Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
zu machen und mich umzuziehen.«
Sonja drehte sich in Rodericks Armen zu ihm hin, küsste ihn auf die Wange
und schob ihn dann sanft von sich weg. »Du könntest dich auch noch
rasieren. Schließlich repräsentierst du die Rettungsabteilung.«
»Wie? Repräsentieren? Wir gehören aber doch auch immer noch irgendwie
zum Geheimdienst! Und die müssen unrasiert herumlaufen. Um so richtig geheimnisvoll
auszusehen.« Roderick Sentenza sah seiner Frau nach, während sie in
dem kleinen Bad verschwand und die Tür hinter sich offen stehen ließ.
»Urlaub!«, seufzte er lächelnd, und dieses Lächeln wurde
noch breiter, als er sich zu seinem Sohn wandte, der das Geplänkel seiner
Eltern ruhig und mit großen Augen verfolgt hatte. Roderick nahm den Jungen
auf den Arm und trug ihn in das geräumige Schlafzimmer, in dem auch ein
Kinderbett Platz gefunden hatte. Dort legte er den Kleinen nieder, der das Ganze
glücklich glucksend über sich ergehen ließ.
Die Überwachungsvorrichtungen wurden automatisch aktiviert, und Sentenza
überprüfte auf seinem Armbanddisplay die Kameraeinstellungen. Natürlich
hatten sie auch die schiffsinterne Kinderkrippe kontaktiert und von dort die
Bestätigung bekommen, dass jeweils zwei Betreuerinnen pro Deck regelmäßig
die Runde machten und die Ruhe der Kinder überwachten, so lange dies von
den Eltern gewünscht wurde.
Die Notwendigkeit des Service stellte Roderick Sentenza schon längst nicht
mehr in Frage. Mochte es auch sein, dass einige Eltern das als überzogen
betrachteten, Sonja und ihm gab es eine gewisse Sicherheit und die Ruhe, einen
Abend zu zweit verbringen und trotzdem in Fredericks Nähe sein zu können.
Nähe fand Roderick im Anschluss bei seiner Frau.
Man sollte ja mit den begrenzten Wasser- und Energieressourcen auf den Raumschiffen
sparsam umgehen, war seine Argumentation, als er zu ihr unter die Dusche stieg.
Das Captain's Dinner fand im größten Restaurant des Luxusliners Megaron statt. Dementsprechend hatte sich auch eine Menge Gäste
eingefunden, die nun in einer langen Schlange vor dem Restaurant auf Einlass
warteten.
Roderick musste Sonjas Voraussicht bewundern. Sie hatte dafür Sorge getragen,
dass er neben der Freizeitkleidung auch gehobenen Anlässen angepasste Garderobe
eingepackt hatte. So konnte er in seinem dunklen Anzug neben Sonja in einem
smaragdgrünen Abendkleid bestehen und vor allem auch in der Masse der Mitreisenden
ohne Aufsehen zu erregen mithalten.
Was mit den von ihm ursprünglich für die Abendbuffets nicht ganz ernsthaft
vorgeschlagenen Cargohosen und dem T-Shirt mit Sicherheit nicht der Fall gewesen
wäre.
Trotz der vielen Menschen ging es flott voran, und schon bald saßen alle
erwartungsvoll an ihren Plätzen. Neben Roderick und Sonja befanden sich
noch zwei weitere Ehepaare an ihrem Tisch: ein frisch verheiratetes Paar in
den Flitterwochen und, wie sie bei der kurzen Vorstellung erfuhren, die Schwiegereltern
des Bräutigams.
Die natürlich auch die Reise für das junge Paar bezahlt hatten.
Der kurze Blick zwischen Sonja und Roderick bestätigte dem jeweils anderen,
dass sie gleicher Meinung über diese Flitterwochen waren: das arme junge
Paar! Ob das die optimalen Verhältnisse für eine Ehe waren?
Die Schwiegermutter, Viola a'Grenock, hatte den Blickwechsel wohl gesehen und
legte lachend ihre Hand auf Rodericks Arm.
»Nein, nein, meine Lieben. Wir werden nicht wie die Glucken bei den beiden
Turteltauben sitzen. Es ist nur so, dass mein Henry und ich schon seit Jahren
nach Shahazan fliegen und dort unseren Urlaub verbringen. Und als unsere Hetty
nun mit dem jungen Atimo den Bund der Ehe schloss, haben mein Henry und ich
uns gedacht, dass wir ihnen eine mindestens ebenso schöne Zeit für
die Flitterwochen gönnen wollen, wie wir sie jedes Jahr haben. Und wenn
auch unsere Hochzeit schon einige Jahrzehnte hinter uns liegt, so haben mein
Henry und ich doch noch genug Verstand, die jungen Leute nicht an uns zu binden.
Ich fand es nur nett, dass wir gemeinsam nach Shahazan fliegen konnten. Dort
angekommen, werden wir im Ressort Faun logieren, während die beiden die
große Tour zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten genießen
werden.«
Während sie sprach, nickte Viola wie zur Bestätigung ständig
mit dem Kopf. Ihr lockiges weißes Haar geriet dabei in eine wellenartige
Bewegung, die Roderick schier hypnotisierte und er so kaum wahrnahm, was die
Frau
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