Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
Fällen sollte die Konsequenz sein, dass die Energieversorgung reaktiviert wird.«
Sentenza nickte. Eine der beiden gerade diskutierten Alternativen wollte er gar nicht weiter beachten.
»Was können wir an Gegenwehr erwarten?«
»Das wissen wir nicht.«
»Wir kennen den Weg?«
»Soweit die Pläne noch korrekt sind – ja.«
»Dann sollten wir nicht zögern. Die Energieversorgung ist unser Ziel!«
Die Sudeka sagte gar nichts weiter zu ihm, sondern begann sogleich, Befehle in einen Kommunikator zu flüstern. Sentenza wusste, dass ihm nicht gestattet werden würde, selbst die Führung zu übernehmen, da die Sudekas der Ansicht waren, von ihnen gäbe es mehr als genug. Sentenza hatte sich über diese Sichtweise geärgert und mehrmals versucht, den Klonen klarzumachen, dass er jede einzelne für eine vollwertige und schützenswerte Intelligenz halte, was bei jedem Versuch von den Sudekas mit einem nachsichtigen Lächeln beantwortet worden war. Es fehlte nur noch, dass man ihm freundlich die Schulter tätschelte. Soweit Sonja DiMersi seinen moralischen Bedenken auch große Sympathie entgegenbrachte, genauso unterstützte sie die kategorische Weigerung der Sudekas, ihren Ehemann unnötig in Gefahr zu bringen.
Weibliche Solidarität.
Sie konnte Jahrhunderte überwinden.
Sentenza blickte dem ersten Trupp Klonfrauen nach, der sich entschlossen auf den Weg machte. Ein zweiter folgte. Erst beim dritten wurde auch der Crew der Ikarus gestattet, sich anzuschließen.
Schon wenige Augenblicke später hörten sie Gefechtslärm.
Anande drängelte sich an Sentenza vorbei und stürmte nach vorne.
Egal wie stur die Sudekas auch waren, es war ihnen nicht gelungen, den Arzt davon abzuhalten, sich bei Kämpfen sofort an die Front zu begeben, um zu helfen. Das hätten sie nur erreicht, wenn sie ihn mit Waffengewalt daran gehindert hätten.
Sentenza beschloss, dass Anande wieder einen Hilfssanitäter benötigte und rannte hinter ihm her. Er stolperte fast über den niederknienden Arzt, als er im Kampfgebiet ankam, das sich über mehrere Räume und Gänge erstreckte.
Eine Sudeka sah ihn strafend an, als er Anande half, bei einer anderen eine Blutung zu stillen.
»Sie sollten doch hinten bleiben!«
»Ich rette Leben.«
»Lindern Sie den Schmerz. Das Leben können Sie nicht retten.«
Sentenza verkniff sich eine Antwort, reichte Anande einen Sprühverband und nickte in Richtung des Kampflärms.
»Wie sieht es aus?«
»Widerstand ist nur leicht. Wir machen Fortschritte.«
»Botero wird es merken und Entsatz schicken.«
»Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist.«
»Wir sollten …«
»Captain.«
Sentenza erhob sich.
»Captain«, wiederholte sie. »Ich danke Ihnen für Ihre Sorge. Aber lassen Sie uns diese Sache zu einem Ende bringen. Wir wollen die Zeit, die uns bleibt, so gut wie möglich nutzen. Wir wünschen, nützlich zu sein. Geben Sie unserem Leben einen Sinn.«
»Wir können sie retten, ihr Leben verlängern. Das ist noch erheblich sinnvoller«, erklärte Sentenza eindringlich. Die Sudeka lächelte schwach.
»Wie viele von uns? Alle? Tausende? Auf dieser Welt – und auf anderen?«
»Andere?«
»Die Genmatrix wurde über das Netz der Kallia an Genfabriken auf anderen Standorten weitervermittelt. Ich habe keine Ahnung, was meine Schwestern dort treiben, aber ich glaube nicht, dass sie die Hände in den Schoß legen und auf ihr sicheres Ende warten.«
Das wollte Sentenza auch nicht annehmen.
Die Sudeka schien genug von der Diskussion zu haben, wandte sich ab und verschwand. Schüsse waren zu hören. Jemand schrie, eine Frau. Sie kannten diese Stimme, sie hatten sie schon oft gehört. Immer wieder, in verschiedenen Tonlagen, aber immer das gleiche Timbre, die gleichen Laute.
Anande ergriff Sentenza am Arm.
»Weitere Verletzte. Hilfst du mir noch, oder soll ich Sonja erzählen, dass du dich in den Kampf geworfen hast, um ethische Diskussionen zu führen?«
»Ja, Rod. Soll er das?«
Sonja DiMersi war neben ihm aufgetaucht, sah ihn forschend an, möglicherweise auch tadelnd, ganz sicher aber in einem hohen Maße schicksalsergeben.
»Gehen wir«, murmelte Sentenza.
»Gehen wir!«, befahl Dorna. Sie hatten das Depot lange genug beobachtet, um festzustellen, dass es zwar bewacht wurde, jedoch bei Weitem nicht so intensiv, wie es angesichts der Kampfhandlungen eigentlich nötig gewesen wäre. Die Wilden und die Freien hatten ihre Kräfte zusammengezogen, um das Lager zu stürmen. Mehrere einst dort
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