Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
Stunner würde schussbereit Cornelius
zwischen die Finger rutschen.
»Sind Sie schon oben?«, erkundigte sich Trax 5, sehr wohl wissend,
dass er keine Antwort erhalten würde. »Die anderen haben ihre Positionen
bezogen. Es hat sich nichts verändert. Wir haben auch sonst nichts Verdächtiges
entdecken können.«
Cornelius sah den Mann von hinten: kurzes, dunkles Haar, durchschnittliche Größe
und Statur, schlichter, dunkelgrauer Anzug. Die Abzeichen waren aus diesem Winkel
nicht zu erkennen. Natürlich konnte Cornelius nicht jedes Gesicht in Erinnerung
behalten. Obwohl sich die Zahl des Personals und der letzten noch freiwillig
anwesenden Zivilisten drastisch reduziert hatte, war es immer noch ein Ding
der Unmöglichkeit, sich jeden zu merken. Vielleicht war er an dem Mann
schon mal vorüber gelaufen oder hatte ihn an einem der vergangenen Tage,
als er Pakcheon überwacht hatte, gesehen. Oder auch nicht. Jedenfalls konnte
Cornelius sich nicht an diesen Mann erinnern.
Cornelius trat noch etwas näher heran. Sein Herz schlug schneller. Langsam
löste er sich aus seiner Deckung.
Gleich würde der Unbekannte die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehmen
können ...
»Hallo«, sagte Cornelius freundlich.
Der Mann zuckte zusammen, wirbelte herum – und hielt einen Strahler in
den Händen.
Cornelius warf sich instinktiv zur Seite, noch bevor er die Waffe als solche
bewusst wahrnahm, und das rettete ihm das Leben. Der gleißende Strahl
bohrte sich in die Stelle des Bodens, wo Cornelius eben noch gestanden hatte
und verflüssigte das Material. Er prallte mit der Schulter gegen die Wand,
ignorierte den stechenden Schmerz und brachte seine eigene Waffe in Anschlag.
»Septimus!« Trax 5 hatte den Lichtblitz gesehen.
»Junius!« Diese Stimme war nur in Cornelius' Kopf zu vernehmen.
Cornelius hatte keine Zeit, darauf zu reagieren, denn sein Gegenüber war
schnell. Ein zweiter Schuss traf die Strebe, hinter der Cornelius nur unzureichend
Schutz gefunden hatte. Er ließ sich nach hinten fallen, um nicht von dem
herabtropfenden Metall und einem dritten Energiefinger erfasst zu werden, spürte
aber an seinem linken Bein die sengende Hitze und atmete den beißenden
Geruch schmorenden Plastiks ein. Während er über den Boden rollte,
drückte er ab.
Der Strahl des Stunners war breit gefächert. Diesem Umstand hatte es Cornelius
zu verdanken, dass er den Schussarm seines Gegners traf.
Der Mann stöhnte, als seine Hand bis zum Ellbogen taub wurde und der Strahler
aus seinen kraftlos gewordenen Fingern glitt.
Auf dem Bauch liegend, schoss Cornelius erneut.
Der Unbekannte ging in die Knie, als die Lähmung seine Beine erfasste.
»Ergeben Sie sich!«, rief Cornelius.
Mit seiner noch bewegungsfähigen Hand versuchte der Mann, sich am Geländer
entlang zu hangeln, fort von Cornelius, die Lippen fest aufeinander gepresst.
Freiwillig verrät der nichts , erkannte Cornelius. Trotzdem wollte
er es versuchen. Langsam stand er auf.
»Es hat keinen Sinn zu fliehen«, sagte er ruhig. »Wer sind Sie?
Für wen arbeiten Sie? Was hatten Sie vor? Sollten Sie jemanden töten?«
Die Linke des Unbekannten rutschte vom Geländer ab. Er presste sie gegen
seinen Magen, während seine Augen glasig wurden.
»Was ist -«
Weiter kam Cornelius nicht.
Es gab einen Knall.
Der Körper des Mannes platzte auseinander.
Ein Schauer aus Blut, Gewebefetzen und Knochensplittern ging über Cornelius
nieder, den die Wucht der Explosion von den Füßen gerissen hatte.
Benommen blieb er für einen Moment liegen. Dann nahm er erst den Gestank
des Todes war. Er öffnete die Augen und sah nur Rotrosaweiß. Leicht
schüttelte er den Kopf, doch das Klingeln in seinen Ohren würde wohl
nicht so schnell aufhören. Er spürte, dass sein Haar nass und schwer
in seinem Gesicht klebte. Mit bebenden Fingern strich er es nach hinten, fühlte
Schleimiges ... Ist das mein Blut? Wenn er verletzt war, spürte
er es nicht. Der Schock.
Hilfreiche Hände richteten ihn auf. Jemand wischte mit einem Tuch das
Rotrosaweiß von seinen Brillengläsern.
Cornelius konnte wieder mehr sehen.
Besorgte Gesichter. Trax Irgendwie Viel. Noch einer. Und noch einer. Dazwischen
die entsetzten Mienen anderer Personen, die auf Cornelius einredeten. Allerdings
hörte er immer noch nicht richtig. Und überall Rotrosaweiß:
an den Wänden, auf dem Boden, an ihm selber ... Nur mühsam konnte
Cornelius ein
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