Rettungskreuzer Ikarus Band 050 - Vince
genau darauf wartete, um dann seine Programme, seinen Code, in kleine Stücke zu zerteilen, die mühsam geknüpften Verbindungen zu lösen und ihn, die Stimme sowie die immer wieder helfend eingreifende Ikarus -KI letztlich hilflos zurückzulassen. Sie mussten gar nicht besiegt werden. Es reichte völlig, sie auf irgendwelche alten Datenbanken am Rande des Systems zu verbannen und im eigenen virtuellen Saft schmoren zu lassen.
Trooid war über diese Aussicht nicht beglückt. Doch die Gesamtkapazität des Zentralcomputers, der Botero zur Verfügung stand, in Eintracht mit der Outsider-KI seines erbeuteten Hairaumers, war eine überaus beachtliche Rechenleistung. Quantität hatte seine eigene Qualität, wie Trooid feststellen musste, und wenn man erst die schlafenden Hunde weckte und auf sich aufmerksam machte, dann nutzte auch die jahrhundertelange Vorbereitung wie die der Stimme irgendwann nicht mehr viel.
Sie kamen gemeinsam zu der Überzeugung, dass sie sich zunehmend in der Defensive befanden. Und das galt auch für die Rekruten, die sie unter ihrer Kontrolle hatten. Botero setzte nunmehr schwere Waffen gegen die Rebellen ein, und das ohne jede Rücksicht, wie es von ihm wohl auch nicht anders zu erwarten war. Abgesehen davon, dass Trooid nicht die Absicht – oder die Fähigkeit – hatte, ebenso brutal vorzugehen, es hätte ihm auch gar nichts genutzt, seine gesamten Truppen in den Fleischwolf zu treiben.
Sie mussten einen anderen Weg finden.
Doch ihm standen immer weniger Optionen zur Verfügung.
Sie begannen damit, Verbindungen zu Rechenanlagen außerhalb der Hauptstadt aufzubauen, sich mit Back-ups und Rückzugsräumen auszustatten. Das würde den Kampf verlängern und möglicherweise für Botero mehr als nur lästig sein, sodass er seine Aufmerksamkeit weiter darauf konzentrieren musste. Aber es würde ihnen nicht den Sieg bringen.
Trooid konnte lediglich darauf hoffen, den Sudekas und seiner Crew im Inneren des gigantischen Zentralkomplexes weiter etwas Zeit und Ablenkung zu verschaffen.
Das war, wie er fand, deprimierend wenig.
Als sie durch die zweite Tür durch waren, fand sich dahinter nichts, was auf die Verletzung des Soldaten durch die Säure hinwies. Die Einheit hatte sich wohlweislich zurückgezogen und hinterließ nichts weiter als einen schwach beleuchteten Gang, der nach wenigen Metern zu einer Kreuzung führte, von der zahlreiche weitere Gänge abzweigten. Sentenza hatte sich mittlerweile an den labyrinthartigen Charakter dieser Anlage gewöhnt, doch gerade dies machte die Kämpfe so gefährlich und unberechenbar. Zwei Sudekas waren an ihm vorbeigehuscht, um zu kundschaften, und kehrten nach einigen Minuten wieder zurück.
»Nichts und niemand«, sagte die eine.
»Eine Falle«, die andere.
Auch Sentenzas Instinkte schrien ihn an, nicht weiter vorzurücken. Doch die Nachrichten von der Situation außerhalb des Komplexes klangen nicht gut. Boteros Truppen errangen allmählich die Oberhand. Er hatte mit rücksichtsloser Brutalität angegriffen und dabei in Kauf genommen, ganze Gebäudekomplexe einzuäschern. Sentenza wusste, dass dies vorhersehbar gewesen war. Fühlte sich Botero in die Enge gedrängt, würde er um sich schlagen, und das ohne jedes Gefühl für Maß.
Angesichts der Tatsache, dass er bereits vorher nicht übermäßig damit gesegnet gewesen war, erschien diese Entwicklung sehr beunruhigend.
Sie hatten es eilig.
»Wir haben einen Lageplan dieses Bereichs«, erklärte eine Sudeka. »Es ergeben sich interessante Alternativen.«
»Welche?«, fragte Sentenza. Alternativen wären mal etwas Neues.
»Wir können weiter direkt auf die zentrale Schaltanlage zumarschieren, in der wir Botero vermuten, oder wir können einen völlig anderen Weg gehen.«
Die Sudeka zeigte ihm den Plan, den er stirnrunzelnd betrachtete.
»Tiefer? Noch tiefer?«
Die Klonfrau wies ihm einen Weg, der sie weitere einhundert Meter nach unten führte, in eine Richtung, die außerdem von Boteros angenommenem Standort fortführte.
»Was ist da unten?«
»Die zentrale Energieversorgung. Wir könnten alles abschalten.«
»Was ist alles?«
»Den gesamten Zentralcomputer.«
»Was für Konsequenzen hätte das für die Versorgung der Stadt?«
»Sie würde ausfallen, zumindest, was die noch funktionierenden automatischen Anlagen angeht. Die Rekruten müssten sich organisieren. Für einige Wochen sind ausreichend Vorräte vorhanden. Bis dahin haben wir aber Botero erledigt oder er uns. In beiden
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