Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
saß leicht gekrümmt und mit hängendem Kopf auf einer Liege, die Arme vor dem Bauch verschränkt. »Sie hat mir den Bauch nicht aufgeschlitzt … Bloß so etwas Ähnliches.«
Adriana Fabia hatte sich nicht die Mühe gemacht, Cornelius zu fesseln, da er in seiner gegenwärtigen Verfassung die Verfolgung nicht hätte aufnehmen können. Mit Bokuta, einer Perücke, frischem Make-Up, Cornelius' Laures-Band und dem Kristall war sie zufrieden abgerauscht. Seit jenem Moment waren keine fünf Minuten verstrichen, bis die anderen das Zimmer gefunden hatten.
Cornelius hatte sich ein wenig erholt, fühlte sich aber immer noch matt, denn das Abführmittel hatte sein Inneres gewissermaßen nach Außen gekehrt. Die Visitenkarte steckte in seiner Hemdtasche. Er sah keinen Sinn darin, Adriana Fabia Schwierigkeiten bereiten zu wollen, denn es war, wie sie gesagt hatte: Wort würde gegen Wort stehen. Niemand außer ihm wusste von der Doppelgängerin und all den anderen Dingen, die ihm die Söldnerin erzählt hatte, und sämtliche Spuren waren gewiss sorgfältig getilgt worden. Selbst die Aussagen der Vizianer waren wertlos, da sie keine Gelegenheit gehabt hatten, mit dieser Adriana Fabia in telepathischen Kontakt zu treten, und die andere , die sich noch auf der Station befand, hatte mit Cornelius' Entführung nichts zu tun. Er fand, dass das schon eine besondere Art von Sadismus war, ihm all die Details in dem Wissen zu enthüllen, dass er die Wahrheit nicht gegen sie verwenden konnte.
Wie auch immer, Adriana Fabia hatte ihre Versprechen gehalten. Sie war unter einer falschen Identität abgeflogen, und es hatte keine weiteren Opfer gegeben. Die Vizianer bestätigten, dass Sonja DiMersi und ihr Sohn immer noch sanft schlummerten und nichts von der ganzen Sache mitbekommen hatten.
Cornelius konnte es Knight ansehen, dass dieser ihm am liebsten den Hals herum gedreht hätte, aber Shilla legte dem Händler leicht eine Hand auf den Unterarm. Die schlichte Geste genügte, um Knight zu besänftigen. Zusammen mit der Vizianerin zog er sich in die entgegen gesetzte Ecke des Zimmers zurück, um Taisho über Funk zu informieren, dass alles in Ordnung war.
Allein Pakcheon setzte sich neben Cornelius auf das Ruhemöbel. »Sind Sie wirklich unverletzt? Sie sehen ungewöhnlich grün aus.«
»Mir ist nichts passiert«, sagte Cornelius. »Ich fühle mich … nach dieser Peinlichkeit … bloß beschämt und um zehn Kilo leichter. Lesen Sie meine Gedanken, wenn Sie Zweifel haben.« Er seufzte. »Adriana Fabia legte größten Wert darauf, mich zu überzeugen, dass sie nichts mit der anderen Gruppe zu tun hat. Ich glaube ihr auch, dass sie trotz ihrer Drohungen nie vorgehabt hat, uns ein Leid zuzufügen. Beide Rollen, die Böse und die Gute , spielte sie sehr überzeugend. Wenn ich mir vorstelle, Miss Shilla hätte geschossen, wer weiß, wie dann die Sache ausgegangen wäre … Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist.«
»Das hört sich an, als hätten Sie einen Heidenrespekt vor dieser Frau. Sie hat Sie wohl mit Ihren eigenen Waffen geschlagen?«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
Auch von Pakcheon fiel die Anspannung ab. Er grinste und legte Cornelius einen Arm um die Schultern. Die Geste wirkte kameradschaftlich, aber für einen soziophoben Vizianer bedeutet sie sehr viel mehr. »Sind Sie nicht auch ein Trickser, ein Lügner und Betrüger, ein Kämpfer mit Wort und Waffe, sogar ein Assassine – wenn es sein muss?«
Unwillkürlich zuckte Cornelius zusammen. »Was lesen Sie in mir?«
Überrascht ließ Pakcheon den Arm wieder sinken. »Ich habe Ihre Gedanken gar nicht gelesen«, sagte er tonlos. »Nie. Zumindest nie tief genug, um an Ihren Geheimnissen zu rühren. Das war ein Schuss ins Blaue. Ich hätte nicht gedacht -«
»Verzeihen Sie.« Cornelius bedauerte seine Reaktion. »Meine Nerven liegen noch immer blank. Ich weiß, dass Sie mich nie ausspionieren würden. Ich vertraue Ihnen. Aber mir ist auch klar, dass ich nicht auf Dauer alles vor Ihnen verbergen kann. Und Ihnen ist natürlich bekannt, dass es Dinge in meiner Vergangenheit gibt, über die ich nicht sprechen möchte. Allerdings … ich brauche Ihre Hilfe. Denn da gibt es etwas, worauf nur Sie mir vielleicht eine Antwort geben können.«
»Sie reden von dem, was mit den Söldnern geschehen ist. Von den … Wirbeln in Ihrem Gedankenmuster. Ich sehe sie.«
»Ja.«
»Ich bin immer für Sie da, Junius.«
»Das weiß ich.«
Cornelius blickte in Pakcheons Augen – die Schramme auf seiner Wange
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