Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung
Dröhnen zurückgefahren, und das Schott schwang auf. Thorpa konnte es kaum erwarten, Vortex Outpost wieder zu betreten. Sein Urlaub war lang und ereignisreich gewesen. Er hatte so viele neue Eindrücke gesammelt, neue Erkenntnisse gewonnen und frische Ideen entwickelt, dass er darauf brannte, wieder auf der Ikarus Dienst zu tun und all seine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Er war hoch motiviert – und jetzt, da sein Praktikum auf dem Sanitätsschiff beendet war und er als vollwertiges Crewmitglied geführt wurde, stand ihm das ganze Universum offen.
Zusammen mit einer Gruppe von Technikern, Offizieren und Geschäftsreisenden ging Thorpa durch die Luftschleuse, an der das Shuttle angedockt hatte. Als seine Pseudopodien zum ersten Mal seit Wochen wieder die Korridore von Vortex Outpost berührten, glich das Gefühl beinahe demjenigen, welches er zuvor bei seiner Ankunft in der fernen Heimat empfunden hatte.
»Da bin ich also wieder«, sagte er laut und atmete tief ein. Die Luft schmeckte nach Reinigungsmitteln, Lötpaste, Hydraulikflüssigkeit und den Ausdünstungen von zwei Dutzend Spezies. Noch immer waren die Auf- und Umbauarbeiten in vollem Gange, um aus dem Beinahe-Wrack, in welches der Krieg aus Vortex Outpost verwandelt hatte, wieder eine florierende Raumstation zu machen. An allen Ecken und Enden wurde gearbeitet, genietet, geschweißt, geschraubt und gestrichen. Kabelstränge hingen von der Decke herab, Kühlflüssigkeit tropfte aus noch nicht ganz festgeschraubten Rohrverbindungen, und phosphoreszierende Hinweisschilder leuchteten in den halbdunklen Korridoren. Es war dreckig, es war chaotisch, es war laut – aber bei allen Wurzeln, es war in den letzten Jahren sein neues Zuhause geworden.
Zielstrebig schlug er den Weg zu seinem Quartier ein. Er war noch keine zehn Schritte weit gekommen, als er an einer Kreuzung zweier Korridore geradewegs An'ta in die Arme lief.
»Hallo, An'ta! Wie geht es Ihnen?«
Thorpa raschelte fröhlich mit seinen Zweigen. Innerlich aber stöhnte er leise auf. Von allen seinen Teamkameraden musste er ausgerechnet An'ta zuerst treffen. Die Grey, deren gesamte Kultur darauf aufbaute, dass sie all das ablehnte, was andere Zivilisationen als 'natürlich' priesen, hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ein lebender, sprechender Baum so ziemlich das Abscheulichste war, das sie sich vorstellen konnte, zuckte unwillkürlich ein wenig zurück, als Thorpa ihr einen seiner Greifzweige entgegenreckte.
»Thorpa«, sagte sie knapp. Es war mehr eine Frage als eine Anrede. Skeptisch blickte sie auf die üppige bunte Blütenpracht, die der Pentakka mit sich herumtrug. »Ich hätte Sie fast nicht erkannt.«
»Äh, ja.« Er sah verlegen zu Boden. »Der Urlaub ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Andere Leute werden in der Sonne braun, und ich... nun ja.«
Schon in dem Moment, in dem er den Vergleich machte, war ihm klar, dass er wieder ein Fettnäpfchen erwischt hatte. An'ta konnte so lange in der Sonne liegen, wie sie wollte, aber eine andere Farbe als das blasse Grau ihrer Spezies würde sie niemals erlangen. Selbst, wenn ihre Haut dafür geeignet gewesen wäre, hätte sie es vermutlich als naturalistischen Schnickschnack kategorisch abgelehnt. Er seufzte leise und verstummte – so wie er es immer tat, wenn irgendeine grausame Laune des Schicksals dafür Sorge trug, dass ausgerechnet er und An'ta gemeinsam die Brückenwache auf der Ikarus hatten.
»Sie kommen am besten gleich mit«, entgegnete sie kühl. »Commodore Färber hat alle anwesenden Crewmitglieder der Ikarus zu einer Besprechung eingeladen.«
»Gerne.« Thorpa machte gehorsam kehrt und schloss sich seiner Kollegin an. Nachdem er eine Weile schweigend hinter ihr her geschlurft war, versuchte er erneut, eine Konversation in Gang zu bringen.
»Hatten Sie auch Urlaub?«, fragte er zaghaft.
»Hätte ich sollen?«
»Ich weiß nicht«, sagte er hilflos. »Was tun Sie denn, um sich zu entspannen? Um abzuschalten? Die... – wie sagt man? – die Batterien wieder aufzuladen?«
An'ta warf ihm einen spöttischen Seitenblick zu.
»Sehe ich aus, als würde ich das brauchen?«
»Äh...«
»Na, also.«
Thorpa gab es auf. Er fand einfach nichts, worüber er und die Grey sich hätten unterhalten können. Zu seiner großen Freude waren die nächsten Teamkameraden, die ihnen begegneten, der Androide Arthur Trooid und sein Erbauer Darius Weenderveen. Mit dem Kybernetiker und seinem Geschöpf konnte man viel besser über alles Mögliche
Weitere Kostenlose Bücher