Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung
Fröhlichkeit vor. »Und du? Wie heißt du?«
»Timmi.«
»Timmi. So, so.« Tesmer wandte sich an einen der Umstehenden: »Sie gehen jetzt zur Raumhafenaufsicht und lassen die Eltern des kleinen Timmi ausrufen, kapiert?«
Der Mann nickte knapp und eilte davon.
»Und wir zwei«, Tesmer tippte Timmi mit dem Zeigefinger vor die Brust, »setzen uns jetzt schön irgendwo hin und trinken in Ruhe eine Limo, während wir auf deine Mama und deinen Papa warten, okay?«
»Ich hab so Durst.«
Doch mit diesen Worten wurde Timmi ohnmächtig, so dass sie ihn statt in ein Bistro in die Ambulanz bringen mussten. Besorgt sahen Tesmer und Thorpa zu, wie der Notarzt dem schmächtigen Jungen eine Infusion mit einer Nährlösung verpasste. Als eine Schwester Timmis Bett in den Ruheraum schob, wandte sich der Arzt verzweifelt an Tesmer. »Nicht zu fassen. Das ist jetzt schon der dritte Fall in dieser Woche.«
Der Privatermittler warf dem Pentakka einen fragenden Seitenblick zu. »Verlieren sich auf Ihrem Raumhafen denn so viele Familienmitglieder aus den Augen? Entschuldigen Sie meine Offenheit, aber so groß ist die Anlage hier auch wieder nicht.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht, Gentlemen. Der Junge war aller Wahrscheinlichkeit gar nicht mit seinen Eltern hier.«
Thorpa raschelte aufgeregt mit seinen Zweigen, die, wie Tesmer erst jetzt bemerkte, in voller Blüte standen. »Sie meinen, er ist ganz alleine?«
Tesmer verstand plötzlich, worauf der Notarzt hinaus wollte. »Der dehydrierte Zustand des Kindes, seine Erschöpfung, die staubige Kleidung, die abgewetzten Schuhe... alles deutet darauf hin, dass er einen längeren Fußmarsch hinter sich hat.«
»Sie sind ein aufmerksamer Beobachter, Mister...?«
»Tesmer. Danilo Tesmer. Und das hier ist Thorpa, der Xenopsychologe des Rettungskreuzers Ikarus .«
»Sehr erfreut.«
»Der Junge ist also von zu Hause fortgelaufen und zu Fuß zum Raumhafen gekommen...«, rekapitulierte Thorpa.
»Um seine Eltern zu suchen, ja«, vollendete der Arzt seinen Gedankengang. »Seine Eltern, die ihn wahrscheinlich allein daheim zurückgelassen haben, als sie den Planeten Hals über Kopf verließen.«
»Aber das ist ja furchtbar!«, rief Thorpa empört. »Dass es Menschen gibt, die so etwas tun – ihre eigenen Kinder im Stich lassen!«
»Das kommt öfter vor, als Sie glauben«, sagte der Doktor frustriert. »Wie gesagt, in dieser Woche waren das schon drei Fälle. In der Woche davor waren es acht. Hinzu kommen knapp zwei Dutzend Kinder, die man anderswo aufgelesen hat. Seit die Farmer begonnen haben, den Planeten zu verlassen, herrscht in einigen Gegenden das nackte Chaos. Diese Typen lassen alles stehen und liegen, einschließlich ihrer Kinder, und machen sich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub. Der reinste Exodus.«
Tesmer kaute auf seiner Unterlippe. Geld war mit diesen Fällen nicht zu verdienen – auf das Aufspüren von ein paar durchgedrehten Bauern war mit Sicherheit keine nennenswerte Belohnung ausgesetzt. Tragisch waren die Fälle aber dennoch.
»Und vorher hatten wir diese fiese Grippewelle, die das öffentliche Leben beinahe lahm gelegt hat. Glauben Sie mir, manchmal kann ich das ganze Elend nicht mehr sehen«, lamentierte der Notarzt weiter. »Es gibt Tage, da möchte ich auch den ganzen Krempel hinschmeißen und anderswo noch einmal ganz von vorne beginnen, verstehen Sie?«
»Nur zu gut«, versicherte ihm Tesmer und drückte ihm dankend die Hand. »Auf Wiedersehen, Doc. Und passen Sie gut auf den kleinen Timmi auf.«
Draußen patschte Thorpa mit einem Zweig nach Tesmers Arm. »Das war wirklich sehr hilfsbereit von Ihnen, Mister Tesmer.«
Tesmer zuckte mit den Achseln. »Gehen wir beide jetzt noch was trinken?«
Der Pentakka blickte auf die Anzeigetafel, die in der Abfertigungshalle hing, und sah skeptisch auf seinen Chronometer. »Na gut, einen kann ich noch, ehe mein Shuttle geht.«
»Wohin soll's denn gehen?«
»Zurück nach Vortex Outpost , Mister Tesmer. Mein Urlaub ist vorbei.«
»Sie haben hier Urlaub gemacht?«, fragte Tesmer ungläubig.
Thorpa gluckste belustigt. »Natürlich nicht, wo denken Sie hin? Ich steige hier nur um. Ich komme gerade von Pentak.«
»Verstehe. Und Sie sind dort geradezu aufgeblüht, was?«
»Sieht man das noch?«, fragte Thorpa verlegen. »Das ist mir jetzt aber ein wenig unangenehm.«
Kapitel 1: Die Diagnose
Die Lampe über der Luftschleuse leuchtete grün, dann wurde die stählerne Verriegelung der Tür mit einem markerschütternden
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