Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
Schlüssel für den Code.
Zu gern hätte Cornelius gewusst, welche Information der Kristall ihm vorenthielt. Universelles Denken hin, selbstloses Handeln zum Wohl der ganzen Galaxis her – als Septimus war er in erster Linie der Konföderation Anitalle verpflichtet. Falls das Raumcorps auf Pollux Magnus spionierte, durfte er die Daten nicht weiterleiten.
Allerdings gab es nichts, was sich für das Raumcorps auszuspionieren gelohnt hätte – weil die gründlichen Agenten von Sally McLennane vermutlich sogar herausgefunden hatten, wie viele Blatt Toilettenpapier täglich im Ministerium verbraucht wurden –, und wenn etwas Interessanteres entdeckt worden wäre, dann hätte sich ein Agent gewiss nicht an den Botschafter von genau jenem Sternenverbund gewandt, den er gerade ausgekundschaftet hatte.
Andererseits mochte es ein besonders raffinierter Trick sein, den Quasi-Feind als Boten zu benutzen, denn Derartiges würde doch jeder für absurd befinden und nur oberflächliche Überprüfungen anstrengen.
Unsinn , dachte Cornelius. Zu so viel Querdenken ist kein Spion fähig. Die grässliche Kirin-Pastete hat mir das Gehirn statt den Magen umgedreht. Es musste etwas Anderes dahinter stecken.
Etwas Wichtiges.
Dass es mit der Konföderation Anitalle zu tun hatte, brauchte nicht zwangsläufig der Fall zu sein. Auch eine Welt wie Pollux Magnus konnte als Umschlagsplatz für geheime Daten dienen, die dem Multimperium, der Pronth-Hegemonie oder wem auch immer gestohlen worden waren.
Die Direktorin des Raumcorps' und den Leiter der Rettungsabteilung kannte Cornelius persönlich und hielt sie für … relativ vertrauenswürdig. Bei einem anderen Adressaten hätte er mehr Vorbehalte gehabt.
Was hatte der Unbekannte noch sagen wollen, bevor er mitten im Wort unterbrochen wurde?
Die Sch .
Und weiter? Vielleicht: die Schweine ? Das mochte passen. Cornelius selber hätte seine Verfolger wahrscheinlich auch mit einem Schimpfwort belegt, vor allem, wenn er keine Namen hätte nennen können.
Er nahm den Speicherkristall aus dem Gerät und betrachtete ihn nachdenklich. Bevor er eine Entscheidung traf, wollte er noch einige Informationen einholen. Hoffentlich war sie da.
Mit wenigen Griffen ließ sich der unscheinbare Unterhaltungsapparat in ein abhörsicheres Funkgerät verwandeln. Die Zusatzteile bewahrte Cornelius in verschiedenen Schränken und Fächern auf, wo jedes für sich keinen Aufschluss über seine wahre Bestimmung gab.
Sei da , bat er stumm, und verrate mir, was los ist . Er musste einige Sekunden warten, dann ertönte die Stimme einer Frau.
»Hallo, Septimus.«
»Hallo, Sky, mein Engel.«
Wie immer überspielte Cornelius sein unbehagliches Gefühl, wenn er mit der Informantin sprach, durch forsches Flirten. Es war nicht ernst gemeint – er kannte Sky überhaupt nicht, und der Monitor übermittelte kein Bild –, sondern mehr eine Art Ritual nach festen Regeln, das zugleich den Hinweis lieferte, es mit der richtigen Person und keinem Imitator zu tun zu haben: Er versprühte seinen Charme, sie ignorierte es.
Irgendwie hatte Cornelius immer den Eindruck, im Nachteil zu sein. Sky wusste, wer er war, doch er hatte nicht die geringste Ahnung, mit wem er es zu tun hatte. Zusammen mit seinem Amt hatte er die Informantin von seinem Vorgänger geerbt . Sie war teuer, hatte ihn seither aber schon einige Male mit wertvollen Auskünften versorgt und das Vertrauen rechtfertigt, das der frühere Septimus in sie gesetzt hatte. War sie einmal nicht zu erreichen, nahm sie so schnell, sie konnte, auf irgendeine Weise Kontakt zu ihm auf und ließ ihn wissen, dass er sich erneut melden sollte.
Aber...
Darüber, woher sie ihr Wissen bezog, vermochte Cornelius bloß zu spekulieren. Vermutlich hatte sie Zutritt zu den verschiedensten Kreisen, und viele Leute waren ihr verpflichtet. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie sogar eine leitende Angestellte im Ministerium für interplanetare Angelegenheiten gewesen wäre und heute in der Cafeteria am Nachbartisch gesessen hätte.
Sky war sicherlich auch nicht ihr richtiger Name. Anfangs hatte Cornelius versucht, ihr die eine oder andere persönliche Äußerung zu entlocken, aber sie hatte seine Manöver stets durchschaut und abgeblockt, bis er schließlich resignierte. Dieses Spiel beherrschte sie besser als er, doch war er ein eifriger Schüler. Allerdings war sie wirklich viel zu gut, als dass er sie durch seine Neugierde oder kleinliche Machtproben hätte vergraulen wollen. Die wenigen Male, die sie
Weitere Kostenlose Bücher