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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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sie ihre eigenen Leute direkt neben Dog platziert hatten, doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken.
    »Angel!«, knisterte die Stimme seiner Schwester aus dem Funkgerät. »Sie ist da!«
    Aus der pastellgelben Häuserfassade der Südseite kamen genau sechs schwerbewaffnete Sicarii in einer Reihe gemächlich auf sie zu. Vier Männer und zwei Frauen, eingehüllt in dicke Schutzwesten, ausgerüstet mit Headsets, unterschiedlichsten Maschinenpistolen und Sturmgewehren. Jeder von ihnen schien für die eigene Ausrüstung Sorge zu tragen, die weit über die übliche Ausstattung der sicariianischen Armee hinausging. Das einzige Merkmal, das sie sich teilten, waren pechschwarze Baretts mit silbern funkelnden Emblemen auf der hochstehenden Seite.
    Angeführt wurden sie von der adelig stolzierenden Schwertkämpferin, die sich Angel als Jade zu erkennen gegeben und Cassidy vor dem Angriff auf Eagle Village wie ein Stück Vieh auf dem Markt begutachtet hatte. Dem Mädchen lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als sie die gleichmäßigen Schritte der hochgewachsenen Frau verfolgte. Neben ihrem rasiermesserscharfen Katanaschwert in seiner japanischen Saya-Scheide ragte eine hochmoderne Schrotflinte mit Zielvisier über ihrer rechten Schulter empor. Darunter verbarg ein hellbrauner, knielanger Trenchcoat aus feinstem, naturfarbenen Hirschleder ihren durchtrainierten Körper, den Angel nach eigener Überzeugung nur aufgrund ihrer Schulterverletzung hatte besiegen können. Der breite, heruntergeklappte Kragen bot ein freies Sichtfeld auf ihr kantiges, hellhäutiges Gesicht und den beinahe anzüglich tiefen Ausschnitt ihres darunterliegenden Hemdes. Ihre kupferfarbenen Haare waren zu einem einzigen, perfekten Zopf zusammengeflochten worden, der bis zwischen ihre Schulterblätter reichte und damit eine vollendete Symbiose mit den parallel nebeneinanderliegenden Waffen bildete. Zusätzlich hielt sie einen hellgrauen, einen Meter langen und, verglichen mit ihrer schlanken Statur, drei Finger dicken Stab in den Händen, den Angel aus der Entfernung nicht zu identifizieren vermochte.
    Dog schnaufte zornig und ließ sich nur mit einem beherzten Griff an seinen verschwitzten Nacken davon abhalten, wie ein tollwütiger Grizzlybär auf die unbeeindruckt näherkommenden Sicarii zuzustürmen. Für einen Augenblick glaubte Angel sogar, Schaum vor seinem unterdrückt aufheulenden Mund zu sehen, ehe er sich notgedrungen wie ein geschlagener Hund fügte.
    »Caiden«, murmelte sie und warf ihm dabei einen ernsten Blick zu, als ginge es um Leben und Tod. »Dreißig Sekunden.«
    Er verstand und sandte mit seiner kleinen Stabtaschenlampe unbemerkt Lichtzeichen an die eingesperrten Vultures, während Angel bedächtig auf die Sicarii zustolzierte und sie damit ablenkte.
    »Ich glaube, du schuldest mir eine Revanche!«, rief Jade, als sie nur noch ein paar Meter voneinander entfernt standen. Die sechsköpfige Eskorte blieb einige Schritte hinter ihr zurück. Mit ihren auf den Boden gerichteten Gewehren machten sie deutlich, dass sie sich nicht einmischen würden. Aus den dunklen Hausecken traten zusätzlich vereinzelte sicariianische Patrouillen hervor, die offensichtlich nicht verstanden, was hier vor sich ging, und vorerst im Schatten der Gebäude verharrten.
    Als Angel ihre Kontrahentin nicht sofort mit einer Antwort würdigte, schleuderte Jade ihr die hellgraue Kunststoffstange zu, die sie die ganze Zeit lang vor ihrem Körper präsentiert hatte.
    Während hochrangige Befehlshaber bis in die letzten Kriegsjahre blitzende Dolche und Säbel als zeremonielle Symbole führten, schufen sich Spezialkommandos mit Teleskopstäben aus neuartigen Verbundwerkstoffen ihren eigenen Mythos. Im Gegensatz zu den größtenteils nutzlosen Stichwaffen gewöhnlicher Offiziere dienten die extrem stabilen Stäbe als Stützen für Feldlager, provisorische Bahren zum Transport von Verwundeten, Fahnenmasten für Feldzeichen oder in Nahkämpfen als tödliche Waffen. Ein kleiner Schieberegler entsicherte die Teleskopmechanik, die anschließend auf Knopfdruck je zwei weitere Elemente pro Seite aus dem Stab herausschoss. Auf Wunsch konnte man auch nur eine Seite ausfahren, da militärische Zelte hinter feindlichen Linien wohl kaum zwei Meter in die Höhe ragen sollten, was die Gesamtlänge des Kampfstabs darstellte. Absolut staub- und wasserdicht, mit reichhaltiger Ausstattung über einen Kompass bis hin zum sicher verstauten Nähset reichte diese Waffe an die

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