einem Kloster zu ersuchen.
Sentenza hatte diesen Teil des Zentraldomes nie betreten.
    Das vierte Gebäude schließlich symbolisierte die Mission. Es sah
aus wie eine große, in den Himmel aufsteigende Rampe und wirkte dynamisch
und kraftvoll. Es war gleichzeitig der Sitz sowohl der Missionsflottenführung
wie auch des militärischen Oberkommandos des Raummarinedienstes. Der Großteil
des Gebäudes wurde jedoch durch die etwas friedlichere Missionsschule und
die diversen Missionsdienste der Kirche beansprucht. Obgleich der militärische
Arm der Kirche »Missionsflotte« hieß, wurde der Glauben der
Galaktischen Kirche eher nicht mit Feuer und Schwert verbreitet. Ein so heterogenes
Gebilde wie die Kirche in einem so heterogenen Gebilde wie dem Commonwealth
konnte auf diese Art und Weise nur ihren eigenen Untergang heraufbeschwören.
Missionsarbeit verlief subtiler, wenngleich durchaus aktiv, etwa nach dem Prinzip
der »abwartenden Dominanz«, das Sentenza, wenngleich auf politischer
Ebene, in der Pronth-Hegemonie kennen gelernt hatte.
    Die Limousine überflog den Dom. Sentenza hatte genug gesehen. Das Gästehaus
der Kirche lag einige hundert Meter hinter dem Dom, in einer kleinen Parklandschaft.
Auf dem Dach des fünfstöckigen, relativ breit angelegten Gebäudes,
das eher wie ein Luxushotel wirkte, gab es einen Landeplatz, auf den der Gleiter
jetzt einschwenkte. Sie waren an ihrem ersten Ziel angekommen.

    Uhul schlug dem Milizkommandanten mit großer Herzlichkeit auf die Schulter.
Der Kapitan hatte sich wortreich beim Ersten Staubdiener dafür entschuldigt,
nicht in der Lage gewesen zu sein, ausreichend für seinen Schutz zu sorgen.
Tokal hatte dem Monolog mit einer gewissen Verblüffung zugehört, denn
obgleich er wusste, dass der oberste aller Staubdiener eine hoch angesehene
Persönlichkeit war, war er doch etwas überrascht. Ein Kapitan der
Miliz, vor allem, wenn ihm das Kommando über die Wachstation am Heiligtum
übertragen worden war, gehörte in jedem Fall auch zur Elite der Stadtbevölkerung.
Tokal kannte sich aus, war doch sein Vater ein Karriereoffizier. Uhul, mit seiner
bescheidenen Art, hatte auch nie in der Öffentlichkeit um Respekt gebettelt.
Vielleicht war der Novize viel zu sehr an die kollegiale, freundschaftliche
Art seines Mentors gewöhnt, um zu erkennen, welchen gesellschaftlichen
Status dieser hatte. Mit einem Male begriff er auch, warum Uhul so sehr darauf
bestand, dass er ihm nicht zu viel Ehrerbietung entgegenbrachte. Er wollte durch
dieses Beispiel unter anderem verhindern, dass Tokal, nach Abschluss seines
Noviziats, wenn die volle Wucht öffentlicher Anerkennung auf ihn niederprasselte,
zu Selbstüberschätzung neigte. Staubdiener wurden mit Ansehen bedacht,
weil sie Staubdiener waren, nicht, weil der Einzelne besondere Leistungen erbracht
hatte. Tokal kannte Uhul als effektiv, zuverlässig, mutig, höflich
und engagiert. Der größte Teil der Stadt kannte ihn schlicht als
den Ersten Staubdiener.
    Tokal seufzte. Er hatte noch so einiges zu lernen.
    »Beruhigt Euch, Kapitan. Ihr habt das Möglichste getan. Ohne das mutige
Ablenkungsmanöver Eurer Männer hätten wir es gar nicht so weit
geschafft. Ihr solltet Euch nichts vorwerfen, ich jedenfalls werde das nicht
tun.«
    Der Kapitan nahm die Worte mit einer tiefen Verbeugung entgegen. Sein Subkapitan,
zwei Schritte hinter ihm, berührte mit seinem Echtauge fast den Boden.
Uhul nahm dies ungerührt zur Kenntnis. Es blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Eine Erfrischung, edler Staubdiener, bitte ...«
    Der Kapitan ließ es sich nicht nehmen, die beiden Gäste selbst in
das geräumige Wachhaus zu führen. Der große Steinbau war alles
andere als spartanisch eingerichtet, um die Milizionäre während ihrer
dreimonatigen Schicht einigermaßen bei Laune zu halten. Vormals hatte
es Fälle gegeben, dass frustrierte Soldaten, deprimiert durch schlechte
Verpflegung, anstrengenden Dienst und die immer gleiche Gesellschaft ähnlich
frustrierter Kameraden in die spontane Metamorphose gegangen waren und ihren
Dienst als Frauen beendet hatten. Frauen waren für den Milizdienst nicht
zugelassen.
    Der Gemeinschaftsraum wirkte freundlich, mit bequemen Sesseln, die um einen
schweren Eichentisch gruppiert waren. Ein Bursche brachte einen

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