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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Direktorin. Natürlich gab es sie noch. Oder
sollte ich sagen: Immer wieder? Jedes Mal, wenn die Expansion der Outsider,
die ihren eigenen Machtbereich das Nexoversum nennen, eine dicht besiedelte
Galaxis traf, formte sich eine Allianz. Außerdem gab es ja noch das Gesetz,
alles Ushu-Leben zu vernichten. Wer nicht das eine war, war zumindest in jedem
Falle das andere. Glauben Sie mir, darüber wird es innerhalb der Outsider
keinen Disput gegeben haben. Aber es gibt eine Ironie in der Geschichte. Hier
habe ich sie.«
    Serbald drehte sich um und zog schnell einen weiteren Kühlkasten aus dem
Regal neben sich. Er öffnete den Deckel und ließ seine Begleiter
hineinschauen. Im Kasten lag ein weiterer scheinbar aus Glas oder einem anderen
durchsichtigen Material bestehender Behälter. Darin war eine unförmige,
in sich zusammengefallene, graue Masse zu sehen.
    »Ein ... Gehirn«, murmelte Thorpa.
    »Ein totes Gehirn, wie ich anmerken darf«, erwiderte der Prior. »Nachdem
die Outsider damit fertig waren.«
    »Fertig?«, fragte Sally.
    »Nun, haben Sie uns nicht davon berichtet, dass dieser verrückte Wissenschaftler
Botero in Seer'Tak-City Wesen entführte und ihr Gehirn offenbar durch eine
›Eigenkonstruktion‹ ersetzte? Die entnommenen Gehirne wurden nicht
abgetötet, sondern am Leben erhalten. Soweit ich weiß, leben immer
noch zwei dieser Intelligenzen, nachdem die Grey sie mit neuen Körpern
versehen haben.«
    »Ja«, erwiderte Sentenza dumpf. »Das Corps hat damals die gefundenen
Gehirne zu den Grey gebracht, da dort die größte Hoffnung bestand,
ihnen ein würdiges Leben zurückzugeben. Nur zwei überstanden
die psychische Marter. Sie leben sehr zurückgezogen und werden weiter therapiert.
Was hat das mit den Outsidern zu tun?«
    »Sowohl die Gehirne, die gestorben sind, wie auch die beiden, die jetzt
in einem neuen Körper leben, haben das leichtere Schicksal erwischt. Die
Gehirne, die in die Hände der Outsider fallen, erwartet ein Entsetzen,
das wir kaum erfassen können. Die Outsider erhalten sie am Leben, bis sie
alle wahnsinnig werden. Die Emotionen, die dabei entstehen – Verzweiflung,
Panik, endloser seelischer Schmerz –, dienen den Outsidern als Nahrung.«
    Sentenza ertappte sich dabei, wie er Serbald schon wieder anstarrte. Selbst
die sonst so beherrschte Sally war kreidebleich geworden.
    »Das heißt«, erhob nun Thorpa das Wort, »was wir auf Seer'Tak-City
vorgefunden haben, war nicht nur das perverse Experiment eines völlig gewissenlosen
Wissenschaftlers, es war vielmehr ...« Der Pentakka suchte sichtlich nach
Worten.
    »... eine Farm«, vervollständigte Serbald. »Eine Gehirnfarm,
bereitgehalten für die Ernte und damit für die Versorgung der eintreffenden
Outsider.«
    »Das ist widerlich!«, entfuhr es Thorpa. Er zitterte am ganzen Leib.
»Wie ... Wie konnte es dazu nur kommen?«
    »Hass, mein Freund. Der Erschaffer der Outsider, sein eigenes Ende und
damit das seines Volkes klar vor Augen, wollte, dass seine Geschöpfe alles
Ushu-Leben vernichten, auf das sie trafen – und zwang sie, das auf eine
möglichst furchtbare Art und Weise tun zu müssen.«
    »Worin liegt nun die Ironie?«, fragte Sentenza.
    »Darin, dass, wenn die Outsider ihren Auftrag eines fernen Tages erfüllt
haben sollten, sie sich gleichzeitig ihre eigene Lebensgrundlage entzogen haben
und ebenfalls zugrunde gehen werden.«
    »Das wissen die doch!«, begehrte Thorpa auf.
    »Selbstverständlich. Aber sie sind nur in den Grenzen ihres Daseinszwecks
zu selbständigen Entscheidungen in der Lage. Sie sind intelligent, ohne
Zweifel. Aber sie denken ziemlich ... eingleisig. Das Ziel, das am Ende erreicht
werden soll, wird von ihnen zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt.«
    Serbald blickte seine Begleiter an, denen das Entsetzen über die gemachten
Enthüllungen immer noch deutlich im Gesicht geschrieben stand. Seine eigenen
Züge drückten nun Sorge aus.
    »Das ist alles etwas viel auf einmal. Bei der Einweisung durch den Erzprior
hat man mir drei Tage Zeit gegeben und die Informationen häppchenweise
verabreicht. Wollen wir eine Pause machen?«
    »Nein«, erwiderte Sally kategorisch. »Was haben Sie vorhin damit
gemeint, dass wir uns nicht mehr auf Sankt Salusa befinden?«
    »Ach das«, Serbald machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das
ist relativ simpel. Jeder wichtige Raum des Tempels befindet sich auf einem
anderen Planeten.

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