Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
wiederum nur zustimmen. Ein perfekter Urlaubsanfang.«
»Na dann los.«
»Wer sind die beiden?«
»Drei. Sie haben ihren Sohn bei sich.«
»Das beantwortet aber meine Frage nicht.«
»Hier hast du die Liste, die du mir im Übrigen selbst überlassen
hast. Eigentlich hätte ich dich doch fragen sollen, wer wer ist, oder?«
»Mach dich nicht lustig über mich. Die beiden hier? Sonja DiMersi
und Roderick Sentenza? Sollten mir die Namen etwas sagen?«
»Nicht dass ich wüsste. Was mich angeht, so weiß ich, dass sie
mit einem namhaften Kollegen zusammenarbeiten.«
Trebor nickte abwesend und fächelte sich mit der Namensliste Luft zu.
»Apropos Kollegen. Was ist eigentlich mit deinem Assistenzarzt? Und hatten
wir dir nicht sogar noch eine Praktikantenstelle ausgeschrieben? Also solltest
du eigentlich zwei weitere Ärzte hier haben! Was ist mit diesen Kollegen?«
»Beide erkrankt. Fieber. Den Praktikanten hat es direkt einen Tag nach
seiner Ankunft auf Shahazan vor drei Tagen erwischt. Er hat eine Unterkunft
unten in Yor, und ich war bereits bei ihm und werde ihn auch heute Abend wieder
besuchen. Matthews hat sich per Viso gemeldet und sieht ähnlich angeschlagen
aus. Der muss sich allerdings hier irgendwo angesteckt haben. Zumindest war
er die letzten Wochen und Monate ja hier im Ressort. Ich -«
»Es gibt keine Ansteckungsgefahr im Ressort! Wahrscheinlich hat er sich
bei irgendeiner Urlauberin angesteckt.«
»Ich bitte dich, Trahen. Du kennst doch Matthews. Er mag zwar noch jung
sein, aber er ist verantwortungsvoll und sich seiner Stellung hier sehr wohl
bewusst. Du weißt genau, dass er sich niemals mit Urlauberinnen einließe!«
»Ja ja, schon gut. Tut mir leid, Doc. Es ist nur ... Ach, ich weiß
doch auch nicht. Mir wächst das Ganze einfach über den Kopf, und ich
verstehe nicht, wie du so ruhig bleiben kannst. Schließlich hängt
auch dein Job an diesem Ressort.«
»Natürlich tut er das. Aber ich lasse mich doch nicht von einer kleinen
Fieberkurve ängstigen. Trahen, wir beide sind schon seit so vielen Jahren
auf Faun und haben schon so viel miterlebt, was soll uns da so ein bisschen
Grippe noch anhaben. Es ist beunruhigend, da hast du schon Recht. Aber weniger
die Krankheit selbst. Was mich so stört ist, dass wir nichts feststellen
können, keine Ursache, keinen Auslöser. Das gibt mir zu denken.«
Trahen Trebor grinste schief, stand auf und holte eine versilberte Flasche nebst
zwei Gläsern aus einer Schublade seines Schreibtisches. »Etwas Medizin,
Doc?«
»Da sag ich nicht Nein, Manager«, antwortete Faahrd und ließ
sich ein fingerbreit mit bernsteinfarbener Flüssigkeit gefülltes Glas
geben. »Auf unser Wohl!«
»Auf unser Wohl! Und auf das unserer Gäste!«
Nur wenig später war Doktor Faahrd schon wieder in seiner Praxis zu finden.
Praxis? dachte der Arzt, der nun schon seit über drei Jahrzehnten
in diesem Ressort seinen Dienst verrichtete. Wenn er sich umsah, erinnerte das
Ganze mehr an eine Klinik aus einer Seifenoper. Strahlende Metallschränkchen,
blitzblanke weiße Tische mit ebenso weißen Tüchern bedeckt.
Ein Regal zu seiner Linken war gefüllt mit unzähligen kleinen braunen
Fläschchen, deren Inhalt für seine Patienten vollkommen irrelevant
war. Diese und andere Kleinigkeiten wie auch die diversen Werkzeuge ,
die auf seinem Schreibtisch strategisch günstig verteilt lagen, gaben den
Urlaubern das Gefühl, sich in guten Händen zu befinden. In Händen,
die wussten, was sie taten, die zu einem Kopf gehörten, der die Dinge einordnen
konnte und in dem Kopf ein Mund, der die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt
aussprach.
Wobei er momentan gar nicht sprechen musste. Eine Patientin saß vor seinem
Schreibtisch und plapperte munter vor sich hin. Leider hatte Manzin ihm bereits
signalisiert, dass es momentan keine weitere Kundschaft gab. Beruhigend war
einzig der Blick auf den Zeitgeber der, zugegeben etwas makaber, in den Augenhöhlen
eines skelettierten Catzig-Schädels Stunden und Minuten anzeigte. In einer
halben Stunde würde das allabendliche Buffet eröffnet, und das würde
sich Viola a'Grenock nicht entgehen lassen.
Viola a'Grenock. Diese Frau als seine Nemesis zu beschreiben wäre sicher
etwas übertrieben gewesen. Aber wirklich nur etwas.
Seit bald zehn Jahren war sie mit ihrem Henry regelmäßig Gast
in Faun . Sehr gut zahlender Gast - und das war, neben seiner Pflicht
zu helfen, der er
Weitere Kostenlose Bücher