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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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war als die Wahrheit. Dann rückte er die Tasse Tee zurecht, der man das allzu häufig recycelte Wasser mittlerweile deutlich anmerken konnte – und nein, er wollte nicht wissen, was recycelt ganz genau bedeutete. Er bevorzugte es, den Weg aller Lebensmittel nur in eine Richtung zu verfolgen – und kontrollierte mit einem letzten Blick, ob der Ausschnitt der kleinen Kabine hinter ihm als ordentlich gelten konnte. Dann startete er den Videoanruf ganz pünktlich um zwölf. Erfreulich prompt wurde er angenommen.
     
    Das mondrunde Gesicht einer jungen Frau mit kohlschwarzen Haaren und Augen erschien. Sie lächelte.
     
    »Sir Albert, wie erfreulich! Wie geht es Ihnen?«
     
    »Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. Und Ihnen, Fräulein Miyazaki?«
     
    »Könnte nicht besser sein, danke der Nachfrage.«
     
    Beide legten eine kurze Pause ein und verdauten die Lügen des jeweils anderen.
     
    »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag?«
     
    »Gewiss! Und selber?«
     
    »Ach …«
     
    Der Laut verklang in dem wieder nachrückenden Schweigen.
     
    Sir Albert räusperte sich. Sicherlich hätte er von seinen Aktivitäten der letzten Stunden berichten können, doch da diese sich nur in winzigen Details, wenn überhaupt, von denen des Vortages unterschieden – und des Tages davor und davor –, befürchtete er, seine Gesprächspartnerin damit zu langweilen und den Eindruck zu erwecken, eine recht übersichtliche und flache Persönlichkeit zu besitzen.
     
    Anfangs hatten sie sich von ihren jeweiligen Leben vor dem Beginn der Reise erzählt, doch letztlich hatte sich das zunehmend als schmerzhaft erwiesen. Nun fanden sie Zuflucht in Allgemeinsätzen oder in geteilter Stille. Sir Albert, ein Wesen der lebhaften Society, hätte es nie für möglich gehalten, darin durchaus eine Art von Zufriedenheit zu finden. Fräulein Miyazaki hingegen verbrachte ohnehin viel Zeit mit etwas, was sie Meditation nannte. Der Verdacht seinerseits, dass es sich einfach um regloses Herumsitzen handelte, wurde von ihr zwar bestritten, konnte aber nicht durch verständliche Erläuterungen ausgeräumt werden.
     
    »Herr Taler hat sich gestern mit mir in Verbindung gesetzt«, fuhr Fräulein Miyazaki überraschend fort.
     
    Gegen seinen Willen horchte Sir Albert auf. Es war nicht seine Gewohnheit, mit Dienstpersonal zu kommunizieren oder überhaupt Interesse an ihren Äußerungen zu zeigen, doch wie er zugeben musste, war es sonst auch nicht seine Gewohnheit gewesen, drei Wochen hintereinander die gleichen ungewaschenen Socken zu tragen. Die Situation erforderte mehrere Anpassungen seiner Weltsicht.
     
    »Ich hoffe, er ist bei guter Gesundheit?«
     
    »Oh, ich … gehe davon aus. Er hatte sich nicht verändert.«
     
    »Erfreulich.«
     
    Sich nicht verändert zu haben, war angesichts der Umstände das wichtigste Kriterium überhaupt. Soweit sie wussten, gab es an Bord des Raumers nicht mehr viele Passagiere und Crewmen, die das von sich behaupten konnten. Ihre Zahl war mittlerweile überhaupt sehr übersichtlich. Ausgesprochen übersichtlich. Jeder konnte bis drei zählen.
     
    »Herr Taler hatte … Neuigkeiten.«
     
    Unwillkürlich zuckte Sir Albert zusammen. Neuigkeiten waren etwas, was er noch mehr brauchte als ein Bad. »Soso!«, sagte er jedoch nur, denn Neugierde schickte sich nicht.
     
    Glücklicherweise kam Fräulein Miyazaki ihm entgegen. »Das Schiff hat den Funkschatten des Gasriesen verlassen, und wir sind wieder in Reichweite einer der Verteilerstationen.«
     
    »Es gibt Nachrichten von außerhalb?«
     
    »Seit ungefähr 20 Stunden, ja.«
     
    War das ein Grund zur Freude? Ganz sicher war Sir Albert sich nicht. Was Gutes konnte es da draußen schon geben? Wenn sich auf den anderen Schiffen und Stationen das Gleiche abgespielt hatte wie auf der Stern der Freude, dann musste die Galaxis in Aufruhr sein. Oder im Zerfall. Aber das schloss einander ja nicht aus.
     
    »Es muss sehr hart da draußen gewesen sein, sehr schlimm«, griff Fräulein Miyazaki seinen Gedanken dann auch auf. »Ganze Zivilisationen vom Wanderlustvirus auseinandergerissen, mit undenkbaren sozialen und ökonomischen Folgen. Es ist, es ist …« Sie hob die Hände in einer weiten Geste, um die Größe des Wortes anzudeuten, das sie suchte. »Schlimm«, schloss sie dann aber einfach. »Schlimm.«
     
    »Schlimm.« Sir Albert wiederholte es tonlos. Dann räusperte er sich. »Das heißt, es ist noch nicht vorbei, und niemand wird kommen, um uns hier

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