Rettungslos verliebt
Daisy und Lydia waren in dem Haus aufgewachsen.
Daisy stand auf. "Es gibt Schweinebraten. Du weißt doch, so einen mit einer herrlich knusprigen Kruste. Wir sollten sie nicht warten lassen."
James Kelso, der berühmt für seine Buschballaden, Gedichte und dergleichen war, die er unter dem Namen "Kelso James"
veröffentlichte, und genauso bekannt dafür, dass er nur Buschhemden und Jeans trug, räusperte sich und hob das Glas.
"Ich möchte gleich mehrere Toasts ausbringen. Zuerst auf dich, meine liebe Chattie, weil der Braten heute die knusprigste Kruste hat, die ich je gegessen habe."
Chattie, eine unverheiratete Fünfzigerin, der Lydia sehr ähnlich sah, lächelte schalkhaft. "Das habe ich auch schon gedacht, aber ich wollte mich nicht selbst loben."
"Und dann auf dich Daisy", James Kelso sah seine ältere Tochter an,
"weil du wieder einmal sensationell aussiehst, nicht älter als neunzehn."
Daisy lächelte ihren Vater liebevoll an. "Dad, du bist ein charmanter, aber schamloser Lügner."
"Darf man fragen, wie es momentan um dein Liebesleben bestellt ist?"
"Man darf. Ich habe sozusagen einen kritischen Punkt erreicht."
"Hm. Neunundzwanzig ist ein gefährliches Alter. Meinst du nicht auch, Chattie?"
"Nein. Jedes Alter kann gefährlich sein. Ich hatte mit siebzehn das Gefühl, in einem gefährlichen Alter zu sein, dann noch mal mit neununddreißig. Mit siebzehn hätte ich alles dafür gegeben, einen Freund zu haben wie die anderen Mädchen, und mit neununddreißig habe ich mir einen Ehemann gewünscht."
"Auch Kinder?" fragte Daisy.
"Ja. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ein Kind allein großzuziehen ..."
"Chattie!" unterbrach James Kelso sie vorwurfsvoll. "Bring die Mädchen doch nicht auf solche Gedanken."
"Lass mich ausreden, James. Ich habe mich dagegen entschieden, weil mir bewusst wurde, wie unfair es einem Kind gegenüber ist, ihm den Vater vorzuenthalten."
Lydia legte Messer und Gabel hin und blickte ihre Tante an. Ahnte Chattie, was in Daisy vorging?
"Da hast du Recht", stimmte James Kelso seiner Schwester zu. "Wie ist es, Mädchen, seid ihr froh, dass ihr mich habt?"
Spürt unser Vater etwa auch, in welchem Dilemma Daisy sich befindet? fragte Lydia sich.
"Dad, natürlich sind wir froh, dass wir dich haben, du hast unser Leben bereichert", erklärte sie. "Nur mit deiner Vergesslichkeit machst du mich verrückt. Dass du nie daran denkst, die Socken zu wechseln, wenn du überhaupt welche anziehst, und..."
"Ah ja, Lydia, auf dich wollte ich auch noch einen Toast ausbringen", fiel James Kelso ihr humorvoll ins Wort. "Wir werden dich sehr vermissen, meine Liebe. Wer soll während deiner Abwesenheit die Sicherungen auswechseln und unsere Autos in Gang bringen, wenn sie nicht anspringen? Du weißt doch, dass ich damit hoffnungslos überfordert bin."
"Stimmt." Lydia lächelte ihn an. "Aber du kannst in den Gelben Seiten blättern, da findest du alles, was du brauchst: Elektriker, Automechaniker, Klempner ... Nein, ich habe eine bessere Idee. Ich schreibe euch alles auf."
"Damit wir uns richtig klein und dumm vorkommen", wandte James Kelso ein. "Trotzdem danke, es ist eine gute Idee. Wir alle freuen uns mit dir über die neue Aufgabe und wünschen dir eine schöne und glückliche Zeit!" Er hob noch einmal das Glas.
"Danke." Lydia sah sich im Esszimmer um und betrachtete den schweren, alten Eichentisch, die grünen Wände, die Skulpturen, die ihre Tante angefertigt hatte, und die Gemälde mit den dekorativen Goldrahmen. "Ich werde euch vermissen", fügte sie hinzu.
"Versprecht mir, dass ihr keine Dummheiten macht während meiner Abwesenheit."
Als Lydia am Abend ins Schlafzimmer ging, fühlte sie sich irgendwie erleichtert. Sie hatte mit Chattie allein reden können, und es hatte sich herausgestellt, dass ihr Daisys Dilemma bewusst war. Lydia vertraute ihr an, dass sie ohne Daisys Wissen bei Joe Jordan gewesen sei.
"Was ist er für ein Mensch?" fragte Chattie gespannt.
"Ein interessanter, aber er meint es mit ihr nicht ernst. Offenbar ergreift sie selbst immer wieder die Initiative."
"Dann schläft sie mit ihm, oder?"
"Dazu hat sie sich nicht geäußert. Aber sie wirkt so ... na ja, du weißt schon."
"Ja. Typisch Mann, dass er sie nicht gebremst hat", sagte Chattie.
"Aber wenn Daisy einmal in Fahrt ist, kann sowieso niemand sie zurückhalten. Vielleicht sollte man ihn nicht verurteilen. Und was ist mit dir?"
"Mit mir?" wiederholte Lydia.
"Wann lässt du die Vergangenheit ruhen und
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