Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
Kohlköpfe und s'lymische Kutteln nach Vortex Outpost und von dort aus finster blickende Geheimdienstfuzzis, die einem gefährlichen Auftrag nachgingen, oder defekte Recycling-Toiletten an die Ziele, die ihm genannt wurden.
Das war so langweilig! Früher oder später, fürchtete Jason, würde er zu einem Schluttnick mutieren, der nur noch behäbig in seinem Kommandantensessel hing, welcher jedes Jahr gegen eine Sitzgelegenheit, die um eine Nummer größer war, ausgetauscht werden musste. Oder ihm würden die feuerroten Haare vom Kopf fallen. Vielleicht auch beides.
Jason fand Tirlath VII langweilig. Es war eine typische Siedlerwelt, die sich noch im Stadium der Erschließung befand. Es gab nicht einmal eine zweite Generation, so jung war die Kolonie. Weite Landstriche des Planeten waren unerforscht, und die langsam wachsende Bevölkerung lebte zu über 90 % in den wenigen Städten, die man in sehr kurzer Zeit auf dem kleinsten Kontinent, der das angenehmste Klima aufwies, hochgezogen hatte. In Folge gab es nichts Originäres, Eigentümliches …
Taisho sprang aus der Luke und klopfte ihm sachte auf die Schulter. »Wie weit sind wir?«
»… 105 … 106 …. von 153.« Jason wandte sich kurz dem Freund zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Frachtstücke. »Wir können heute noch starten.«
»Warum hast du es so eilig?« Fragend hob Taisho die Brauen. »Bis Vortex Outpost brauchen wir neun Tage. Shilla wird aber erst in zwölf Tagen eintreffen. Hier ist mehr los als auf der Station – und dass du Sehnsucht nach Sentenza hast, kann ich mir nicht vorstellen.«
»Habe ich auch nicht«, knurrte Jason. »Und wir brauchen sechs Tage, seitdem Shilla die Triebwerke modifiziert hat. Na, schön, bleiben wir noch bis übermorgen.«
Taisho strahlte. »Dann machen wir heute einen drauf. Ich habe da ein paar Tipps bekommen, wo es das beste Bier und die hübschesten Mädchen gibt … Dann kümmere ich mich jetzt um die Papiere, damit wir pünktlich die Starterlaubnis erhalten. Hoffentlich ist der Hafenmeister seine Erkältung los. Ich möchte nicht schon wieder mit Myriaden von Bazillen angeniest werden.«
Jason hatte geglaubt, dass Taishos Neugierde nach einigen Monaten auf ein normales Maß sinken würde, doch noch immer freute sich der Syridaner über jeden Planeten, den er betreten durfte, und sog wissbegierig alle Informationen zu den lokalen Begebenheiten auf wie ein trockener Schwamm Flüssigkeit, knüpfte im Handumdrehen Kontakte und bestaunte alles, was er sah, mit großen Augen. Fast wie ein Kind.
Nun, Jason konnte es ihm nicht verübeln, schließlich war Taishos Heimat das Nexoversum. Von dem, was den Wesen, die unter der Herrschaft der Outsider dahin vegetierten, angetan worden war und vermutlich noch wurde, hatten Jason und Shilla nur wenig selbst erlebt, und das Wenige war schlimm genug gewesen. Kein Wunder, dass es für Taisho war, als wäre ihm ein neues Leben geschenkt worden und er nachholte, was ihm nie vergönnt gewesen war: Freiheit, Unbeschwertheit, Vergnügen.
Die schrecklichen Erlebnisse hatten auch an Jason und Shilla ihre Spuren hinterlassen. Zwar mochten die Erinnerungen verblassen, aber vergessen würde keiner von ihnen. Jason hatte sein Schiff, die Celestine I , verloren, nachdem es sie in die Machtsphäre des Feindes verschlagen hatte, und beinahe auch Shilla. Die Telepathin litt noch immer unter den geistigen Manipulationen der Outsider und der Tomakk, die eine für sie qualvolle Persönlichkeitsveränderung zur Folge gehabt hatten. Zum dritten Mal war sie nach Vizia zurückgekehrt, um sich von den Medizinern ihres Volkes behandeln zu lassen. Ihr Zustand hatte sich deutlich gebessert, aber ganz die Alte war sie noch nicht gewesen, als sie sich vor gut zwei Wochen voneinander verabschiedet hatten. Hoffentlich haben sie endlich Erfolg! Und wenn nicht? Würde Shilla dann auf Vizia bleiben? Oder gab es sonstige Gründe, die sie dazu bewegen konnten, die Heimat nicht mehr zu verlassen? Würde Pakcheon, ihr Bruder im Geist , einen solchen Grund liefern? Die beiden waren doch mehr als …
Es war nicht ausgeschlossen, aber daran wollte Jason lieber nicht denken.
»… 137 … 138 … 139 …«
Gut drei Stunden später betrat Cornelius endlich sein Apartment. Für jemanden seines Ranges war die Unterkunft sehr bescheiden, obwohl sie sich in einer Nobel-Gegend befand. Allerdings legte er keinen großen Wert auf Luxus: Annehmlichkeiten ja, aber keinen übertriebenen Pomp und Prunk. Da er allein lebte
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