Rettungskreuzer Ikarus Band 023 - Flucht von Borsai
willenlose Sklaven gehalten wurden.
Aber es gab keine Alternative, wollte er Shilla zurück haben. Für
die Vizianerin war Jason kein Preis zu hoch. Er biss die Zähne so fest
zusammen, dass seine Kiefer schmerzten. Was war bloß aus ihm geworden?
So rücksichtslos war er nicht einmal gegen Prinz Joran und dessen Knechte
vorgegangen. Unterschied er sich wirklich noch von denen, gegen die er kämpfte,
wenn er sich deren Denkweise zu Eigen machte?
5.
»Er hat es geschafft.«
Das war alles, was Asahi Drel von sich gab. Ihre Miene wirkte leicht säuerlich,
während sie die anderen Rebellen an Bord der Sukina beobachtete,
die in Jubel ausbrachen.
Sie jubelten, obwohl sie vielleicht bald sterben würden, diese Narren.
Taisho hatte beobachtet, dass die Pilotin eine Hand an ihr rechtes Ohr gelegt
hatte. Offenbar war die grünlich schimmernde Perle nicht einfach nur ein
Schmuckstück, sondern ein winziger Empfänger. Tatsächlich hatte
er sich schon gefragt, auf welche Weise man das Signal geben wollte, dass der
Plan geglückt und das Kraftfeld zusammengebrochen war, schließlich
konnte man unmöglich die offiziellen Kanäle benutzen, die gewiss abgehört
wurden. Die vage Geste, eine Gewohnheit der Pilotin, hatte das Geheimnis verraten.
Wer nicht wie Taisho trainiert war, solche Kleinigkeiten zu registrieren, hätte
angenommen, Asahi Drel hätte lediglich den Sitz des Juwels überprüft.
Vermutlich, überlegte er, wurden Funkbänder genutzt, die für
die Bedürfnisse der Exekutoren und ihrer Hilfsvölker eine zu schlechte
Übertragungsrate hatten. Sendete man bloß ein kurzes Signal oder
eine vereinbarte Signalfolge statt Text, mochte es reichen und unauffällig
genug sein, um niemanden neugierig zu machen.
Asahi Drel fing seinen Blick auf.
»Es scheint, als wäre die Geschichte mit dem Implantat doch kein Trick
gewesen. Anderenfalls wäre er bestimmt abgeschossen worden, kaum dass er
die Grenze des Kraftfelds passiert hatte.«
Ganz die personifizierte Unschuld, erwiderte Taisho: »Wie kommen Sie nur
darauf, dass wir unsere Kameraden hätten belügen wollen?«
Die Pilotin grinste.
»Zum einen sagt mir das mein Instinkt, zum anderen war die Bergung des
Implantats wirklich zu abenteuerlich. Und ganz nebenbei, mein Hübscher:
Solche Kondome hat es damals noch nicht gegeben. Die jetzigen sind blau. Zu
Ansareks Lebzeiten waren sie grau. Aber das könnt ihr Jungspunde natürlich
nicht wissen. Ich denke, wir beide sollten uns später etwas ausführlicher
darüber unterhalten. In meiner Kabine.«
Taisho schluckte. Meinte sie das ernst? Dieses anzügliche Grinsen der älteren
Frau gefiel ihm gar nicht.
Was mochte sie für ihn, für Jason und Shilla im Sinn haben? Und für
das Implantat? Verfolgte sie etwa eigene Ziele, für die sie Taisho und
seine Kameraden benötigte? Es beunruhigte ihn immer mehr, dass er überhaupt
nichts über die Vergangenheit der geheimnisvollen Pilotin hatte erfahren
können. Bestimmt würde sie ihnen noch eine Menge Probleme bereiten.
Shilla lehnte am Fenster und schaute hinaus. Sie hatte ein Zimmer an der Spitze
ihres Wohnturms gewählt, das ihr einen Panoramablick über das Erhabene
Kannya gewährte. Von hier aus konnte sie nahezu jedes Gebäude und
sogar Teile der Randbezirke sehen. Überdies war sie hier oben weit entfernt
von etwaigen Zeugen. Die aufgescheuchten Diener hatten in den unteren Etagen
genug zu tun und den aufdringlichen Akim hatte sie mit belanglosen Aufgaben
fortgeschickt.
Das rote Flimmern des Schutzschirms war unmittelbar nach der Explosion erloschen.
Ungeschützt lud das Domizil der Angeli die Rebellen zum Angriff ein. Zweifellos
hatte die Schlacht bereits begonnen.
Dort, wo sich die Energieanlage befunden hatte, gähnte ein Krater und schwarze
Qualmwolken stiegen nach oben, wurden in den höheren Luftschichten von
den Winden langsam zerpflückt.
Die Yacht des letzten Angeli war vor wenigen Minuten gestartet. Weder hatte
der Erhabene nachgeschaut, ob Shilla noch am Leben war und ihn vielleicht zu
begleiten wünschte, noch hatte er sich Zeit genommen, das Ausmaß
der Zerstörung und die Zahl der Opfer festzustellen. Sobald er Borsai hinter
sich gelassen hatte, würde er wohl einen Notruf an die Kit8ril senden,
die ihm gewiss neue Anweisungen geben und vielleicht eine Strafaktion in die
Wege leiten würden. Ein gemeldeter Angriff auf die unantastbaren Erhabenen
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