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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Er hatte sich kaum ganz berappelt, als der Roboter schon bei ihm war und schwungvoll
die Pistole vorstieß. Ein helles Zischen erklang und ein hauchdünner
Strahl irgendeiner Flüssigkeit brach an der Hülle der Raumblase und
lief wirkungslos an ihr hinunter. Während Thorpa aufatmete, nahm der Medoroboter
die Pistole zurück, veränderte eine Einstellung an ihr und drang wieder
voran. Er hatte kein Gesicht und keine Augen, nur ein paar Kameralinsen, aber
sie schienen ihm mit der Gewissheit einer altgedienten Oberschwester sagen zu
wollen: Warte nur, Bürschlein, ich habe schon ganz andere ins Reich
der Träume gespritzt.
    »Anande!«
    Der Medoroboter war keine Kampfmaschine, aber auch nicht dumm. Er zielte jetzt
auf die Öffnung der Raumblase, die Thorpa ebenso wenig geschlossen hatte,
wie der Doktor den Helm aufgesetzt. Blitzschnell rammte der medizinische Helfer
die Pistole vor und Thorpa hörte das Zischen, spürte den Luftdruck
und den feinen Sprühnebel, als die Injektionsflüssigkeit hinter ihm
die Innenseite der Kugel traf, nur ein paar magere Millimeter von seiner Borke
entfernt. Diesmal, da war er sich sicher, hatte der Strahl sehr viel mehr Kraft
gehabt.
    »Anande!«
    Wieder der Blick der Kameraaugen: Na komm schon, es wird auch gar nicht wehtun
– fast nicht! Thorpa versuchte zu entkommen, aber der Medoroboter hatte
ihn gegen die Wand gequetscht. Wieder stieß die Pistole vor – und
erstarrte mitten im Angriff, nur einen Fingerbreit von Thorpas Gesicht entfernt.
Er sah einen winzigen Tropfen an der Spitze der Öffnung, blickte wie hypnotisiert
darauf. Dann gelang es ihm mühsam aufzusehen, und er erkannte, dass Doktor
Anande hinter seinem Peiniger stand. Ein Teil der Verschalung des Roboters war
aufgeklappt.
    »Tut mir leid«, sagte Anande. »Ich habe das Ding nicht schneller
öffnen können.«
    Der Arzt half Thorpa, sich aus seiner eingeklemmten Lage zu befreien.
    »Weenderveen hat mir mal einen Grundkurs in der Funktion der Medoroboter
gegeben. Ich wollte sie im Notfall selber reparieren können«, erklärte
er. »Allerdings haben sie sich dabei nicht die ganze Zeit bewegt und versucht,
auf andere Leute einzustechen.«
    »Wollte – wollte mich das Ding umbringen?«
    Anande entwand dem Roboter die Pistole und prüfte den Inhalt.
    »Nein.« Seine Stimme klang erleichtert. »Das ist ein Betäubungsmittel.
Harmlos, aber wirkungsvoll. Ikarus will wohl nur, dass wir ihren Wahnsinn
verschlafen. Vielleicht hätte sie uns wieder geweckt, wenn sie das Movatorenschiff
zu Schrott geschossen hat.«
    »Also in zwei- bis dreitausend Jahren«, murmelte Thorpa. Dann richtete
er sich auf. »Wie auch immer, der Weg zum Schott ist frei! Je eher wir
beim Maschinenraum sind, desto besser.«
     

 
5.
     
    Der kaum handtellergroße, dreieckige Roboter flitzte vor Sentenza hin
und her und leuchtete dabei rot. Gehorsam trat der Captain einen Schritt zur
Seite, dann noch einen, bis der kleine Körper ein sattes Bernsteingelb
zeigte. Nun erst stieß sich der Captain vorsichtig ab und glitt weiter
durch den Gang. Cono hatte jedem von ihnen einen dieser Pfadfinder mitgegeben,
damit die Menschen und die Grey nicht versehentlich auf ihrem Weg durch die
Sphäre von etwas getötet wurden, was sie nicht sehen konnten. Zwar
hatten sie die Helme so eingestellt, dass die meisten der Energiebahnen, von
denen Trooid erzählt hatte, sich wie ein Doppelbild auf der Innenseite
des Visiers abzeichneten: eine Fülle von farbigen Linien, pulsierenden
Lichtbahnen und großen, kompliziert strukturierten Flächen, die für
das bloße Auge unsichtbar blieben. Aber der Movator bestand darauf, dass
ihre Technik nicht alles erfassen konnte. Sentenza glaubte ihm, denn der Pfadfinder
hatte ihn nun schon dreimal von seinem Weg abgebracht, ohne dass er einen Grund
dafür erkennen konnte.
    In diesem ganzen Bereich der Sphäre gab es keinen Movator mehr. Die Planer
hatten sie alle zurückgezogen. Er galt sozusagen als Feindesland. Jeder
Movator, der sich hierher wagte, musste damit rechnen, von den Infizierten angegriffen
und ebenfalls mit dem Virus versehen zu werden. Die kleinen Dreieckroboter galten
seltsamerweise nicht als Movatoren, obwohl Sentenza nicht sagen konnte, worin
der Unterschied zwischen ihnen und den manchmal nicht viel intelligenter wirkenden
Angehörigen von Conos Volk bestand. Für ihn waren es beides Roboter.
Aber vielleicht fiel es

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