Rettungskreuzer Ikarus Band 041 - Sturmangriff der Ts!gna
lagen.
Mit Hilfe seines Telepathiezugangs griff N!aag auf die generelle Schiffszeit zu. Für einen kurzen Moment ließ er seine Fühler hängen. Die kurze Ruhepause war vorbei. Es wurde Zeit für die nächste Übungsphase. Hatten N!aag und Bra!tse eben noch getrennt gelernt, so wurden ihre Lerneinheiten nun zusammengefasst. Ihre gemeinsame Arbeit und das Wechselspiel zwischen Navigation und Raumflug mussten aufeinander abgestimmt werden. Es gab genügend Probleme, die bei der Überlicht-Astrogation auftreten konnten. Und wenn nur ein Promille Abweichung bestand, musste die Navigation in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit den Raum vor der dahineilenden Rakete zu sondieren. Weitere Übungen beanspruchten die beiden Ts!gna für zwei halbe Drei-Tage. In anderen Teilen des Schiffes sah es ähnlich aus. Die Kommunikation, die Waffenleitstände, die Brücke – jeder wurde einer ausführlichen Ausbildung unterzogen.
Die fremden Raketen kamen aus der Tiefe des Alls. Die dunklen, von Kleinstmeteoriten und anderen Zusammenstößen zerschrundenen Schiffshüllen hoben sich kaum von der umgebenden Dunkelheit des sternenarmen Weltraums ab. Nur wenn sich einer der Raumer vor einen dahinter liegenden Stern schob und man genau beobachtete, konnte man die unbekannten Schiffe mit dem bloßen Auge ausmachen. Dazu musste man aber wissen, an welcher Stelle des Alls man zu suchen hatte. Ganz anders hingegen sah es in der Kabine der Ortungsmannschaft der Station Vortex Outpost aus. In den abgedunkelten Räumlichkeiten meldeten sich Markierungen auf den unzähligen Bildschirmen. Hunderte von Anzeigenlichter in roter, gelber und grüner Farbe blinkten in unterschiedlichem Rhythmus, eine Vielzahl von Monitoren, Displays, Laufschriften und Balkendiagramme zeigten den Abstand der fremden Schiffe zur Raumstation, andere wiederum signalisierten die Waffenreichweiten an, denen sich das angezielte Raumschiff stetig näherte und deren Grenzwerte sie bald unterschreiten würden. Einige Tastaturen warteten darauf, herangezogen und benutzt zu werden, während über andere die Finger der Sysops ein hektisches Bewegungsmuster legten.
»Da kommen die Schiffe«, sagte Karen Thiel. Die Spracherkennung reagierte sofort und legte die Vergrößerungen der Fremden auf den großen Zentralbildschirm der Ortungskabine. Doch die Optiken zeigten kaum Einzelheiten, die Auflösung war zu gering. Leutnant Jerk reagierte sofort und ging in die Zentrale hinüber, die ebenfalls die Beleuchtung gedimmt hielt, damit die Bildschirme besser zur Wirkung kamen. In den verschiedenen Sesseln saßen weitere Sysops und spezialisierte Mannschaftsmitglieder. Leutnant Jerk war ein hoch gewachsener Mann, hager und mit dunkler Haut. Die kosmische Strahlung, der er seit Jahren ausgesetzt war und trotz bester Schutzvorrichtungen immer noch durchschlagen konnte, hatte die Haut geschwärzt und ihr ein lederähnliches Aussehen verpasst. Zugleich ließ sie ihn alterslos aussehen. Niemand war in der Lage, sein wirkliches Alter zu schätzen. Seine blauen Augen wanderten flink hin und her; ihnen schien nichts zu entgehen.
Über sein Kehlkopfmikrofon forderte er das Bild aus der Ortung an und ließ es auf den Hauptbildschirm der Zentrale in einem neuen Fenster erscheinen.
Leutnant Jerk sah seinen Chef an.
Der Offizier fuhr sich durch sein kurz geschorenes, dunkles Haar. Er wirkte unbekümmert, so als ob ihn nichts erschüttern könnte.
»Werden Sie etwas gegen die Schiffe unternehmen?«
Einer der Sysops sah auf und warf einen schnellen Blick auf den Leutnant, so als wäre er überrascht, dass jemand eine so dämliche Frage stellen konnte.
»Vielleicht sollten wir warten, bis sie in Schussreichweite sind? Allerdings bedeutet das Ausschleusen der Beiboote noch keinen feindlichen Akt«, antwortete Leutnant Curraldo Honso.
Erst jetzt bemerkte Leutnant Jerk die vielen Flugkörper, die sich von den fremden Schiffen näherten. Als rechte Hand und direkter Adjutant des Stationskommandanten antwortete meist Curraldo Honso. Dieser Einwurf hatte etwas Bemerkenswertes an sich, wie Leutnant Jerk feststellen musste. Vor allem, weil er zutreffend war. Jerks Nachteil war, dass er immer schneller redete, als dachte. Das hatte ihn schon oft in schwierige Situationen gebracht. Weitere Gedanken musste er sich jedoch nicht machen, denn die fremden Raumschiffe bremsten außerhalb der Waffenreichweite von Vortex Outpost ab.
Und dann geschah erst einmal nichts. Denn die Besucher antworteten auf die Anrufe der
Weitere Kostenlose Bücher