Rettungskreuzer Ikarus Band 041 - Sturmangriff der Ts!gna
das sich in die Flugbahn stellte, musste die Position sehr schnell verlassen, da es sonst von dem Frachter gerammt worden wäre. Der Pilot hatte auf keine der an ihn gerichteten Anrufe reagiert.«
Sentenza hielt einen Moment inne. Es war nicht leicht für ihn, diese Fakten mit realistischer Distanz und Gelassenheit zu referieren. Er war selbst betroffen, hatte selbst diesen unerklärlichen Drang verspürt zu … zu gehen. Fort. Schnell. Mit einem unbestimmten, nicht definierbaren Sinn dafür, wohin . Er hatte es unter Kontrolle, es beherrschte ihn nicht, aber das hieß nicht, dass er ein unbeteiligter Beobachter war.
Doktor Jovian Anande, der an der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz genommen hatte, sah Sentenzas Zögern, blickte kurz in die Runde und übernahm: »Inzwischen sind einige weitere Systeme bekannt geworden, auf denen die Seuche sich unter der jeweiligen Bevölkerung ausdehnte. Das Problem war eigentlich nur, die Krankheit einzugrenzen. Seit Ausbruch und auch vorher schon haben Frachter, Militärschiffe und Linienschiffe die einzelnen Planeten mit unterschiedlichen Zielen verlassen. Und jeder Infizierte ist mit Nichtinfizierten in Kontakt gekommen und diese wieder und wieder... Niemand ist in der Lage zu sagen, wie weit sich die Seuche bereits ausgeweitet hat, wie viele Personen angesteckt sind.. Wenn die Isolation und die Reisebeschränkungen nicht sicher waren, dann kann jeder, aber auch wirklich jeder, die Keime in sich tragen. Während der letzten vierundzwanzig Stunden sind keine weiteren planetenweiten Infektionen bekannt geworden. Aber wer kann schon den Verlauf einer Krankheit erfolgreich voraussagen, die niemand kennt?.«
Die Beteiligten rutschten auf den Sesseln, sahen sich für einen Moment schweigend an. Jeder kannte die Fakten. Dass auch Anande noch einmal das Bekannte wiederholte, war ein Hinweis auf die Hilflosigkeit, mit der auch er dem Phänomen gegenüber stand. Und als sich alle Blicke hoffnungsvoll auf Sentenza richteten, als habe dieser eine Lösung parat, die er aus dem Ärmel zaubern konnte, blieb dem Captain nur ein ratloses Schulterzucken. Die Krise lösen, das würden sie hier heute nicht.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Zusammenbruch, der sich mit immer größerer Gewissheit abzeichnete, zu verwalten.
Bra!tse und N!aag, der Navigator und der Pilot, saßen vor ihren Kontrollen. Trotz des plötzlich erfahrenen Wissensschwungs durch die Hypnokurse beim Start der Rakete, fehlte ihnen einfach die Übung, ein Raumschiff zu kontrollieren. Die Führung würde To!park übernehmen, doch die Umsetzung der Befehle mussten unter anderem sie beide durchführen. Die beiden Ts!gna hatten eine Verpflichtung übernommen. Und für sie kam es überhaupt nicht in Frage, diese Aufgabe abzulehnen. Wie auf ihrem Planeten, so auch hier unter den Sternen, war ihr Platz in der Gemeinschaft geregelt. N!aag war schließlich Pilot eines Raumschiffs, und es war allgemein bekannt, dass diese Arbeit nicht unbedingt die einfachste war. Die beiden Freunde erkannten, dass ihnen noch einiges an Wissen, Erfahrung und Übung fehlten. Daher nahmen sie die Möglichkeit mit Freuden an, sich weiter zu bilden. Mit der Kleinen Königin im Hintergrund wurden Programme abgerufen, Schaltungen stillgelegt und andere Konsolen freigegeben. Damit wurde die Sicherheit des Raumschiffes gewährleistet, um nicht plötzlich innerhalb einer Übung eine aktive Schaltung durchzuführen. Ungewöhnlich für die beiden Ts!gna war die biotechnische Behandlung, der die beiden unterzogen wurden. Leistungssteigernde Sensoren, Telepathiezugänge für unmittelbare Computer-Schnittstellen, Erkennungs-Muster für die Befehlsgewalt der einzelnen Raumschiffsarbeitsplätze und letztlich auch die Formung eines ergonomischen Arbeitsplatzes sollten die Leistung der einzelnen Personen an ihren Plätzen steigern.
Die Programme, die fast unaufdringlich im Hintergrund abliefen, sorgten für eine schnelle Wissensübermittlung. Die beiden Ts!gna hatten ihre Lektionen schnell gelernt. Sie durften nicht davon ausgehen, dass der Computer immer genau wusste, was sie an ihren Konsolen gerade taten, und sie durften sich nicht darauf verlassen, dass die Schiffsprogramme sie vor den Folgen eigener Dummheit beschützen würde. Sie waren durchaus bereit, vom Computer selbst Rat und Hilfe anzunehmen, doch die eigentlichen Entscheidungsträger waren sie. Mit der Schulung, die zwei komplette Drei-Tage andauerte, wussten sie nun, wo ihre Grenzen
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