Rettungskreuzer Ikarus Band 027 - Memento Mort
er erst das eine, dann das andere Tier mit dem Fuß
an, bevor er das seitliche Gitter öffnete und die toten Sandratten aus
dem Wagen rollte. Die Ranken hatten die Bruchstücke wieder zurückgezogen
und sich darum bemüht, dem Boden des Gefährts wieder Festigkeit zu
geben. Einige Tage und die Ranken hätten das Holz soweit reanimiert, dass
die Sprünge und Risse kaum mehr zu sehen sein würden. Vorausgesetzt
die KI käme mit dem geringen Bodenvorrat zurecht, der die ursprüngliche
Steuereinheit des Schwebers unterstützte.
Naren erwachte bis zu ihrer Ankunft am Ssab nicht und auch dann musste Nirat
den alten Mann kräftig schütteln, um ihn aus seinem tiefen Schlaf
zu wecken. Natürlich hätte er ihn bei all den anderen hier in der
riesigen Oase ruhenden Schwebern lassen können. Irgendwer hätte sich
bestimmt um ihn gekümmert, doch er musste dem Lenker von der KI berichten.
Womöglich wäre Naren sonst von der Einflussnahme Fremder ausgegangen
und hätte den Rours verstoßen. Aber Naren begriff sehr schnell, was
Nirat ihm berichtete und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm.
»Ich bin dir dankbar, Nirat. Du hast mir das Leben gerettet mit deiner
Intelligenz.«
»Nun, es ist eine pflanzliche, wie ihr wisst und ...«
»Nein, ich meine dein schnelles Handeln. Ich war zuerst verärgert,
als du dich aus der Steuerung des Rours zurück zogst, merkte dann aber
schnell, dass es mir alleine, tatsächlich leichter fiel, auf den alten
Knaben Einfluss zu nehmen. Doch er war so aufgewühlt und nervös und
als dann die Sandratten tatsächlich ... Nun, ich bin wohl zu alt für
diese Reisen.«
»Mit Hilfe der pflanzlichen Intelligenz solltet ihr aber ausreichend Unterstützung
haben, um den Rours zu steuern. Ich verstehe gar nicht, warum nicht alle Schweber
damit ausgerüstet werden, es erleichtert doch die Steuerarbeit ungemein
und ihr könntet euch anderen Dingen widmen.«
Der Alte lächelte. »Aber welchen Dingen sollte man sich während
einer Reise mit dem Schweber denn widmen, wenn nicht der Pflege des Rours? Und
sollte man nicht jedes Lebewesen würdigen und es nicht von etwas künstlichem
beeinflussen lassen?«
»Ihr wisst, dass die Intelligenz der Pflanzen keine künstliche ist.«
»Natürlich. Aber letztlich dann doch eine zumindest von uns hervorgerufene
und sei es wie es sei ... Wir Lenker«, Naren machte eine weitschweifige
Bewegung, die die gesamte Oase, die sich vor dem großen Felsen ausbreitete
und einer unüberschaubaren Schar von Schwebern als Aufenthalt diente, »wir
leben und lieben unsere Rours. Wir sind eins und bleiben es. Keine Sorge, ich
werde mich auch um deine Intelligenz kümmern und sie nicht verhungern lassen.
Wer weiß, vielleicht kann sogar ein alter Knochen wie ich, sich mit etwas
neuem anfreunden. Und immerhin ist es etwas neues, das mir sogar das Leben gerettet
hat.«
Nirat spürte, dass es Zeit wurde und verließ den Alten.
Er ging durch das große Lager, das von der offensichtlich großen
Zahl Angereister Zeugnis ablegte. Es schien tatsächlich etwas sehr Wichtiges
zu sein, dass eine solche Menge Ratsmitglieder erforderlich machte. Und damit,
dessen war sich Nirat trotz all seiner Wunschträume und Hoffnungen sicher,
ging es garantiert nicht um seine Erhöhung im Wissenschaftsrat. Nichtsdestotrotz,
die Gewissheit Teil von etwas Großem zu sein, einer Entscheidung beiwohnen
und sie mittragen zu dürfen, das war etwas, was nicht jedem Tomakk vergönnt
war und Nirat freute sich darauf, wenigstens seinen Teil dazu beitragen zu dürfen.
So betrat Nirat lächelnd und guten Mutes die Gänge, die tief ins Innere
des gewaltigen Felsens zum Ssab führten. Ebenso wie die letzten eintreffenden
Tomakk, die kurz nach ihm die felsigen Tunnel betraten und noch nicht wussten,
weshalb sie hier zusammen gerufen wurden. Die wenigen wissenden, älteren
Ratsmitglieder die noch auf dem Weg waren, gingen ruhig und ernst, versuchten
immer noch die Informationen zu verarbeiten, die ihnen übermittelt worden
waren.
Schließlich erreichte Nirat den Ssab. Leises Stimmengewirr erfüllte
den riesigen Höhlensaal. Die gleichmäßig grünliche Beleuchtung,
ausgehend von den Pflanzenteppichen an den Felswänden, ließ die Versammlung
der Tomakk wie das Zusammentreffen unheimlich glühender Unterirdischer
erscheinen. Doch die Atmosphäre widersprach dem, obwohl Nirat, wie auch
die anderen jungen Tomakk,
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