Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
genug infiltriert, darum muss jeder
merkwürdig erscheinenden Sache nachgegangen werden. Vor allem jetzt, da
unser aller Schicksal am seidenen Faden hängt.«
Detria beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und beobachtete
Sentenza über seine verschränkten Hände hinweg. »Und es
gibt zweifellos noch andere Ungereimtheiten, denn ein Streit unter Freunden
ist doch nicht wirklich ein Grund, jemanden der Kollaboration mit dem Feind
zu verdächtigen.«
»Kleinigkeiten«, wich Sentenza aus, sehr wohl wissend, dass Detria
ihm nicht glaubte. Allerdings war Cornelius schon ein Mitwisser zu viel. »Ist
es Ihnen nie sonderbar vorgekommen, dass Pakcheon Ihnen sehr viel mehr Zeit
widmet als jedem anderen?«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen ... Ja, das ist in der Tat seltsam, denn
er hat mir trotzdem keine Vorteile eingeräumt. Vielleicht ...«, Detria
senkte die Stimme, »vielleicht wollte er auf diese Weise Cornelius verletzen.
Aber ein solches Vorgehen erscheint so kindisch und banal ... und sinnlos. Es
passt nicht zu Pakcheon.« Er dachte kurz nach und fuhr fort: »In dem
Zusammenhang wird es Sie gewiss interessieren, dass -«
Das Summen des Kommunikators unterbrach das Gespräch.
»Einen Augenblick, Captain. Ja, was gibt es?«, antwortete Detria zerstreut.
Sentenza sann über das Gehörte nach. Niemand mochte sich vorzustellen,
dass Pakcheon der Catzig im Muttonfell war, der sie alle hereinlegte. Dennoch
blieb die Frage, wer sich an der Datenbank zu schaffen gemacht hatte und ob
der Unbekannte weitere Übergriffe versuchen würde, falls er nicht
gefunden hatte, was ihn interessierte. Theoretisch kam jeder in Frage, doch
wer verfügte auch über die entsprechende Technik? Was hatte der Feind
in ihrer Mitte noch vor, um ihnen zu schaden? Wann würde er erneut zuschlagen
oder die Maske endlich fallen lassen?
»Er soll herein kommen«, sagte Detria, der wohl mit seinem Dezimus
gesprochen hatte.
Das Schott öffnete sich, und ein schmächtiger, dunkelhaariger Mann
trat ein. Er grüßte so vollendet, als hätte er die Worte und
die Haltung lange vor dem Spiegel geübt. »Verzeihung.« Er sprach
mit schwachem Akzent. »Ich komme von Dezimus Tullia. Eine wichtige Nachricht
von Treverorum Quintum ist soeben eingetroffen.«
Detria warf einen flüchtigen Blick auf das Schreiben, während der
Bote Sentenza neugierig musterte. Es war ein junger Mann, der immer wieder die
Finger in den Kragen seiner Jacke steckte und an seiner tadellosen Uniform zupfte,
als wäre sie zu eng geschnitten.
»In Ordnung, ich schaue mir das gleich an. Schicken Sie Tullia in einer
halben Stunde zu mir.«
Der junge Sekretär bestätigte und ging.
Nun wandte sich Detria wieder an Sentenza.
»Entschuldigen Sie die Störung. Ich nehme an, wir haben alles besprochen.
Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, werde ich mich nun wieder der Innenpolitik
der Konföderation Anitalle und dem Packen meiner persönlichen Habe
zuwenden.«
»Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben«, erwiderte
Sentenza höflich und erhob sich. »Ich wüsste nur noch gern, was
Sie mir gerade hatten mitteilen wollen, als unser Gespräch unterbrochen
wurden.«
»Ach, richtig. Eigentlich ist es nichts Wesentliches, und wahrscheinlich
hilft es Ihnen auch nicht weiter. Spielt es überhaupt noch eine Rolle angesichts
dessen, was auf uns alle zukommt? Wie auch immer ... Etwa die Hälfte der
Treffen, die ich mit Pakcheon hatte, gingen von ihm aus.«
Sentenza zog überrascht eine Braue hoch.
6.
Das vage Gefühl von Übelkeit hielt an. Eigentlich hätte er längst
etwas essen müssen, aber er verspürte nicht den geringsten Appetit.
Sein vernachlässigter Magen knurrte, und Cornelius stöhnte leise.
Kam das Unwohlsein davon, dass die letzte Mahlzeit schon so lange zurück
lag, dass er sich gar nicht mehr an sie erinnern konnte? Oder saß ihm
die Zurückweisung quer im Magen? Warum konnte er Pakcheons Ohrfeige nicht
so leicht verdauen wie andere unschöne Erlebnisse, an denen irgendwelche Personen beteiligt gewesen waren?
Cornelius lag vollständig bekleidet auf seinem Bett, die Arme hinter dem
Kopf verschränkt. Wer hätte gedacht, dass eine glatte Zimmerdecke
aus Stahl und Plastik so viele Unebenheiten, Kratzer und Gussspuren hat? Seit er sich in seiner Suite aufhielt, waren einige Stunden vergangen, die er
dem Studium der zart orangefarbenen Decke mit dem
Weitere Kostenlose Bücher