Rettungslos verliebt
wenn ich Daisy heiraten möchte, was dann?"
"Dann wäre ich sehr erleichtert, Mr. Jordan", erwiderte Lydia aufrichtig. "Vorausgesetzt natürlich, dass Sie sie lieben. Sie braucht jemanden, der sich um sie und das Kind kümmert. Ich kann nicht immer bei ihr sein. Sie wäre bestimmt eine wunderbare Ehefrau."
"Wie können Sie so etwas behaupten?" fragte er verbittert. "Sie haben mir doch gerade erklärt, sie sei so verrückt wie ein Hase im Frühling.
Wenn ich mich nicht täusche, liegt das bei Ihnen in der Familie, obwohl Sie mich vom Gegenteil überzeugen wollen."
"Passen Sie mal auf", erwiderte Lydia kühl, "ich finde Daisys Idee nicht unbedingt gut. Aber heutzutage entscheiden sich viele Frauen dafür, ihr Kind allein großzuziehen. Und das nicht nur, weil sie verrückt sind, sondern weil sie es für eine akzeptable Alternative halten. Frauen, die ihre Karriere fortsetzen und nicht nur Hausfrau und Mutter spielen wollen, sobald sie verheiratet sind oder Kinder haben, werden glücklicherweise in unserer Gesellschaft akzeptiert." Sie zögerte kurz.
"Reden Sie weiter", forderte Joe sie prompt auf.
Sie zuckte die Schultern. "Ich glaube, Daisy wäre damit überfordert."
Joe Jordan setzte sich wieder hin und stützte das Kinn in die Hände.
Nachdenklich betrachtete er diese sechsundzwanzigjährige Frau, die ihre Meinung sehr geschickt vertrat. Sie feuerte quasi aus der Hüfte und war vielleicht sogar ungewöhnlich reif.
"Sie haben erwähnt, Sie seien nicht unbedingt dafür, ein Kind allein großzuziehen. Warum eigentlich nicht?"
"Weil ich der Überzeugung bin, dass es beide Elternteile braucht.
Natürlich wachsen Kinder manchmal auf Grund bestimmter Umstände ohne Vater oder Mutter auf, so wie beispielsweise Daisy und ich. Und es bedeutet auch nicht, dass leibliche Eltern automatisch gute Eltern sind. So genannte geordnete Familienverhältnisse sind jedoch zumindest hilfreich."
Er zog die Augenbrauen hoch. "Zufällig bin ich mit Ihnen einer Meinung. Entschuldigen Sie die saloppe Ausdrucksweise, aber ich würde mich nicht dazu hergeben, den Zuchthengst zu spielen. Wissen Sie, ob Daisy geplant hat, mich zu informieren? Oder hatte sie vielleicht vor, mit dem Baby einfach aus meinem Leben zu verschwinden, ohne dass ich etwas von meiner Vaterschaft geahnt hätte?"
"Genau das macht es für Daisy so problematisch", antwortete Lydia ernsthaft. "Zu der ganzen Sachen gehören ja zwei. Während sie glaubt, sie sei in Sie verliebt, weiß sie nicht, ob Sie ihre Gefühle erwidern. Wenn Sie sicher sein könnte, dass Sie sie lieben, würde sie bestimmt den ganzen Unsinn vergessen."
"Ich bin sprachlos", erklärte Joe Jordan betont gefühlvoll.
"Wären Sie bereit, mit mir über Ihre Gefühle für Daisy zu reden?"
fragte Lydia.
"Nein! Das heißt", korrigierte er sich gereizt und ironisch, "ich denke gar nicht daran, sie zu heiraten. Ehrlich gesagt, momentan will ich überhaupt nicht heiraten", fügte er mürrisch hinzu. "Sehen Sie, es war nur eine oberflächliche Bekanntschaft und noch nicht einmal eine Affäre. Daisy hat angefangen, von ... Ach verdammt!" unterbrach er sich und blickte Lydia durchdringend an.
"Na ja, jetzt wissen Sie wenigstens Bescheid. Aber Sie haben sie doch gern, oder gehen Sie mit jeder Frau ins Bett, die eine gewisse Bereitschaft signalisiert?" Lydia sah ihn betont unschuldig an.
Er fluchte vor sich hin, während sie völlig unbeeindruckt auf seine Antwort wartete.
Schließlich biss er die Zähne zusammen. "Natürlich mag ich sie. Es macht Spaß, sich mit ihr zu unterhalten, außerdem wirkt sie sehr dekorativ, man kann sich mit ihr sehen lassen. Aber ..." Er seufzte.
Offenbar fand er nicht die richtigen Worte.
"Vermissen Sie sie nicht, wenn Sie nicht mit ihr zusammen sind?"
Joe kniff die Augen zusammen. "Ist das ein Verhör? Sie scheinen genau zu wissen, wovon Sie reden."
"Stimmt. Ich habe mit zwanzig geheiratet", erwiderte Lydia ruhig.
"Wir waren ein Jahr zusammen, ehe mein Mann bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Er ist immer noch in meinen Gedanken und nie ganz weg."
Man sah ihm sein Unbehagen an. Doch ehe er es in Worte fassen konnte, fuhr Lydia fort: "Sie brauchen sich jetzt nicht zu entschuldigen für das, was Sie vielleicht mit Ihrer Bemerkung andeuten wollten. Ich habe Ihnen meine Geschichte nicht erzählt, um Sie zu irritieren ..."
"Warum denn sonst?" unterbrach er sie. "Und weshalb haben Sie Ihren Mädchennamen wieder angenommen?"
Lydia stand auf. "Mein Mann hieß auch Kelso,
Weitere Kostenlose Bücher