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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Berechnungen sind über 60 Prozent aller erwachsenen Humanoiden im richtigen Alter infiziert. Nicht alle sind aufgebrochen zu den Kasernenwelten. Aber sie wollen es unbedingt. Das müssen wir verhindern. Also haben wir Tumanen an einem Serum gearbeitet, das die Infektion negiert. Ich dachte, Sie wüssten es.«
     
    »Keiner hat es mir gesagt.«
     
    Es hatte kaum Zeit gegeben für Berichte, kaum Austausch über ihre Ergebnisse. Für Dr. Ekkri und seinen Stab, immerhin die besten Forscher, die die Menschheit noch aufzubieten gehabt hatte, war es nur darum gegangen, einen Impfstoff zu finden. Sie hätten nicht einmal im Traum daran gedacht, weiter zu gehen. Eine Heilung? Es war wirklich eine Heilung, die die Tumanen gesucht hatten … und gefunden!
     
    »Ja«, bestätigte Toss, und nicht zum ersten Mal fragte sich Ekkri, ob er nicht doch die Gedanken der Menschen lesen konnte, die länger mit ihm in Kontakt waren. »Wir werden nicht alles rückgängig machen können, nicht jetzt und vielleicht nie. Es wird zum Beispiel sehr viele sehr große Leute geben für die nächsten Jahrzehnte, wobei wir vermuten, dass sich diese Eigenschaften nicht vererben. Die nächste Generation, sie wird wieder normale Proportionen haben. Es ist sicherlich spannend, wie die Geschichtsschreiber sie nennen werden, diese Geheilten.«
     
    »Sie werden sie geheilt nennen, genau das.« Dr. Ekkri spürte einen ungewohnten Zug an seinen Mundwinkeln – es war so lange her, dass er eine Weile brauchte, um ihn als ein Lächeln zu interpretieren. »Und alles andere kann mir herzlich egal sein.«
     

     
    »Sie haben wieder fast nichts gegessen.«
     
    Lovis3 machte sich nicht einmal die Mühe, von den Instrumenten aufzusehen. Sie hatte genau vor Augen, wie Gordon dort stand, allein seine Stimme klang nach purer Ablehnung. Müde, wie sie war, hätte sie ihn gerne entweder ignoriert oder angepfiffen, doch sie atmete tief ein und schüttelte den Kopf.
     
    »Nein, das ist okay so. Denk daran, dass sich ihr Metabolismus verändert hat. Sie brauchen nicht mehr so viel.«
     
    Gordon schnaubte, ein Laut der Abscheu.
     
    »Auch gut, mir ist das eh egal. Dann verschwenden wir nicht so viel. Die Vorräte werden knapp. Wir müssen irgendwo landen und etwas organisieren.«
     
    Lovis3 tat so, als hätte sie nicht zugehört und starrte auf die Sternenkarte vor sich. In der Reflexion auf dem Display konnte sie Gordon nun doch sehen. Wie erwartet hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und stand breitbeinig da, eine einzige Herausforderung. Nur ein Wort von ihr, und er würde zum Angriff übergehen – verbal, hoffentlich. Sie waren alle so erschöpft und angespannt, dass auch eine Handgreiflichkeit sie nicht wirklich überraschen würde. Deeskalation war das Zauberwort. Deeskalation. Also schwieg Lovis3 so lange, bis sich seine Haltung abnutzte. Er ließ die Arme sinken, schüttelte den Kopf und murmelte etwas, was definitiv auf der Skala dreckiger Verwünschungen ziemlich weit oben stand.
     
    »Wenn wir nichts mehr haben, können sie meinetwegen verhungern, oder ich schmeiße sie aus der Schleuse. Ich werde jedenfalls nicht deretwegen aufhören zu essen!«, warf er noch hinterher, ehe er aus der Zentrale stürmte. Seine Schritte verklangen im Flur.
     
    Jetzt erst stützte Lovis3 den Kopf schwer in die eigenen Hände. Sie hatten diesen Streit schon ein paarmal gehabt, und sie war seiner überdrüssig. Wenn sie ehrlich war, war sie dieser ganzen Sache überdrüssig. Sie war immer müde, trug zu viel Verantwortung, hatte keine Antworten, und die Aussicht, bald auch noch vor dem Problem aufgebrauchter Vorräte zu stehen, machte sie nicht wirklich glücklicher.
     
    Nicht zum ersten Mal, aber mit wachsender Inbrunst, wünschte sie sich, der Captain wäre hier. Er hatte immer gewusst, was zu tun war und wie man eine Lösung fand. Natürlich, sie könnte zu ihm gehen und ihn einfach fragen. Aber sosehr sie das auch wollte, sie war sich der Tatsache bewusst, dass seine Antworten nicht mehr die richtigen sein würden. Wenn sie denn überhaupt eine bekommen konnte.
     
    »Nein, wir landen nicht!«, platze es aus ihr heraus, als sie hörte, wie das Schott sich wieder öffnete.
     
    »Das halte ich für schlau«, erwiderte eine ruhige Stimme, und Lovis3 wandte sich um, erleichtert, dass es nicht Gordon war. »Wenn man uns nicht bei der Annäherung an einen Planeten gleich abschießt, werden sie uns mit Sicherheit nach der Landung festsetzen und das Schiff an sich

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