Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Gefolgsmann
über eine abgeschirmte Verbindung, die Lichtjahre überbrückte.
Keine bekannte Technologie konnte dieses Maß an sicherer Kommunikation
ohne große Anlagen – und damit unausweichlich Zeugen und Technikern
– erreichen. Der unscheinbare, ja lächerlich wirkende Metallkasten
konnte es.
»Die Ankunft Sentenzas ist kein großes Problem«, erklärte
Joran bestimmt. »Wir haben damit rechnen können, dass die Kirche das
Raumcorps früher oder später einweiht. Tatsächlich war ich mir
sicher, dass nach dem Sieg am Brückenkopf so einiges in Bewegung kommt.
Wenn Ihr Mann rechtzeitig in Aktion tritt, sind wir auch Sentenza los, vielleicht
sogar für immer. Der zentrale Aspekt ist aber das Sanctuarium. Es ist wichtig,
dass es vor dem Tode des Erzpriors abgeschnitten wird.«
»Alles ist vorbereitet, Majestät«, erklärte Decorian. »Mein
Mann ist in Position. Wir warten noch, bis Serbald mit seinen Begleitern ins
Sanctuarium vorgedrungen ist, dann wird er aktiv. Ich habe keinen Zweifel an
seiner Zuverlässigkeit.«
»Gut«, erwiderte Joran zufrieden. »Wie sieht es sonst aus? Sind
die anderen Männer bereit?«
»Ich habe siebzehn Ihrer Geheimdienstleute in den Haupttempel einschleusen
können. Sie werden, wie geplant, die Mitglieder der Kongregation beseitigen
können, die sich meiner Wahl zum Erzprior möglicherweise massiv entgegen
stellen werden. Ich werde aber eher versuchen, diese durch mein Ansehen, die
Notlage oder auch durch Bestechung auf unsere Seite bringen. Einige werde ich
schlicht versetzen. Meine Wahl zum neuen Erzprior, gerade in der katastrophalen
Lage, in der sich die Kirche schnell befinden wird, kann als reine Formalie
angesehen werden. Schließlich ...«, und hier gestattete sich der
Geistliche ein feines Lächeln, »... bin ich ein durchaus hoch angesehenes
Mitglied der Kurie und schon länger ein möglicher Kandidat für
diesen Posten. Niemand wird Verdacht schöpfen.«
»Die Fedajin?«
»Das Schicksal meint es gut mit uns. Der Kommandant wird zusammen mit Serbald
und Sentenza im Sanctuarium verschwinden, mit ihm die Kerngruppe von 12 Kriegern.
Die restlichen 14 werden nichts ausrichten können, außerdem haben
sie einen Eid auf den Erzprior geschworen – und der bin dann ich. Subkommandant
Ritjar ist pflichtbewusst, aber nicht der Intelligenteste. Versehen mit allen
äußeren Würden meines Amtes, werde ich mich rasch seiner Loyalität
versichern können. Aber auch ihn kann ich rasch ersetzen, wenn es notwendig
sein sollte.«
»Ausgezeichnet. Sie haben gute Arbeit geleistet, Decorian. Ich bin mir
sicher, dass unsere Kooperation auch in Zukunft ausgesprochen gedeihlich verlaufen
wird.«
»Wie weit sind die Vorbereitungen zur Invasion, mein Lord?«
»Ebenfalls sehr zufrieden stellend. Unsere Verbündeten haben bereits
zahlreiche Flottenverbände transferiert. Leider ist die Kapazität
des Sonnentors begrenzt. Wir werden also noch etwas Zeit benötigen, um
sicher zu sein, dass sich uns niemand in den Weg stellen kann.«
»Euer Vater ...«
»... glaubt immer noch allein mir, seinem treuen, einzigen Sohn.«
Joran lächelte.
»Er wird erst dann merken, was ich tue, wenn es zu spät ist. Mit der
Flotte des Multimperiums auf meiner Seite – nicht nur die paar Verbände,
die ich bisher habe loseisen können – werden wir absolut unbesiegbar
sein.«
»Was ist, wenn Euer Vater vorher einen Sinneswandel erlebt? Ich bin nicht
in der Nähe, um auf ihn einwirken zu können, und Ihr seid ebenfalls
nicht abkömmlich.«
Joran machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Irrelevant. Die Berater sind alle meine Gefolgsleute, geblendet von der
Aussicht auf Macht. Ercilar vertraut ihnen, so wie er mir vertraut. Die Flotte
des Multimperiums wird sich niemals gegen mich stellen. Ich wüsste nicht,
wer die Gelegenheit hätte, mit meinem Vater so ins Gespräch zu kommen,
dass dieser sich überzeugen lassen würde, sein Sohn und Thronfolger
habe vor, die Galaxis zu erobern und als Statthalter dem Nexoversum einzuverleiben.«
Decorian nickte, wenngleich seinem Gesicht anzusehen war, dass er noch den einen
oder anderen Zweifel hegte. Joran entging dies keinesfalls, doch er zeigte sich
unbesorgt.
»Überlasst meinen Vater mir, Erzprior. Ihr führt die Kirche,
ich führe die Schlacht, danach führen wir die Galaxis. Es wird alles
so passieren, wie ich es geplant habe. Wir werden uns bald ganz
Weitere Kostenlose Bücher