Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
werden Sie im Gebrauch der Geräte und Maschinen unterweisen, damit Sie sich wieder selbst versorgen können, bis ein Gegenmittel gefunden ist und sich die Situation wieder normalisiert hat.«
»Sie sind sehr großzügig«, sagte Aziell.
»Sie werden natürlich für alles bezahlen«, fuhr der Xoatl ungerührt fort. »Entweder in Creds, durch Bodenschätze, durch Ihre Ernteüberschüsse – oder was Sie sonst haben. Was ist Ihnen Ihr Leben wert? Zehntausend Creds? Und nochmal zehntausend, dass wir die kleinen Verbrecher nicht freilassen, sondern sicher verwahren?«
Aziell stöhnte. Es wäre einfach zu schön gewesen. Aber es gab keine selbstlosen Retter. Erst kommen die Plünderer und Vandalen, dann diejenigen, die aus dem Elend noch Gewinne zu pressen versuchten.
Aber hatten die letzten Bewohner von Marin eine Wahl?
Kapitel 9
Llachian hatte den Transporter erreicht und wollte schon in die Fahrerkabine springen. Die Maschine, die hinter ihm die Barrikade durchbrochen hatte, hatte ihm einen gehörigen Schreck eingejagt. Seinen drei Begleitern war es offenbar genauso gegangen, sie standen noch vor ihrem Truck und konnten sich nicht von der Stelle rühren. Wie gebannt starrten sie dem gewaltigen Etwas entgegen, das sich immer näher auf sie zubewegte.
»Was ist mit euch los?«, schrie Llachian über den Lärm, den das riesige Fahrzeug verursachte.
Endlich kam Leben in die drei alten Männer und sie wandten sich ebenfalls wieder ihrem Transporter zu, um so schnell wie möglich zurück in die Fahrerkabine zu klettern. Da alle drei durch die Beifahrertür einsteigen wollten, kam es zu einer Rangelei und Erk stürzte zu Boden.
»Jetzt komm schon! Ausruhen kannst du dich später«, rief Mejo seinem Freund zu. Erk rührte sich nicht und unter seinem Kopf sickerte Blut auf den Asphalt. »Erk?« Mejo vergaß das anrückende Monstrum und sprang hinab zu dem Verletzten. Henry folgte ihm.
Llachian legte einen Gang ein und wollte schon beschleunigen, als er merkte, dass die anderen das Fahrzeug bereits wieder verlassen hatten. Er warf einen Blick auf den anrückenden Angreifer, nur um festzustellen, dass dessen Maschine stillstand und der aus einer Luke winkende Mann nicht den Eindruck machte, sie angreifen zu wollen.
Etwas später saß Joerny, der neunzigjährige Maschinist, der das Ungetüm gesteuert hatte, mit Llachian, Henry und Mejo um einen elektrischen Ofen herum. Ein paar Konserven standen auf dem Gerät und wurden langsam erwärmt.
Erk lag auf einem Feldbett und schlief. Ein dicker Verband war um seinen Kopf gewickelt und verdeckte die Platzwunde, die Erk am Hinterkopf erlitten hatte. Neben ihm waren weitere Betten aufgebaut worden, auf denen die fünf Begleiter Joernys lagen.
»Habt ihr einen Arzt bei euch?«, war Joernys erste Frage gewesen, die er den Urlaubern von Faun entgegengerufen hatte.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei der vermeintlichen Splittergranate um den Teil eines Gleiters gehandelt hatte, der von den mächtigen Fahrketten der Maschine weggedrückt worden war. Joerny hatte mit Kollegen, die ebenfalls in den Industrieanlagen verblieben waren, eine der Baumaschinen zum Laufen gebracht. Das gigantische Gefährt erschien ihnen am besten geeignet, überall durchzukommen.
»Wir leben hier in einer Barackensiedlung während unserer Schichten. Als vor einigen Tagen alle jungen Menschen verschwanden, blieben wir zurück. Ablösung kam natürlich keine. Bei dem Chaos, das in den Zufahrten angerichtet worden war, auch kein Wunder.«
Die vermeintliche Barrikade war also nichts anderes als ein Verkehrsunfall. Es hatte genügt, dass drei Schwertransporter sich ineinander verkeilten, um diese eine Zufahrt komplett zu sperren. Joerny berichtete, dass es auf den anderen Strecken auch nicht viel besser aussah.
Die kleinen Gleiter waren die Ersten, die das Industriegebiet verlassen hatten. Wer dann noch wegwollte, musste auf die schweren Geräte zurückgreifen, und das hatte letztlich zu den unfallbedingten Sperrungen an den Zufahrten geführt. In den ersten Tagen hatten die Alten, die zurückgeblieben waren, noch versucht, Hilfe und Unterstützung über Funk anzufordern, doch es reagierte niemand. Als über die Medien dann die Berichte über die Fliehenden und die kurz darauf verhängte Quarantäne über Shahazan verbreitet wurden, waren sich die Alten einig, dass sie in den Baracken vorerst am besten aufgehoben wären. Zu Fuß hatte keiner von ihnen eine Chance, die nächste Stadt zu erreichen.
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