Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
26 Priores der Leitungskongregation vor sich versammelt.
Sie saßen alle auf Sitzgelegenheiten am großen Konferenztisch –
bis auf den lugidischen Prior, der körperlich nicht fürs Sitzen gebaut
war. Serbald warf einen prüfenden Blick in die Runde, als ob er sich noch
einmal vom vollständigen Erscheinen der Geladenen überzeugen wollte.
Als hätte er das geahnt, erhob Flottenprior Sandalan, der Admiral der Missionsflotte,
das Wort.
    »Wir sind alle da, Eminenz. Was ist mit dem Erzprior?«
    Unwillkürlich drängte sich der verhasste Satz auf Serbalds Lippen,
doch er beherrschte sich. Er nickte dem Flottenprior zu, dann setzte er sich.
    »Der Zustand Seiner Eminenz ist unverändert«, sagte er leise.
Natürlich verfolgte jeder das medizinische Bulletin der Leibärzte
und war auf dem aktuellen Stand. Die Frage war, das wusste Serbald, aus reiner
Hoffnung geboren – Hoffnung auf ein Wunder.
    »Brüder und Schwestern, wir sind hier zusammen gekommen, um eine aktuelle
Krisensituation zu bewältigen. Der Erzprior befindet sich in einem kritischen
Zustand. Die Ärzte haben keinerlei Erklärung für sein Koma. Gerüchte
machen die Runde, die ich durch meine Stellungnahmen nicht wirksam bekämpfen
kann. Ich führe in Abwesenheit des Erzpriors die Geschäfte der Kirche,
das ist meine Aufgabe als Camerlengo. Doch das kann nicht endlos so weiter gehen.
Ich benötige Entscheidungen der Kongregation.«
    »Welcher Art?«, fragte ein Prior nach.
    »Ich brauche einen Zeitrahmen. Wie lange warten wir, ehe wir feststellen,
dass Seine Heiligkeit nicht mehr in der Lage sein wird, das Amt auszufüllen?«
    »Dafür gibt es das Kirchenrecht«, warf Priordekanin Shesilia
ein, die der Hauptuniversität der Kirche vorstand. »Die entsprechende
Klausel sagt aus, dass drei Monate nach Beginn einer chronischen Erkrankung
die Leibärzte der Kongregation eine Prognose vorlegen müssen. Auf
der Basis dieser Prognose haben wir binnen 12 Stunden eine Entscheidung zu treffen.
Das Kirchenrecht sieht dies ganz klar geregelt.«
    Serbald neigte den Kopf. Selbstverständlich kannte er die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Aber es war gut, dass es erwähnt wurde.
    »Die Nachfolgeregelung ist eine Sache, verehrte Schwester. Eine andere
ist die öffentliche Wahrnehmung. Ich muss Stellung nehmen.«
    »Diese Diskussion ist pervers!«, dröhnte die Stimme des Flottenpriors.
»Wir reden über diese Sache wie Bürokraten und Politiker. Es
geht hier erst einmal um unseren Bruder, den wir vor sieben Jahren mit Freude
zu unserem Führer gewählt haben – zum Führer der ganzen
Galaktischen Kirche.«
    Serbald hatte exakt diese Diskussion verhindern wollen. Lahm erhob er Einspruch,
doch es war Priorin Wahab, die Vorsteherin der Vereinten Schwesternordens, die
das sagte, was Serbald befürchtet hatte.
    »Was ist, wenn wir vor einer Prophezeiung stehen? Sollten wir uns und die
Kirche nicht viel lieber auf eine Offenbarung vorbereiten?«
    »Die letzte kanonisierte Offenbarung gab es vor 320 Jahren und ist alles
andere als unumstritten.« Der gereizte Ton des Camerlengo war unüberhörbar.
Wahab ignorierte das.
    »320 Jahre sind ein Nichts für die Alten Völker. Die Kirche wartet
schon lange auf einen neuen Tag der Offenbarung. Wir sollten die Hoffnungen
der Gläubigen nicht gleich zerstören.«
    »Aber auch nicht unnötig fördern«, grummelte Prior Martinus,
der Verwalter der Ziviltransportflotte der Kirche und in der Kongregation als
eher grantiger Kaufmann verschrien. »Wer an einen neuen Tag der Offenbarung
glaubt, gehört meiner Ansicht nach in Behandlung.«
    Serbald war dankbar für diese deutlichen Worte. Doch es schien, als würden
sie nicht die erhoffte Resonanz finden, denn sowohl Wahab wie auch Sandalan
kniffen die Lippen zusammen.
    »Die Fedajin sagen, dass es im Sanctuarium ruhig geblieben ist«, erklärte
Serbald.
    »Na und? Woher wissen wir denn, was dort geschehen soll, wenn eine Offenbarung
bevorsteht? Die Fedajin können auch nicht mehr tun, als durch eine beschlagene
Mattscheibe zu schauen und interpretieren, was sie da sehen. Dann können
wir auch Kaffeesatz lesen.«
    »Auf eine Offenbarung zu hoffen, ist genauso abwegig«, knurrte Martinus.
»Schreibe doch ein gelehriges Buch, Schwester. Tag der Offenbarung. Wird
sicher ein Bestseller, Gläubige kaufen alles. Es gibt bestimmt auch einen
windigen Verleger, der so was veröffentlichen würde. Aber wir hier

Weitere Kostenlose Bücher