Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
Die meisten, die in ihrem Alter hier noch arbeiteten, waren allein und wurden nicht vermisst, sodass sich auch niemand auf den Weg zu ihnen machte.
Natürlich fand man schnell die wichtigsten Dinge, die zum Überleben notwendig waren. Konservierte Lebensmittel gab es zur Genüge. Ein Problem, mit dem niemand gerechnet hatte, wurde allerdings die Wasserversorgung. Die Maschinen der diversen Industrieanlagen liefen ja weiter, die Alten die noch hier lebten, machten sich darüber keine Gedanken. Aber als die erste Maschine Öl verlor oder eine Leitung mit einer der vielen hier verwendeten Chemikalien leckte, wurde das Grundwasser direkt davon betroffen. Und die Auswirkungen davon waren schon bald tödlich.
Bis die Alten feststellen konnten, woran es lag, dass so viele von ihnen so plötzlich erkrankten und starben, war ihre Anzahl schon auf weniger als die Hälfte reduziert worden. Einen Arzt hatte es in den Anlagen wohl gegeben; einen jungen Arzt, der sich wie alle anderen aus dem Staub gemacht hatte.
Der Cocktail aus den unterschiedlichsten Mitteln, die in den Anlagen hier verarbeitet wurden, setzte sich von Tag zu Tag aus immer neuen Kombinationen zusammen. Säuren fraßen sich durch Fundamente, sodass verschiedene Gebäude zusammenbrachen. Die Baumaschine war die letzte Möglichkeit, die die verbliebenen Alten sahen, um wegzukommen. Vollbeladen mit Nahrungsmitteln und vermeintlich sicheren Wasservorräten hatten sie sich gerade zu der Zeit auf den Weg gemacht, als die vier aus Faun ihrerseits in den Industrieanlagen Hilfe suchen wollten.
Gemeinsam wurde am nächsten Tag der Transporter beladen und die nun auf neun Mann gewachsene Gemeinschaft machte sich auf den Rückweg ins Ferienresort.
Henry hatte es übernommen, die ersten Stunden auf der Ladefläche, zwischen Kartons und Kisten, bei den Kranken zu bleiben, die dort untergebracht waren. Die erste Zeit war er damit beschäftigt gewesen, alles, was sich bei dem kleinsten Ruck bewegte, irgendwie zu fixieren, einzuklemmen oder mit Seilen an schwerere Teile zu binden. Diverse blaue Flecken hatte er sich dabei zugezogen und mehr als einmal Llachian lautstark verflucht. Mittlerweile waren sie aber wieder auf der freien Strecke unterwegs und die Fahrt verlief ruhig.
»Die neun Gefährten. Wo habe ich das nur schon mal gehört?«, murmelte Henry, als er seinen Blick zwischen den Kranken schweifen ließ.
Sie waren zwar unterwegs zurück in eine bekannte Gegend, aber was dann auf sie zukommen mochte … Henry seufzte und schloss die Augen für einen Moment. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er an seine Frau, an Viola, dachte. Was auch immer passieren sollte, sie würden es gemeinsam durchstehen, da war er sich sicher.
Kapitel 10
»Die verweigern uns einfach die Landung.« Verärgert hieb Jason Knight mit der geballten Faust auf den unschuldigen Schalter, der die Sprechverbindung mit dem Raumhafen Krant auf dem Planeten Tesselow unterbrach.
Shilla warf dem Kapitän der Celestine III einen tadelnden Blick zu, verzichtete jedoch auf den Hinweis, dass sie es war, die die Taste auswechseln musste, falls er sie beschädigte.
»Das ist nun schon Welt Nummer fünf«, sprach Taisho aus, was alle wussten. »Die Angst, dass jemand das Wanderlustvirus unabsichtlich einschleusen könnte, wächst unter der Bevölkerung, je länger sie davon verschont bleibt. Das ist doch verständlich, oder nicht?«
»Schon«, gab Jason zu. »Aber die Inkubationszeit endet, soweit wir wissen, nach einigen Tagen. Sobald die grippeähnlichen Symptome vorüber sind und die Kranken von Unrast befallen werden, ist das Virus nicht mehr ansteckend. Hier sind wir so weit weg von den Welten, auf denen es wütete oder noch wütet – selbst eine frisch infizierte Crew könnte niemanden mehr anstecken, da sie zu lange unterwegs wäre, ganz davon zu schweigen, dass sie ihre ursprüngliche Route ohnehin geändert hätte, um wie alle anderen nach wer weiß wo zu fliegen. Eine gewisse Vorsicht ist schön und gut und hat sicherlich so manchen Planeten gerettet, aber diese übertriebene Isolationspolitik der Tessler, der Baryner und der anderen kann man bloß paranoid nennen.«
Kaum hatte er es ausgesprochen, biss sich Jason auf die Lippen. Shillas Volk, die xenophoben Vizianer, lebten schon seit Jahrtausenden abgeschieden vom Rest des Universums und hatten erst vor Kurzem einige Beobachter in die Galaxis entsandt. Es gab wohl niemanden, der in dieser Hinsicht die Paranoia der Telepathen
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