Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
und die meiste Zeit im Ministerium oder als Gesandter auf irgendeiner fernen Welt verbrachte, waren seine diesbezüglichen Bedürfnisse nicht sonderlich anspruchsvoll.
Noch immer war er ziemlich durcheinander.
Es hatte eine Explosion gegeben in der Nähe des Ausgangs des Ministeriums. Vier Personen waren getötet, rund zwei Dutzend verletzt worden; drei schwebten noch immer in Lebensgefahr. In Hinblick auf das, was Cornelius kurz zuvor widerfahren war, brauchte er nicht viel Phantasie, um zu erraten, dass der Anschlag mit dem Fremden zusammenhing.
Pollux Magnus war eine relativ sichere Welt. Die Konföderation Anitalle hatte Dank einer geschickten Bündnispolitik wenige Feinde – und diese kamen eher aus dem Innern als von Außerhalb. Ganz sicher würden diese Gruppierungen nicht das Raumcorps in einen Konflikt mit einbeziehen wollen.
Wer steckte dahinter? Und worum ging es? War der Unbekannte den Häschern entkommen – oder befand er sich unter den Opfern?
Nachdem der Aufzug wieder funktioniert und Cornelius ihn hatte verlassen dürfen, war er von den ermittelnden Polizisten befragt worden. Reine Routine. Als Botschafter genoss er ohnehin politische Immunität und hätte das Recht gehabt, die Aussage zu verweigern. Instinktiv hatte er über die Begegnung im Flur nichts verlauten lassen und erwähnt, versehentlich den Aufwärtsknopf gedrückt zu haben. Da offenbar jeder die Regenbogenpresse las, war es selbst den verstohlen grinsenden Beamten bekannt, dass sich Cornelius mitunter durch zwei linke Hände unnötige Probleme schuf, und so hatte man die Behauptung geschluckt.
Fotos vom Tatort und den Personen, deren Identitäten bereits hatten ermittelt werden können, waren ihm vorgelegt worden. Keines der Opfer kannte er, und der Fremde schien auch nicht darunter zu sein. Das schien betonte Cornelius für sich selbst. Die Leichen waren stark verstümmelt, und das Durchschnittsgesicht des Mannes hätte jedem der Bedauernswerten gehören können – oder auch nicht. Obwohl Cornelius versucht hatte, sich die Züge des Unbekannten einzuprägen, war es ihm nicht wirklich gelungen.
Nach einer langen, heißen Dusche fühlte sich Cornelius besser.
Mit nichts als einem feuchten Handtuch um die Schultern und seiner Brille begab er sich in die Küche und entnahm dem nahezu leeren Kühlschrank ein Fertiggericht. Ohne auf das Bild und die Aufschrift zu achten, öffnete er den Deckel, und sein Abendessen begann, sich von allein zu erhitzen. In einer Schublade fand er Messer und Gabel. Dann ging er ins Wohnzimmer. Er legte alles auf den niedrigen Couchtisch. Ein würziger Duft stieg von der Schale auf.
Seine Anzugjacke hatte Cornelius ordentlich auf einen Bügel gehängt. In der Tasche steckte immer noch der Speicherkristall.
»Welche Informationen sind in dir, dass man deinetwegen Menschen tötet?«, fragte Cornelius den Datenträger leise, wog ihn einen Moment lang in der Hand und legte ihn in das Lesegerät, das neben einer Flasche Obstsaft und einem umgedrehten Glas auf dem Beistelltisch stand.
Er goss sich das Getränk ein und nahm den ersten Bissen von seiner Mahlzeit, die inzwischen warm und verzehrfertig war. Nach zwei weiteren Happen blickte er indigniert auf das Behältnis.
Kirin-Pastete? Cornelius mochte keine Kirin-Pastete. Wo war er bloß mit seinen Gedanken gewesen, als er die Packung gekauft hatte? Das Zeug sah dem Doong-Gemüse sehr ähnlich, und das aß er gern.
Plötzlich appetitlos stellte er die Schale zurück auf den Tisch, trank einen Schluck Saft, um den fauligen Geschmack loszuwerden, und wandte sich dem Lesegerät zu. Die handliche Maschine hatte die Daten bereits ausgewertet.
Cornelius legte den Kopf schief.
Was war das? Nur Zahlen, Buchstaben und mysteriöse Symbole.
Zweifellos ein Code.
Sofern sich niemand einen Scherz erlaubt hatte, und das glaubte Cornelius nicht.
Ein Scheiß-Code also.
Was hatte er auch erwartet? Etwa, dass brisante Geheimnisse für jeden, der mehr oder minder zufällig in den Besitz des Kristalls gelangte, frei zugänglich sein würden? Wenn sein hochmodernes Lesegerät, das zugleich ein Decoder war, damit nicht fertig wurde, bedeutete das, dass sich jemand wirklich große Mühe gegeben hatte, die Daten zu schützen. Und wer solch einen Aufwand betrieb, hatte nicht bloß das bestens gehütete Rezept für Schluttnick-Pralinen gestohlen.
Die Nachricht war für Sally McLennane bestimmt, alternativ für Captain Sentenza. Wahrscheinlich besaßen die hohen Tiere des Raumcorps' den
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